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Schottisches Zugeständnis. 24 Single Malt Whisky-Sorten finden sich auf der Getränkekarte und erinnern an die Herkunft des schottischen Küchenchefs Tim Cumming. Gemeinsam mit seiner Frau Trawen Hartmann führt er das Restaurant Ma Cuisine.

© M. Thomas

Von Kay Grimmer: Eine Hochzeit vieler Ideen

Ein schottischer Koch lädt im Holländischen Viertel zur französischen Küche ein – ohne Gourmetkuddelmuddel

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Ein Schotte als Küchenchef: der Geruch von Haggis hängt in der Luft. Ein Restaurant im Holländischen Viertel: Man schmeckt in Gedanken Matjes. Ein Lokal mit dem französischen Namen „Ma Cuisine“: die piekfeine Sterneküche á la Monsieur Bocuse kommt in den Sinn. Ein schottischer Küchenchef in einem französischen Restaurant im Holländischen Viertel – Gourmetkuddelmuddel? Keineswegs. Der Schotte Tim Cumming hat mit seiner deutschen Ehefrau Trawen Hartmann im gemeinsamen Restaurant „Ma Cuisine“ eine, auch durch die Herkunft der Deutschen und des Schotten und ihr gemeinsames frankophiles Interesse eine neue Note in der Potsdamer Gastro-Landschaft geschaffen.

Das Paar, das sich – um die Internationalität perfekt zu machen – in einem französischen Bergdorf kennen- und liebengelernt hat – verschlug es nur durch Zufall nach Potsdam. „Unsere Hochzeitsreise ging quer durch Deutschland“, erzählt Trawen Hartmann. An ein Restaurant in Hartmanns Heimatland dachte keiner der beiden. „Wir wollten viel lieber in Frankreich ein Lokal eröffnen.“

Doch als die zwei in Potsdam im Holländischen Viertel standen, „waren wir sofort verliebt in die kleinen Räume in der Hebbelstraße 54“. Innerhalb von wenigen Tagen war der Mietvertrag unterschrieben. Und der Stress begann. „Zweieinhalb Monate haben wir entrümpelt, renoviert, die komplette Küche umgearbeitet“, erinnert sich die Inhaberin. Nun sei das Lokal ein „Marriage of ideas“, eine Hochzeit vieler Ideen, wie Tim Cumming sein Restaurant nennt. In der Küche verschmelzen französische und schottische Einflüsse, im Restaurantraum dominieren Antiquitäten, kontrastiert von modernen Kunstwerken, allesamt von Trawen Hartmann gemalt.

So wurde der Schotte Tim Cumming Küchenchef im „Ma Cuisine“. Seit über 35 Jahren agiert er mit Kochlöffel und Topfdeckel. Cumming betrieb in England bereits vier eigene Restaurants und erhielt für seine lukullischen Kreationen schon einen Michelin-Stern. Trawen Hartmann, Japanologin und Künstlerin, kümmert sich um die Bewirtung im 36 Plätze fassenden Lokal. „Ich will den direkten Kontakt zu unseren Gästen, begrüße sie an der Tür persönlich und verabschiede sie.“ Diese Note zieht sich bis zur handgeschriebenen Karte mit täglich wechselnden Gerichten. Und – auch wenn französisch gekocht wird – Schicki-Micki-Portiönchen, die man auf dem Teller suchen muss, gebe es im „Ma Cuisine“ nicht, beteuert Trawen Hartmann. „Wir setzen auf die französische Landhausküche mit schottischer Note – die ist besonders und man wird auch satt“, verspricht Hartmann.

Das deutsch-schottische Paar mit dem Hang zu Frankreich hat in Potsdam eine erste gemeinsame Heimat gefunden. „Wir fühlen uns unglaublich wohl, auch wenn Tim sein Schottland vermisst“, erzählt Trawen Hartmann. Vor allem „sein Tal“ würde ihm fehlen, dort, wo seine Familie, der Cumming- Clan lebt. Erinnerungen konnte der Schotte jetzt auffrischen, den gesamten Januar verbrachte das Paar in den Highlands. Ab dieser Woche heißt es wieder „Küchendienst“ für Tim Cumming. Und wenn die Sehnsucht nach Schottland aufkommen sollte, kann der „Clan-Chef“ des „Ma Cuisine“ einen Blick in die Getränke-Karte werfen. Dort hat sich der „Gentleman-Koch“, wie ihn Trawen Hartmann gern nennt, mit 24 Single Malt Whisky-Sorten, ein schottisches Refugium geschaffen. „Und es werden noch mehr“, verspricht Cumming. 

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Hinweis: Das Restaurant ist seit 2014 geschlossen.

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