
© Manfred Thomas, Agentur
Homepage: Ein umfangreicher Fundus 3200 Absolventen in 55 Jahren Filmhochschule HFF
Eigentlich war es schon im vergangenen Oktober so weit. Doch wenn man ein so „ungerades“ Jubiläum wie das 55.
Stand:
Eigentlich war es schon im vergangenen Oktober so weit. Doch wenn man ein so „ungerades“ Jubiläum wie das 55. begeht, dann kann man es auch auf ein paar Monate ausdehnen, dachte man sich wohl an Potsdams Filmhochschule „Konrad Wolf“ (HFF). So war dann am Donnerstagabend auf dem Neujahrsempfang der HFF das Finale der Feierlichkeiten zum 55-jährige Bestehen angesetzt. Dass Brandenburgs einzige Kunsthochschule mittlerweile eine Art „Fossil“ ist, weil alle anderen Hochschulen des Landes erst nach der Wende gegründet wurden, stört den HFF-Präsidenten Dieter Wiedemann keineswegs. Ergeben doch gerade diese 55 Jahre Filmhochschule einen äußerst umfangreichen Fundus an Absolventen, die inzwischen in der Filmbranche zu Namen gekommen sind.
Was die HFF auf die Idee brachte, sich eine Art „Hall of Fame“ einzurichten. Zum gestrigen Jubiläumsfest wurde das „Book of Fame“ der Hochschule vorgestellt, es präsentiert 55 Absolventen, die mit ihrem Schaffen für die weiteren 3200 Filmschaffenden stehen sollen, die bislang an der Potsdamer Filmhochschule ihr Handwerk erlernt haben. Wen könnte man da nicht alles aufzählen, natürlich Andreas Dresen, Rolf Losansky, Kurt Tetzlaff, Rainer Simon oder Andreas Kleinert, Winfried und Robert Glatzeder, André Hennicke, Boris Aljinovic, Thomas Brussig, Volker Koepp oder gar Ulrich Plenzdorf. Doch man hat für die 55 Kandidaten der Publikation nicht nur unter den bekanntesten Namen gefahndet, sondern versucht Akzente zu setzen, und vor allem auch den jüngeren Absolventen ein Gesicht zu geben. So findet man etwa bei den Darstellern neben dem altbekannten „Polizeiruf“-Gesicht Jaecki Schwarz auch die Nachwuchsschauspielerin Katja Heinrich, die nach der Wende an der HFF studiert hatte und dann am Hans Otto Theater reüssierte, bevor sie nach Essen wechselte. Oder man findet unter den Regisseuren neben den renommierten Altmeistern auch Marc-Andreas Bochert, der noch als Student für seinen Film „Kleingeld“ 1999 den Studenten-Oscar erhielt und heute für das ZDF Kinderfilme dreht. Nachdem die Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum eher eine Hommage an die früheren Jahrgänge aus DDR-Zeiten waren, wollte man nun eben stärker den Nachwuchs der Nachwendezeit bedenken.
Im Oktober 1954 war die Deutsche Hochschule für Filmkunst in Potsdam nach dem Vorbild der Moskauer und Prager Filmhochschulen gegründet worden. Ging es anfangs um das Handwerk der Filmkunst kam 1967 auch die Ausbildung des Fernsehnachwuchses der DDR hinzu. 1984 dann wurde die Ausbildung von Trickfilmzeichnern – heute Animation – ergänzt, 1985 erhielt die Hochschule den Ehrennamen „Konrad Wolf“. Nach der Wende kamen die theoretischen Medienwissenschaften hinzu, und die Hochschule verließ im Jahr 2000 die zahlreichen Babelsberger Villen, in denen sie bislang residierte, um in den imposanten Neubau am Rande des Studiogeländes zu ziehen. Nachdem die HFF dann 2003 zur reinen Kunsthochschule avancierte, verfolgt sie heute den ehrgeizigen Plan, eine Film-Universität zu werden.
55 Jahre Filmhochschule, zumal davon ein Großteil in der DDR-Zeit liegen, lassen sich natürlich nicht ohne einen Blick auf den Totalitarismus betrachten. Zwei der in dem „Book of Fame“ Porträtierten – Lars-Peter Barthel und Thomas Heise – stehen nach den Worten von Dieter Wiedemann dann auch für die HFF-Geschichte, die mit Repression, verbotenen Filmen und Bespitzelung einhergeht. Wie viele andere wurden die beiden vom Staat in ihrer künstlerischen Tätigkeit behindert. „Manche sind daran zerbrochen, manche haben sich im System eingerichtet und einige andere sind ins innere Exil gegangen“, erinnert Wiedemann im Vorwort des Buches . Jan Kixmüller
Mehr Informationen:
www.hff-potsdam.de
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: