
© Andreas Klaer
Von Jan Brunzlow: Eine Million Euro für einen Spielplatz
Seit 1946 gab es die Firma Hans Kobert, doch 2007 war Schluss. Jetzt sind die Kobert-Brüder wieder da
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Brandenburger Vorstadt - Für Daniel Kobert ist es alles oder nichts. Seit anderthalb Jahren baut er gemeinsam mit seinem Bruder Yves eine alte Kaufhalle Am Kiewitt aus, um den ersten Indoor-Spielplatz in der kinderfreundlichsten Stadt Deutschlands zu eröffnen. Dabei hatte er bis dahin noch nicht einmal darüber nachgedacht, eine abrissreife Halle zu kaufen, sich Anwohnerbedenken zu widersetzen und künftig allein von Eltern und ihren Sprösslingen abhängig zu sein. Denn Kobert war Geschäftsführer eines Familienunternehmens, das es seit 1946 in Bornstedt gegeben hatte – bis 2007.
Es ging alles ziemlich schnell. Zumindest erzählt Daniel Kobert die Geschichte im Zeitraffer. Bis 1992 war es ein Obst- und Gemüse-Großhandel, den Opa Hans Kobert betrieb. Danach eroberte die Familie einen neuen Vertriebszweig: Süßwaren. Jahrelang hatten sie die deutsche Woolworth-Märkte beliefert, zeitweise auch Karstadt. Doch dann kam, warum auch immer, ein neuer Händler zum Zug. Lekkerland – ein global player der Großhandelsunternehmen übernahm die Aufträge von Kobert. Ein schwerer Schlag für die Potsdamer Firma mit 58 Angestellten. Nun war ein Auftrag entgangen, der laut Daniel Kobert nicht aufzufangen war. „Wir haben andere Wege versucht“, sagt der 34-Jährige rückblickend. Es half nichts. Es folgte die Arbeitslosigkeit. Und eine neue Geschäftsidee.
Im Urlaub an der Nordsee, als es ein paar Tage Regen gab, da hatten Daniel und Yves Kobert den Gedanken, dass Potsdam einen Indoor-Spielplatz braucht. Mehr als 1000 solcher Plätze gibt es inzwischen in Deutschland, doch ausgerechnet in Potsdam, der kinderreichsten Stadt in Brandenburg, gibt es bislang keinen. Die nächsten sind das Bamboo-Land im Süden Berlins und die Rappelkiste kurz vor Brandenburg – ab jetzt soll es den Dinodschungel in Potsdam geben. Die Eröffnung ist für Montag, dem 3. August, geplant. Selbst Bildungsminister Holger Rupprecht hat sein Kommen in Aussicht gestellt. Bis dahin werden etwa eine Million Euro in die alte Kaufhalle des Wohngebietes investiert sein, die Daniel Kobert selbst von früher kennt. Nicht weit von hier ist er aufgewachsen.
Da drüben sei der Verkaufsraum gewesen, erklärt er die neu gestaltete Halle. Wo es einst Knusperflocken und später Nutella gab, werden künftig Kinder auf Trampolinen hüpfen. Auf 1400 Quadratmetern Fläche ist in den letzten Monaten ein geräumiger Spielplatz entstanden. Tonnenweise Beton und Schutt seien entfernt, das Gebäude um Toiletten und Geburtstagsräume erweitert worden. Ob alles gut ist, entscheiden allerdings andere. Kinder und ihre Eltern, die für den Eintritt sechs beziehungsweise drei Euro pro Tag bezahlen.
Bislang kamen Familie und Freunde zur Probe auf die Geräte. Seien es die Trampoline, die Kletterwand, die Gerüste oder die Elektroautos – alles ist getestet und für gut befunden worden. Seit gestern sind selbst die kleinen Kunststoffbälle alle in den jeweiligen Lümmel- und Tobeecken zu finden. Daniel Kobert ist auch froh, wenn es nun endlich los geht. Lange hat er auf den Eröffnungstermin warten müssen. Erst musste er fünf Monate auf eine Baugenehmigung warten und danach habe der Winter den Baubeginn verzögert. Eine Zeit, die auch ins Geld ging.
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