Sport: Einsteins Erkenntnis
„Die Kunst des Vorausdenkens“: Potsdamer wollen Billard daheim etablieren
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„Die Kunst des Vorausdenkens“: Potsdamer wollen Billard daheim etablieren Von Henner Mallwitz „Rauchen und Alkohol verboten!“ Das unübersehbare Schild im Trainingsraum der alten Motorhalle macht klar, dass hier gegen ein altes Klischee angekämpft werden soll. Billard – ein Spiel für die Kneipe, in der sich der Qualm im Licht der großen Lampen über den Tischen windet? Nicht für die Leute von Motor Babelsberg, die ihre Billardabteilung 1998 mit neun Spielern gründeten und inzwischen auf rund 30 ausbauten. „Billard ist ein Sport und kein Kneipenhobby“, sagt Abteilungsleiter Stefan Sperfeld. „Wir haben einen großen Zulauf, der Sport wird immer populärer, der ganz große Durchbruch in Deutschland blieb jedoch noch aus.“ Auch Albert Einstein schwärmte einst vom Billard als hoher „Kunst des Vorausdenkens, die neben physischer Kondition auch das logische Denken eines Schachspielers und die ruhige Hand eines Konzertpianisten“ erfordere. Und daran wird in dem alten Gemäuer am Konsumhof gearbeitet. Drei Mannschaften wurden inzwischen bei Motor aufgebaut: Neben der zweiten, die in der Landes- und der dritten, die in der Bezirksliga spielt, ist die erste Mannschaft das Aushängeschild des Vereins. In der Oberliga Berlin-Brandenburg beginnt heute die Saison: Die Potsdamer treffen dann auswärts gleich auf die beiden härtesten Brocken, auf Fortuna Berlin und den PBC Adler. „Saisonziel ist es, im oberen Drittel zu landen“, so Stefan Sperfeld. „Aber auch den Aufstieg schließen wir nicht aus.“ Der 26-Jährige, der künftig auch die Funktion als Landestrainer übernehmen wird, kann sein Team diesmal jedoch nur bedingt unterstützen. Die Uni und die Arbeit beim Potsdamer Stadtfernsehen fordern ihn immer mehr. Bleibt der Mannschaft vorerst nur noch ein großer Leistungsträger. Sebastian Krüger schloss die vergangene Saison als zweitbester Spieler der Oberliga ab und gilt als sichere Bank der ersten Mannschaft. „Wir legen aber auch immer mehr Wert auf die Ausbildung unseres Nachwuchses“, so der Teamchef. „Mit den beiden 18-Jährigen Ricky Wenzel und Till Zobel haben wir zwei hoffnungsvolle Talenten in unseren Reihen, und mit Dietmar Wenzel einen erfahrenen Spieler.“ Ricky kam vor fünf Jahren zu der Billard-Abteilung, konnte bislang 60 Prozent seiner Spiele für sich entscheiden und wurde bereits Fünfter der Deutschen Meisterschaften. Till hingegen spielt erst seit anderthalb Jahren Billard und sieht in der Oberligamannschaft seine große Chance. „Auf die beiden Jungs setzen wir unser ganzes Vertrauen“, sagt Krüger. Aus dem eher düsteren Raum in der Motorhalle wurde inzwischen ein helles Vereinsheim, das auf 120 Quadratmetern Platz für vier Pool- und einen Karamboltisch bietet. Gespielt wird vor allem Pool in den drei Disziplinen 8-Ball, 9-Ball sowie der anspruchsvollen „Königsdisziplin“ 14/1. Wöchentliches Training, das unter anderem von Stefan Sperfeld als einzigem lizensierten Pool-Billard- Trainer des Landes Brandenburg geleitet wird, bringt seit Jahren Kontinuität in die Abteilung. Und nur die macht es möglich, dass sich der Verein zu einem der leistungsstärksten und erfolgreichsten entwickelte. „Mit unserem Nachwuchskonzept sind wir auf dem richtigen Weg, immer mehr Jugendliche kommen in den Verein“, sagt Sebastian Krüger. Dass der Sport für jeden auch bezahlbar bleibt, ist ebenfalls wichtig: Pro Monat muss man acht Euro ermäßigt und elf Euro als Vollzahler berappen. Ohne Sponsoren ist dies jedoch nicht immer leicht abzusichern, und so sind auch die Billardspieler von Motor Babelsberg auf der Suche nach engagierten Unterstützern. Für Fahrtkosten, neue Queues und Tischbespannung. Und für einen Sport, dessen Größen abseits verqualmter Hallen heranwachsen. Weitere Informationen im Internet: www.breakbrothers.de
Henner Mallwitz
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