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Landeshauptstadt: Elegante Büßerin

Maria Magdalenas neuer Platz in St. Peter und Paul

Stand:

Die Figurengruppe Maria Magdalena unterm Kreuz von Johann Peter Benckert hat ihren wohl endgültigen Platz gefunden. Sie schmückt jetzt die Rückwand des rechten Seitenschiffs in der katholischen Kirche St. Peter und Paul auf dem Bassinplatz. Ein roter Vorhang vor dem Fenster, der das Sonnenlicht dämpft, verstärkt noch die theatralische Geste der Maria Magdalena, die sich ganz im Zeitgeschmack des 18. Jahrhunderts ihrer Trauer hingibt. Sie gehört zu den schönsten sakralen Schöpfungen, die es aus dieser Zeit im Land Brandenburg gibt, betonte Restaurator Oliver Wenske gestern anlässlich der Neuaufstellung.

Man habe sich immer wieder mit der Denkmalpflege und mit Fachleuten von der Schlösser-Stiftung beraten, um die Figurengruppe am neuen Platz richtig zur Wirkung zu bringen, erklärte Propst Klaus-Günter Müller. Denn für die Peter- und-Pauls-Kirche wurde sie nicht geschaffen, sondern für die katholische Kapelle auf dem Hof der Gewehrfabrik. Die aber gibt es nicht mehr. Im linken Seitenschiff, wo die Figuren zuvor aufgestellt waren, soll der Marienaltar mit Pieta (Maria mit dem Leichnam Christi) wiederhergestellt werden. Um ihn fertigzustellen, benötigt die katholische Kirche jedoch noch Spenden in Höhe von 30 000 Euro.

Die Magdalena-Christus-Gruppe wurde bereits 2001 durch Oliver Wenske (Maria Magdalena) und die Berlinerin Sieglinde Timm (Christus am Kreuz) restauriert. Nun hat sie noch einen Sockel, den Benckert bereits auf einer Zeichnung hinzugefügt hatte, bekommen und füllt die Wand als eine Einheit.

Benckert selbst hat den Sockel nicht mehr ausgeführt, wahrscheinlich kam er aus gesundheitlichen Gründen nicht dazu. Als der Bildhauer, der die Gruppe als Johann Peter Benckert signiert hat, mit der Arbeit begann, wusste er bereits, dass er an Tuberkulose litt und empfand sich selbst als reuigen Sünder. Er besuchte immer öfter die Kapelle an der Gewehrfabrik, die zu seinen Lebzeiten der einzige katholische Sakralraum in Potsdam war. Ihr schenkte er dann auch mit der Maria Magdalena unterm Kreuz eine seiner letzten Schöpfungen.

Der aus Süddeutschland stammende Benckert, von Friedrich II. nach Potsdam geholt, hat eine ganze Reihe Skulpturen geschaffen, unter anderem Apollo und Minerva mit Nymphen und einen Großteil der Chinesen am Teehaus im Park Sanssouci. Bei seinen Schöpfungen, beeinflusst von der Antike, ging er oft sehr freizügig zu Werke und selbst die Büßerin Maria Magdalena hat eine erotische Ausstrahlung und zeigt in ihrer Kleidung Anklänge an die ostasiatische Mode. Die gesamte Figur ist mit einer Silberschicht überzogen. Das gibt ihr ein ganz eigenes Strahlen, das auch noch durch die anderen Farbschichten hindurchschimmert. Jeweils ein halbes Jahr haben die Restauratoren an den Figuren gearbeitet.

An der Aufstellung der Gruppe wirkte auch Tischlermeister Stephan Violet aus Rehbrücke (Holzarbeiten, Aufhängung und Statik)mit.

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