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Neue Perspektiven nach Wiedereröffnung des Musik-Instituts
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Neue Perspektiven nach Wiedereröffnung des Musik-Instituts Von Jan Kixmüller Ende gut alles gut. Zumindest für den Baudezernenten der Universität Potsdam sieht es so aus. Er durfte zur Wiedereröffnung des Gebäudes des Instituts für Musik und Musikpädagogik am Mittwoch den Festvortrag bestreiten. Aus seiner Sicht ist die Vollendung der über drei Millionen Euro teuren Sanierungsarbeiten eine Erfolgsgeschichte. Denn Dr. Volker Pohl kennt die ganze Geschichte, von den frühen Tagen des Musikinstituts in der DDR, als man sich voll Improvisation noch auf drei Villen in Babelsberg verteilte, über die Landnahme des Haus’ 6 auf dem ehemaligen Kasernengelände in Golm – zu DDR-Zeiten Heimstatt einer Stasi-Hochschule – nach der Wende bis zu dessen hochmoderner und Ausbildungsgerechter Sanierung heute. Doch wer zwei Jahre zurück blickt, der weiß, dass es einen harten Kampf um das Musik-Studium an der Potsdamer Uni gab. Der Diplomstudiengang Musikwissenschaft fiel seinerzeit der Profilierung der Alma Mater zum Opfer, gerettet werden konnten das Lehramtsstudium Musik für alle Schulstufen und Musik als Magister-Nebenfach. Heute scheinen für das Musik-Studium jedoch bessere Zeiten anzubrechen. Der hochmodern sanierte Neubau – mit Tonstudio, Übungsräumen und Schwingboden – setzt nicht nur Standards für die professionelle Ausbildung, sondern ist auch ein klares Signal für die Bedeutung, die man der Ausbildung von Musiklehrern an der Uni zukommen lässt. Darin waren sich Uni-Rektor Wolfgang Loschelder und Brandenburgs Wissenschaftsminister Johanna Wanka (CDU) bei der wortreichen und klangvollen Eröffnung einig. Loschelder sprach vom hohen Stellenwert, den die Musikpädagogik im Fächerspektrum der Hochschule einnimmt. Durch den Umbau habe die Universität erneut an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen. „Das Fach Musik ist ein attraktiver Beitrag zum Potsdamer Modell der Lehrerbildung.“ Einen Wermutstropfen musste Ministerin Wanka allerdings an diesem Jubeltag in den Sekt träufeln. Wenn man den Standort Golm wegen seiner Innovationskraft lobe, dann müsse man gleichzeitig davor warmen, dass der Bau der geplanten Gebäude für die Naturwissenschaften und der Bereichsbibliothek gefährdet sind, sollte der Bund die Mittel für den Hochschulbau tatsächlich herunter fahren. Den Potsdamer Musikpädagogen allerdings konnte Prof. Hans Baeßler vom Deutschen Musikrat eine aussichtsreiche Zukunft bescheinigen. Er selbst hatte vor zwei Jahren, als es schlecht um das Lehramtsfach Musik Sekundarstufe II stand, eine Brief an das Wissenschaftsministerium geschickt, dem er nicht viel Chancen gab. Doch er wurde erhört. „Wir haben ein Stück Politik bewegt“, so Baeßler. Mit dem Neubau ergebe sich für Potsdam nun die bundesweit einzigartige Chance, in der Musikerziehung eine Modularisierung einzuführen. Ein zweiter Aspekt, mit dem die hiesigen Musikwissenschaftler ein Signal setzen könnten, wäre eine Öffnung der Kulturen. „Die Abschottung der Musikerziehung von anderen Kulturen zugunsten der westlich-abendländischen Kultur sollte durchbrochen werden“, forderte Baeßler. So müsse man sich etwa der Jugendkultur aber auch den Kulturen der Zuwanderer stärker öffnen. Hier könne Potsdam zum Vorreiter werden. Offen für Experimente zeigte sich das neue „Haus der Musik“ dann auch nach dem Eröffnungsakt. Aus allen offenen Räumen drangen Klänge, das „Gitarren-Trio + X“ wetteiferte mit der „Improvisation an zwei Klavieren“, Sektgläser wurden zu Musikinstrumenten, und ein herrenloser Flügel blieb nicht lange allein. „Was ist in den freie Räumen?“, wollte eine Besucherin wissen. „Kann man da einfach klimpern?“ Und schon brandeten neue Klängen in das Durcheinander der Töne.
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