Landeshauptstadt: Einseitiger Dialog
EU-Aktionstag am Helmholtz-Gymnasium
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Japan, Indonesien, Singapur, Mali, USA – das sind nur einige der Stationen, die 2008 in Michael Merkers Terminkalender standen. Insgesamt war der 41-Jährige im vergangenen Jahr rund 150 000 Kilometer im Auftrag der Europäischen Kommission unterwegs. Gestern besuchte Merker, der in der Kommission unter anderem für den Bereich Terrorismusbekämpfung zuständig ist, das Helmholtz-Gymnasium in Potsdam, wo er vor 23 Jahren selbst sein Abitur ablegt hatte.
Bundesweit fand am Montag der EU-Aktionstag statt, an dem Schülern ein direkter Einblick in die Arbeit von EU-Institutionen gegeben werden sollte. Die Veranstaltung war 2007 während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft von der Bundesregierung erstmals initiiert worden. In Berlin waren Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) an Bildungseinrichtungen unterwegs. In Potsdam wollte Terrorismusexperte Merker mit den Potsdamer Schülern ins Gespräch kommen. Das gelang, wie bei solchen Veranstaltungen üblich, nur bedingt: Von den 19 Schülern beteiligten sich drei an dem Euroapdialog. In seinem Vortrag sprach er über die Europäischen Union und ihre weltweite Verantwortung. Im Zeitraffer gab er eine Rückschau auf die vergangenen Arbeitsjahre der Institution und lieferte nebenbei einen Einblick in den Alltag eines EU-Beamten in Brüssel. Dabei referierte er ausführlich unter anderem über die sicherheitspolitisch schwierige Lage in Afghanistan, Pakistan und Westafrika. „Wir sind im Grunde in allen Ländern der Welt aktiv. Die Aufgaben, die sich uns dabei stellen sind äußerst komplex und können nicht von heute auf morgen gelöst werden“, erklärte er den Schülern. Und dann fügte er hinzu: „Aber wenn ich einen Stein im Haus Europa schaffen kann – dann: toll!“
Schulleiter Dieter Rauchfuß, Direktor einer von 19 Europaschulen im Land Brandenburg, weiß, wie nötig es ist, über Europa ins Gespräch zu kommen. „Ein europäisches Bewußtsein in der Bevölkerung zu schaffen ist dabei besonders wichtig!“ Merker bedauert, dass das tägliche EU-Geschäft trotz aller Bemühungen oftmals auf Unverständnis trifft, selbst in den Medien. Den Satz „Die da oben in Brüssel entscheiden doch eh ohne uns Bürger!“ kenne er nur allzugut. Diesem Negativ-Image möchte er mit einer gezielten Informationspolitik entgegenwirken. So freute er sich über die Nachfragen der Schüler. Immerhin: Für einige der Abiturienten ist nach eigenen Angaben eine spätere berufliche Tätigkeit bei einer EU-Institution vorstellbar. So auch für die 19-jährige Elisabeth, die am liebsten etwas in Verbindung mit Politik und Kultur machen möchte.
Bei Merker führte der Weg nach Brüssel zunächst über ein Praktikum bei der Europäischen Kommission. Am Ende durfte er bleiben, auch weil er sich gut mit Osteuropa auskannte und Russisch sprach. Ewig möchte der Vater einer fünfjährigen Tochter den Job jedoch nicht machen. Das ständige Reisen belaste auf Dauer das Familienleben. „Als Beamter der Europäischen Komission bin ich ersetzbar. In meiner Rolle als Familienvater jedoch nicht,“ ist sich Merker sicher. Anja Priewe
Anja Priewe
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