Landeshauptstadt: Einen Geisterbahnhof wiederbelebt Der Tourismus-Anbieter Bahnland feiert Jubiläum
Babelsberg - Angefangen hatte alles vor 15 Jahren als Fahrkarten-Schalter: Damals saßen die Mitarbeiter der Bahnland GmbH noch hinter den historischen Verkaufs-Luken in der denkmalgeschützten Vorhalle des Bahnhofs Griebnitzsee. Seitdem hat sich einiges geändert: Aus der reinen Servicestation ist ein umfassender Anbieter für Reisen und Outdoor-Aktivitäten geworden.
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Babelsberg - Angefangen hatte alles vor 15 Jahren als Fahrkarten-Schalter: Damals saßen die Mitarbeiter der Bahnland GmbH noch hinter den historischen Verkaufs-Luken in der denkmalgeschützten Vorhalle des Bahnhofs Griebnitzsee. Seitdem hat sich einiges geändert: Aus der reinen Servicestation ist ein umfassender Anbieter für Reisen und Outdoor-Aktivitäten geworden. Am heutigen Samstag feiert Bahnland daher sein 15. Jubiläum.
Der Kopf hinter Bahnland ist Tom Sehrer: Der 42-jährige Outdoor-Sport-Fan hat die Bahnhofshalle trotz ihrer schwierigen Lage auf der gegenüberliegenden Seite des Uni-Campus in den letzten Jahren durch viele neue Geschäftsideen wiederbelebt. Lange Zeit war Griebnitzsee ein Geisterbahnhof: „In der DDR war der Bahnhof kurz vor der Zonengrenze ein totes Ende“, sagt Sehrer. Nach der Wende änderte sich dies nur langsam – bis Stephan Wilhelm mit zwei Mitarbeitern 1999 die Bahnland GmbH gründete und EU-Fördergelder zur umfassenden Sanierung der Eingangshalle erhielt.
Kurz darauf stieß Sehrer – damals Jura- und Kulturarbeitsstudent in Potsdam – mit dazu und übernahm Bahnland 2001 schließlich. Der freiberufliche Stadtführer und Fotograf ergänzte die Bahnland-Servicestation um einen Radverleih sowie Fahrrad-Stadtführungen - dies war auch nötig, denn schon damals konnte sich das Unternehmen nicht allein durch den Verkauf von Fahrkarten tragen. „Darauf folgten harte Jahre der Selbstausbeutung“, sagt Sehrer. Der Potsdamer steckte all seine Zeit und Energie in Bahnland, aus den anfangs 30 Leihrädern sind heute 300 geworden, und nach und nach kamen weitere Geschäftsfelder hinzu: 2007 startete Sehrer einen Kajak-Verleih inklusive geführten Touren mit derzeit 25 Kajaks und vier Kanadiern. Nun erwies sich die Lage direkt am Griebnitzsee gerade für Berliner als geradezu ideal. Erst 2008 nach der Geburt seiner Tochter ließ Sehrer es wieder etwas ruhiger angehen.
Dennoch startete er unablässig neue Projekte: Seit 2013 bietet Bahnland das sogenannte Stand-up-Paddling an, bei dem man sich im Stehen auf einem Paddelfloß fortbewegt, 2014 folgte ein großer Umbau sowie die Einrichtung einer Fahrrad-Werkstatt, in der auch Ein-Gang-Räder gebaut werden. Und nach wie vor betreibt Sehrer zusammen mit seinen vier Mitarbeitern den Bahnschalter, der nun separat in das ehemalige Büro des Bahnhofsvorstehers direkt neben Bahnland verlegt wurde. Dessen Wirtschaftlichkeit ist in den letzten Jahren weiter gesunken, denn seit 1999 hat die Deutsche Bahn die Vergütung des Fahrkartenverkaufs um rund 40 Prozent reduziert.
Dem tritt Sehrer mit hoher Beratungsqualität und zahlreichen Stammkunden entgegen: „Wir haben eine deutschlandweite Fangemeinde, die regelmäßig per Telefon oder Mail bei uns Fahrkarten bestellt.“ Inzwischen macht Bahnland sogar Mode: Am Samstag können Besucher der Jubiläumsfeier in einem Up-Cycling-Workshop schmucke Gürtel aus Fahrradreifen herstellen. Erik Wenk
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