Landeshauptstadt: Eine Stele für Jauch?
Potsdamer Demokraten wollen TV-Moderator für Schloss-Engagement ehren
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Innenstadt - Für Software-Milliardär und Großspender Hasso Plattner gibt es bereits eine Gedenktafel am Landtagsschloss – nun wollen die Potsdamer Demokraten auch eine vergleichbare Ehrung für TV-Moderator Günther Jauch. Die Fraktion hat jetzt eine entsprechende Beschlussvorlage für die Stadtverordnetenversammlung vorbereitet. „Auf dem Alten Markt in der Nähe des Fortunaportals wird eine Stele errichtet, mit der darauf hingewiesen wird, dass die Wiedererrichtung dem Wirken und erheblichem Engagement unseres Potsdamer Mitbürgers Günther Jauch zu verdanken ist“, heißt es in dem Antrag.
Mit dem von ihm finanzierten Wiederaufbau des Fortunaportals an historischer Stelle sei Jauch einer der ersten Förderer und Sponsoren des neuen Landtagsschlosses gewesen, erklärte Fraktionsmitglied Peter Schultheiß die Beweggründe für den Antrag. Insofern sei es „richtig und ein Stück weit auch gerecht, auch das Wirken von Günther Jauch mit einer eigenen Stele am Fortunaportal anzuerkennen“. Der Neubau des Potsdamer Landtagsschlosses sei „eine Erfolgsgeschichte der Potsdamer Bürgerinnen und Bürger“, unter anderem des Stadtschlossvereins und der Bürgerinitiative „Mitteschön“.
Bei den anderen Fraktionen nimmt man das Ansinnen wohlwollend, wenn auch zurückhaltend auf. SPD und Linke wollten das Thema jeweils bei ihren Fraktionssitzungen am Montagabend besprechen. „Man sollte auf jeden Fall anerkennen, dass Günther Jauch viel getan hat – in welcher Form, muss man noch sehen“, sagte SPD-Fraktionschef Mike Schubert vorher. Ganz ähnlich klang die Linken-Stadtverordnete und Kulturausschussvorsitzende Karin Schröter: „Ehre ist immer gut – es ist aber die Frage, in welcher Form.“ Mit dem Fortunaportal habe Jauch bereits ein sichtbares Zeichen am Alten Markt, gab sie zu bedenken.
Grünen-Fraktionschefin Saskia Hüneke befürwortet die Idee, will sie aber mit einem Änderungsvorschlag erweitern. Um die Frage nach der Form einer Würdigung für Jauch und weitere Förderer zu klären, solle ein Konzept erarbeitet werden, sagte sie den PNN: „Damit wir nicht für jeden einzelnen, der sich engagiert hat, eine Extra- Stele aufstellen.“ Zwar hätten Jauch und Plattner maßgebliche Beiträge für den Wiederaufbau des Stadtschlosses geleistet, das Projekt sei aber auch durch eine breite Bürgerbewegung über zwei Jahrzehnte vorangetrieben worden.
Uneingeschränkte Zustimmung ist den Demokraten von der CDU/ ANW-Fraktion sicher: „Jauch hat mit dem Fortunaportal die Initialzündung für den Wiederaufbau des Stadtschlosses gegeben“, sagte Fraktionschef Horst Heinzel. Auch die FDP sieht den Antrag positiv: „Natürlich kann man sich bei Günther Jauch für seinen großen Verdienst bedanken“, sagte Fraktionschef Johannes von der Osten-Sacken. Voraussetzung sei für ihn allerdings, dass Jauch damit einverstanden sei. Das ist laut Peter Schultheiß der Fall: „Herr Jauch hat schriftlich sein Einverständnis erklärt.“
Jan Wendt von der Fraktion Die Andere – erklärte Schlossgegner – hat einige nicht ganz ernst gemeinte Zusatzvorschläge: „Wenn überhaupt, dann muss es noch weitere Stelen geben“, sagte Wendt den PNN. Als Beispiele nannte er Würdigungen für „Mitteschön“-Sprecherin Barbara Kuster oder Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg, der dafür gesorgt habe, „dass die Linke ihren Widerstand gegen das Schloss aufgegeben hat“. Anstelle von Stelen seien Reiterstandbilder angemessener – „vielleicht kombiniert in Form einer Quadriga“, so Wendt.
Der Landtagsneubau mit historischer Schlossfassade ist im Oktober 2013 nach gut dreijähriger Bauzeit übergeben worden, am 18. und 19. Januar können Bürger den Bau erstmals besichtigen – die Karten dafür sind bereits vergriffen. Einen ersten Beschluss zur behutsamen Annäherung an das historische Stadtbild hatte das Stadtparlament bereits 1990 gefasst, das von Jauch finanzierte Fortunaportal stand 2002. Im Jahr 2005 beschloss das Landesparlament, seinen neuen Sitz am Alten Markt bauen zu lassen. Im Stadtparlament erhielt das Vorhaben 2007 in dritter Abstimmung grünes Licht – zuvor hatte der Alte Markt bei einer Bürgerbefragung, bei der vier Standorte zur Debatte standen, die meisten Stimmen erhalten. Die historische Fassade an dem von Peter Kulka entworfenen Parlamentsbau konnte dank einer 20-Millionen-Spende von Plattner realisiert werden.Jana Haase
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