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Verfassungsschutz-Chef über Predigten in Potsdam: „Ein ziemlich konservatives Islambild“
Der Verein der Muslime in Potsdam wird auch nach der umstrittenen Predigt nicht vom Verfassungsschutz beobachtet. Gleichwohl forderte Verfassungsschutz-Chef Weber die Muslime auf, eine Zivilgesellschaft zu bilden.
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Der Potsdamer Moschee-Verein wird auch nach der von dem ARD-Journalisten Constantin Schreiber publik gemachten umstrittenen Predigt nicht vom Brandenburger Verfassungsschutz beobachtet. Das sagte der zuständige Abteilungschef im Innenministerium, Carlo Weber, am Donnerstag im Innenausschuss des Landtags. Für eine Beobachtung fehlten die nötigen Anhaltspunkte auf verfassungsfeindliche Bestrebungen. Es gebe aber Erkenntnisse aus der Beobachtung von Einzelpersonen. Diese seien „nicht derart belastbar, dass ich ausschließen kann, dass es auch Predigten gibt, die über das Ziel hinausschießen“, so Weber. Das Ergebnis von Schreibers Recherchen decke sich mit der Auffassung des Verfassungsschutzes. „Dort wird ein ziemlich konservatives Islambild vermittelt, das nicht der größte Beschleuniger von Integrationsbemühungen bei Flüchtlingen ist.“
Weber forderte einen modernen Euro-Islam
Der Verfassungsschutzchef forderte zugleich präventive Maßnahmen. Nötig sei ein moderner Euro-Islam. Weber fragte, wo, wenn nicht hier, könnte er entstehen, wo die moderne, liberale Welt mit Religionsfreiheit auf einen Glauben treffe, „der es noch nötig hat, sich zu reformieren“, um kompatibel zu sein mit „unserer europäischen Lebensweise“. Weber erklärte, Schreibers Versuch könnte ein Zeichen an ein „aufgeklärtes islamisches Publikum sein, eine Art Zivilgesellschaft zu bilden, wie wir sie gegen den Rechtsextremismus gebildet haben“. Schreiber hatte für sein Buch „Inside Islam“ 2016 Freitagsgebete in 13 Moscheen in Deutschland besucht. Das Ergebnis für Potsdam: eine Predigt, die Integration hemmt. Weber betonte, es gebe nicht nur einen Imam, der in Potsdam die Freitagsgebete abhalte.
Nach den Veröffentlichungen des Journalisten Schreiber hat der Verein der Muslime wie berichtet auch erste Konsequenzen gezogen. Künftig sollen die arabischen Predigten ins Deutsche übersetzt und ausgereicht werden. Zudem sollen die übersetzten Predigten dann im Internet abrufbar sein.
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