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Gedenken an Hitler-Attäter: Widerstand aus Potsdam: Einer, der Mut macht - bis heute

Er war einer der Widerständler des 20. Juli 1944. Am Sonntag gedachte die CDU Potsdam an Graf Adolf-Friedrich von Schack, der nach dem Hitler-Attentat hingerichtet wurde.

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Potsdam - Was ihn angetrieben hat, ihn den Mut finden ließ, ist unbekannt. Bekannt ist nur: Am 20. Juli 1944 hat Graf Adolf-Friedrich von Schack die Befehle zur Ausführung des Hitler-Attentats weitergeleitet. „Was den Mann zu seinen Taten am 20. Juli 1944 bewegt hat, wissen wir nicht, aber wir danken ihm für seine Bereitschaft. Er hat uns Treue und Glaube hinterlassen.“ So begann Brandenburgs ehemaliger Innenminister Jörg Schönbohm seine Gedenkrede im ehemaligen Wohnhaus des Widerständlers. „Major von Schack war zwar nicht im Vorfeld beteiligt. Aber in der Stunde des Handelns hat er den Auftrag ausgeführt“, so Schönbohm. „Von diesem Handeln zehren wir bis heute.“

71 Jahre nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 gedachten am gestrigen Sonntag die CDU Potsdam und Angehörige in der Nansenstraße 2 dem Major Graf Adolf-Friedrich von Schack.

"Schack traute sich, den Widerstand zu leben"

Auch in der Potsdamer Nagelkreuzkapelle haben Kirchenvertreter an das gescheiterte Attentat erinnert. Pfarrer Friedhelm Wizisla würdigte den Mut der über 60 mit Potsdam verbundenen Personen, die in die Attentatspläne eingeweiht waren. Zum Widerstand des 20. Juli werden in Potsdam 26 Offiziere, vier Angehörige des damaligen Reichsarchivs sowie 36 Personen gezählt, die in der Stadt wohnten oder sich dort konspirativ getroffen hatten. Die Nagelkreuzkapelle steht am ehemaligen Standort der Potsdamer Garnisonkirche, die am 14. April 1945 bei einem Angriff alliierter Bomber in Brand geriet und 1968 von den DDR-Behörden gesprengt wurde.

In der Nansenstraße wies Schönbohm darauf hin, dass solche Zeiten immer wieder kommen können. Ähnlich sieht es auch CDU-Potsdam-West-Chefin Maike Dencker: „Schack traute sich, den Widerstand zu leben. Heute würde ich mir mehr solcher Menschen wünschen, wo viele nur an ihr eigenes Fortkommen denken.“

Von Schack wurde von Potsdam nach Berlin versetzt

Manchmal aber sind es vielleicht auch Zufälle, kleine Umwege des Schicksals, die zum aktiven Widerstand führen: Von Schack wurde nach seiner Zeit im Heeresarchiv Potsdam in die Berliner Stadtkommandantur versetzt. Dort wurde er, als Leiter der Organisationsabteilung, vom Berliner Wehrmachtskommandanten Generalleutnant Paul von Hase in die Umsturzpläne gegen Hitler einbezogen.

Was dann passierte, das liegt – so will es die Natur einer konspirativen Verschwörung – ein wenig im Dunklen. Ilsabe und Fritz von Schack sind zwei der insgesamt vier Kinder von Major Schack. „Wir haben unseren Vater während dieser Zeit selten gesehen. Er war unter der Woche ja in seiner Wohnung in Berlin und kam nur an den Wochenenden“, so Ilsabe von Schack, die etwa zehn Jahre alt war, als ihr Vater von den Nazis erschossen wurde.

Ein Tag nach dem missglückten Attentat inhaftiert

Denn das Ende ist ja bekannt: Nach dem Scheitern des Attentats auf Hitler wurde von Schack am 21. Juli verhaftet und am 15. Januar im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet. „Wir wussten nichts von den Dingen, die geplant waren. Es war ja alles streng geheim“, sagt Fritz von Schack. Alle vier Kinder hatten nie ein Grab ihres Vaters, seine Überreste wurden nach seiner Hinrichtung nie gefunden. In Strahlendorf bei Schwerin, wo die Familie ein Gut besitzt, steht ein Mausoleum – ein Ort, an dem sie ihrem Vater gedenken können.

„Ihr Vater hat Großes geleistet“, sagte Wieland Niekisch von der Stiftung 20. Juli 1944 zu den Kindern des Widerständlers. Doch neben dem Stolz auf den Vater, das versteht auch Niekisch, ist da immer auch der Widerspruch, die Zerrissenheit – der Gedanke: „Sie mussten ohne ihren Vater groß werden. Wir alle sind froh und dankbar, dass es ihn gegeben hat“, sagt Niekisch. In dem Haus in der Nansenstraße wohnte die Familie übrigens nur von 1941 bis 1945, eine Fliegerbombe zerstörte den hinteren Teil des Hauses komplett. „Während die Bombe einstürzte, befanden wir uns im Keller“, so Franz von Schack. „Das Haus war so zerstört, dass wir es nicht mehr bewohnen konnten.“ Seit 2005 ist dort ein Kindergarten eingezogen. Ilsabe von Schack macht das froh: „ Es ist schön, dass jetzt viele Kinder in diesem Haus herumlaufen können.”

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Anna Bückmann

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