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Landeshauptstadt: Ein Ständchen für die Professoren

Tänzer, Kabarett und 1000 Euro für das Audimax: Den ersten Uni-Ball besuchten rund 500 Gäste

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Normalerweise hat das Uni-Hauptgebäude am Campus Griebnitzsee ja eher den Charme eines U-Bahnhofs mit Sichtbetonwänden. Dass es auch anders geht, zeigte die Universität Potsdam am Samstag mit ihrem ersten fächerübergreifenden Uni-Ball: Foyer und Mensa sind festlich illuminiert, die Betonsäulen haben ein paar Seidenbänder spendiert bekommen und über den roten Teppich schreiten an diesem Abend knapp 500 Studierende, Dozenten und Uni-Mitarbeiter in Anzug und Kleid.

Nicht nur für die Uni ist es eine Premiere. „Das ist mein erster Ball“, sagt die 23 Jahre alte Geowissenschafts-Studentin Anika Fischer. Auch die 22-jährige Biologiestudentin Lisa Leuermann freut sich: „Bei Bio gibt es keinen eigenen Ball, so wie bei den Juristen oder Sportwissenschaftlern.“ Das Publikum ist gut durchmischt, auch bei den Dozenten kommt die Veranstaltung an: „Ich freue mich, dass sich die Uni endlich dazu aufgerafft hat“, findet die 52-jährige Chemie-Dozentin Sabine Kosmella. „Die Büffet-Situation ist zwar etwas angespannt, aber ansonsten ein großes Lob an die Organisatoren.“

Tatsächlich gibt es zwei lange Büffet-Tafeln – eine davon gegenüber der Geschirrrückgabe. Sie biegen sich unter den Warmhaltebehältern, doch an beiden haben sich fast 20 Meter lange Schlangen gebildet – fast keiner traut sich, ohne anzustehen etwas zu nehmen. Eine Besucherin spricht sogar vom „Abend der Schlangen“, denn auch beim Porträt-Foto-Service und natürlich an der Garderobe stehen die Akademiker geduldig an. Trotz der insgesamt eher nüchternen Kulisse ist die Stimmung gut, wenn auch nicht euphorisch: „Man fühlt sich gar nicht wie in der Mensa, wo sonst alles dicht an dicht sitzt“, sagt Christopher Pries. Der 21-jährige Mathestudent hatte im Vorfeld ein paar Probleme mit dem Uni-Ball: „Man wusste gar nicht, wo man das Ticket herbekommen konnte. Überhaupt habe ich von dem Ball nur durch Kommilitonen erfahren.“ Philosophie-Professorin Marie-Luise Raters ist jedoch nachsichtig: „Es gibt beim ersten Mal immer Kinderkrankheiten.“

Die Dozentin steht nachher selbst noch mit dem studentischen „Kabarett Krise“ auf der Bühne, die nahe der Essensausgabe aufgebaut wurde. „Ein so großes Publikum hatten wir noch nie!“ Der Auftritt kommt aber gut an, vor allem als der weibliche Chor der „Studi-Singers“ anhebt zu singen: „Ich will nur ’nen Professor, denn die sind angeblich sehr klug“. Tagesaktuell wird natürlich auch noch ein Plagiats-Seminar angekündigt. Titel: „Die Ästhetik des sterbenden Schavans“

Getanzt wird natürlich auch. Die Hochschulsportler bieten den Gästen in einigen Show-Einlagen etwas Anschauungsunterricht: Ein Kunstturner-Duo präsentiert akrobatische Kraft-Figuren, während Jekaterina Perederejeva und Michael Wenger – norddeutsche Meister im Standardtanz – mit ihrer Performance den Mensa-Boden anwärmen. Damit niemand den ersten Schritt machen muss, fordern die Profi-Tänzer einfach einen Herrn und eine Dame aus dem Publikum auf. Die Strategie geht auf: Schon nach wenigen Minuten drohen die ersten Stühle umgetanzt zu werden, einige Gäste verlegen den Tanz einfach in den hinteren Teil der Mensa.

Der Abend hat auch einen guten Zweck: Über 1000 Euro kamen bei der Tombola für die Modernisierung des Audimax am Neuen Palais zusammen. Anreize zum Los-Kauf gab es genügend: 150 Preise sind von Unternehmen aus Potsdam und Umgebung gestiftet worden, darunter ein signierter Ball von Turbine Potsdam, eine Business-Yoga-Stunde, ein Wochenende im Inselhotel auf Hermannswerder oder ein Candlelight-Dinner auf einer Luxusjacht. Wer sich seinen Dauerplatz im Audimax sichern wollte, konnte einen der Stühle gleich ersteigern und seinen Namen darauf verewigen lassen.

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