Landeshauptstadt: Einheits-Look in Rot und Blau
Die Dortu-Schule führt als erste in Brandenburg eine Schuluniform ein. Gestern erhielten die Schüler ihre Outfits
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Innenstadt - Eyke ist aufgeregt. Zappelig sitzt der Erstklässler auf seinem Stuhl in der Aula der Grundschule Max Dortu. Noch trägt er einen blauen Rollkragenpullover und eine graue Sweatjacke mit Kapuze. Doch gleich sollen er und seine Mitschüler der 1a ihre neue Schuluniform erhalten: eine Allwetterjacke, ein Polo-Shirt, ein T-Shirt und ein Cap, alles in den Farben Rot und Marineblau gehalten, verziert mit einem Notenschlüssel, dem Schulemblem. Dieses gefällt Eyke besonders, und deshalb freut sich der Sechsjährige auch schon darauf, die Sachen endlich anziehen zu können.
72 Erstklässler sind es, die an diesem Mittwochvormittag in dem kleinen Saal mit der Bühne sitzen und auf die feierliche Präsentation ihrer neuen Schulkleidung warten. Als es dann nach einer kurzen Ansprache der Direktorin Gudrun Wurzler soweit ist, als eine Gruppe von Jungs und Mädchen aus der fünften Klasse mit einer Tanzchoreographie und einer anschließenden Modenschau die Shirts, Westen, Jacken und Pullover vorführen, hält es viele Kinder kaum noch auf ihren Plätzen: neugierig springen sie auf, um einen besseren Blick auf das Dargebotene zu haben.
Mit der Einführung der Schuluniform, die für alle Erstklässler verbindlich, für die Schüler der höheren Jahrgangsstufen jedoch freiwillig ist, nimmt die Max-Dortu-Grundschule eine Vorreiterrolle ein: Sie ist damit die erste Schule in Brandenburg. Die Idee zu der einheitlichen Kleidung sei vor gut einem Jahr entstanden, erzählt Schulleiterin Gudrun Wurzler. Damals wurden die Schüler für den Sportunterricht mit einheitlichen Trikots ausgestattet. Das habe sich positiv auf den Teamgeist und das Zusammengehörigkeitsgefühl ausgewirkt.
Also machten sich die Schüler gemeinsam mit den Lehrern und Eltern Gedanken darüber, wie eine solche Schuluniform aussehen könnte. Das Ergebnis: sportive und funktionelle Alltagsbekleidung. Finanziert wurden der Gesamtkosten von 20 000 Euro für die Produktion der Teile durch Spenden der Stadt, der Mittelbrandenburgischen Sparkasse sowie der Eltern. Hergestellt wurden die Stücke von der Hamburger Firma Schröder. Diese ist eigentlich auf Segelbekleidung spezialisiert, fertigt aber auch seit kurzem Kindersachen. „Es gab von der Schule lediglich die Vorgabe der Farben. Zudem sollte gewährleistet sein, dass alle Konfektionsgrößen verfügbar sind“, sagt Firmenmitinhaberin Wibke Schröder. Auch für sie war die Zusammenarbeit mit der Schule eine Premiere. Diese habe aber sehr viel Spaß gemacht.
Die Resonanz bei den Schülern sei überaus groß, sagt Gudrun Wurzler. Auch wenn das Tragen der Schulbekleidung ab der zweiten Klasse freiwillig geschehe, so hätten sich doch 80 Prozent der Schüler für das Einheitsoutfit entschieden. „Soziale Unterschiede sind nicht mehr zu erkennen und außerdem fördert die Kleidung das Zugehörigkeitsgefühl zur Schule“, so Wurzler. Erhältlich sind die Stücke in einem eigens eingerichteten Schul-Shop. Die vierteilige Grundausstattung, bestehend aus Jacke, T-Shirt, Basecap und Sweatshirt kostet 29 Euro. Zusätzliche Teile können nachgekauft werden. Gewinn macht die Schule mit der Uniform nicht. „Wir verkaufen die Sachen zum Einkaufspreis“, so Wurzler.
Ronald Spaske, Vater eines Erstklässlers, begrüßt die Einführung der Schuluniform. Damit werde dem Trend zum Markenbewusstsein entgegengewirkt. Auch den Preis findet er angemessen und bezahlbar. Nur Eyke, der vor dem Beginn der Modenschau in der Aula noch so aufgeregt war, wirkt bei der ersten Anprobe der Schutzbekleidung in seinem Klassenzimmer ein wenig enttäuscht: Seine Jacke und der Pullover sind in Blau – dabei ist doch Rot seine Lieblingsfarbe.
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