Von Jan Kixmüller: Ein Werkzeug fürs Leben
Symposium zum Design-Preis / Fachhochschule Potsdam gründet Design-Initiative-Brandenburg
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Alles ist Design – Design ist alles. Zumindest in der Wirtschaft. Im Wettbewerb brauche man ein Profil, man brauche eben Design, erklärte Prof. Rainer Grahn, Dekan des Fachbereiches Design an der Fachhochschule Potsdam. Zur Verleihung des brandenburgischen Design-Preises (PNN berichteten) hatte Grahn über die Wirtschaftlichkeit von Design gesprochen. Doch, auch wenn Design so wichtig für die Vermarktung von Produkten ist, so müsse man sich immer vor Augen halten, dass kein Kunde auf eine neue Marke wartet. „Es gibt bei uns in Westeuropa einfach fast schon alles“, so der Potsdamer De signer.
Dennoch: Design kann kaufentscheidend sein. Es gehe heute für die Gestaltung vielfach darum, die Kompliziertheit unserer Welt für die Menschen einfacher zu machen. Stand früher das Styling im Vordergrund von Design, sind heute der konzeptionelle Gestaltungsprozess und die Strategie als entscheidende Segmente hinzugekommen. Niemand braucht heute ein neues Handy. Doch die Neuauslegung des Mobiltelefons als einfach zu bedienendes Multifunktionsgerät, das darüber hinaus auch noch schön gestaltet ist, das sei der ausschlaggebende Faktor für den Siegeszug des I-Phones gewesen, erklärt Grahn. „Man braucht kaum neue Funktionen oder Features, es kommt vielmehr auf eine sinnvolle Verknüpfung an“, meint der Designer.
Dass Design überall ist, hatte Grahn mit einem augenzwinkernden Verweis auf die Toilette der Waschhaus-Arena, in der die Preisverleihung zusammen mit einem Symposium am Mittwoch stattfand, deutlich gemacht. Dort hatte er entdeckt, dass sogar für die Gestaltung der Handtuchrolle ein Design-Büro verantwortlich zeichnet. „Das Thema ist weit gestreut“, sagte Grahn. Der FH-Dozent definierte Design mit den Worten des Star-Designers Richard Sapper: Design sei die Lösung von Problemen, es sei ein Werkzeug für das Leben. Sapper habe nie etwas gemacht, was nur Schmuck gewesen wäre. Womit der Gestalter weit kam. Er habe als Nicht-Italiener an einem der italienischen Heiligtümer „herumschrauben“ dürfen: Ergebnis war eine neu gestaltete Espresso-Maschine.
Die Fachhochschule Potsdam nun versucht auf die neuen Anforderungen an die Disziplin Antworten zu finden. So etwa mit dem deutschlandweit einzigartigen Studiengang Interface-Design, der nach Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine sucht. So gehe es beispielsweise darum, wie jemand aus Hamburg mit einem Berliner Fahrkartenautomaten zurecht kommen kann, erklärt Grahn. Für die zunehmend kompliziertere Technik brauche es Lösungen, die es den Menschen so einfach wie möglich machen.
Dass die Potsdamer FH hier auf dem richtigen Weg ist, spiegelte sich auch bei der Preisverleihung wider. Unter den Einreichungen für den Juniorpreis waren zahlreiche Arbeiten der Potsdamer FH, den ersten Preis in der Kategorie Juniordesign erhielt Design-Student Omer Yosha für sein „Air Piano“, auch den zweiten und dritten Platz belegten FH-Studenten. Der erste Preis in der Hauptkategorie schließlich ging über Umwege ebenso an die FH. Der ausgezeichnete Vacat-Verlag ist ein Projekt der FH-Dozentin Betina Müller.
So verbunden mit dem Brandenburger Design-Preis, der nach langjähriger Pause nun zum fünften Mal vergeben wurde, wollte die Fachhochschule ihren Teil zur weiteren Wertschöpfung von Design-Projekten im Land beitragen. Sozusagen als Geburtstagsgeschenk brachte Grahn die Ankündigung mit, eine Design-Initiative-Brandenburg durch den Fachbereich der FH gründen zu wollen. Konzeptionelle Beratung für Design-Firmen stehe im Vordergrund, die Frage wie man Gestaltung in Brandenburg noch wirtschaftlicher betreiben kann.
Bleibt noch die emotionale Seite von Design. Andrea Maria Vock von der Potsdamer UVA Kommunikation und Medien GmbH ging soweit zu sagen, dass Design die „Seele des Geschäfts“ ist. „Design beflügelt die Menschen und schafft Erfolge“, sagte die Unternehmerin, für die Erfolg ganz offensichtlich kein großes Problem darstellt. Wenn die Unternehmen in Brandenburg diese Prämisse beherzigen würden, sehe sie eine positive wirtschaftliche Entwicklung in der Region.
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