Landeshauptstadt: Emmerichs „Globe“ ist verkauft – nach Bad Wildungen Unbekannter Bieter hat sich bisher nicht gemeldet Unklar ist, ob er von der Abbau-Pflicht weiß
Babelsberg - Die Theater-Kulisse des jüngsten Films von Hollywood-Regisseur Roland Emmerich hat einen neuen Besitzer: Der originalgetreu gestaltete Nachbau des „Globe Theatre“ ist am späten Sonntagabend bei Ebay versteigert worden. Vier Sekunden vor Angebotsende ging das Siegergebot ein – 11,50 Euro erbrachten einem Bieter aus der nordhessischen Kleinstadt Bad Wildungen den Zuschlag.
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Babelsberg - Die Theater-Kulisse des jüngsten Films von Hollywood-Regisseur Roland Emmerich hat einen neuen Besitzer: Der originalgetreu gestaltete Nachbau des „Globe Theatre“ ist am späten Sonntagabend bei Ebay versteigert worden. Vier Sekunden vor Angebotsende ging das Siegergebot ein – 11,50 Euro erbrachten einem Bieter aus der nordhessischen Kleinstadt Bad Wildungen den Zuschlag. Wer der Käufer ist und was er mit dem Kulissenbau vorhat, der seit mehr als einem Jahr auf dem Filmgelände von Studio Babelsberg an der Wetzlarer Straße steht, ist noch unklar.
Er habe bisher auf eine E-Mail-Anfrage noch keine Antwort von dem Höchstbietenden erhalten, sagte am Montag Christian Leonard, der bisherige Eigentümer des 14 Meter hohen, imposanten Kulissenbaus. Leonard ist Künstlerischer Leiter der Berliner Shakespeare Company. Er hatte den Kulissenbau, in dem zahlreiche Szenen für Emmerichs neuen Film „Anonymous“ entstanden waren, im Anschluss an die Dreharbeiten von dem Hollywood-Regisseur geschenkt bekommen. Es war ihm jedoch seit vergangenem Sommer nicht gelungen, in Berlin einen nach Ansicht der Shakespeare Company attraktiven Standort für das dreistöckige Holz-Theater zu finden. Nun machte Studio Babelsberg als Grundstückseigentümer Druck: Für den Film „Wolkenatlas“ mit Tom Hanks würden die Flächen dringend gebraucht, bis Ende Juli müsse die Shakespeare Company die Theater-Kulisse abbauen.
Das müsse nun, so sagt Leonard, der neue Eigentümer übernehmen. Unklar ist aber, ob dem unbekannten Bieter überhaupt bewusst war, dass er mit dem Erwerb der Kulisse nun auch für deren Abbau und Abtransport vom Grundstück von Studio Babelsberg verantwortlich ist – die Kosten dafür werden auf 50 000 Euro geschätzt. Zu Beginn der Auktion hatte schon einmal eine Ebay-Nutzerin den entsprechenden Hinweis im Angebotstext überlesen und leichtfertig mitgeboten.
Leonard sagte, er hoffe, dass nun alles glattgehe. „Erleichtert bin ich erst, wenn das Theater abgebaut ist.“ Darüber freuen, dass er die Kulisse los sei, könne er sich sowieso nicht: „Ich hatte immer noch auf ein Wunder gehofft.“ Es habe zwar zahlreiche Sympathiebekundungen gegeben, das „Globe“ nach Berlin zu holen, doch keine feste Zusage.
Bei Ebay mitgeboten hatte allerdings nicht nur der jetzt neue, unbekannte Eigentümer, sondern auch ein Theatermann aus Münster. Er habe das „Globe“ auf einem Grundstück am Binnenhafen, der sich zu einem Künstlerquartier gewandelt habe, aufbauen wollen und sei dazu bereits mit der Stadtverwaltung und Sponsoren im Gespräch gewesen, erzählte Leonard. Sollte sich der Höchstbietende nicht melden, würde er gern mit dem Münsteraner weiterverhandeln. Der Umbau der Kulisse zu einem für die Öffentlichkeit nutzbaren Theater würde laut Leonard rund 365 000 Euro kosten.
Das Babelsberger „Globe“ ist dem historischen elisabethanischen Theaterbau nachempfunden, in dem William Shakespeare im 16. Jahrhundert in London seine Stücke aufführen ließ. Die Kulisse wurde vom Babelsberger Szenenbildner Sebastian Krawinkel entworfen. In zehn Wochen bauten 30 Arbeiter das Theater, in dem sich bei den Dreharbeiten 750 Komparsen versammeln konnten. Auf der Bühne des Theaters standen die Schauspieler, darunter Oscar-Preisträgerin Vanessa Redgrave und Rhys Ifans („Notting Hill“). Der Film „Anonymous“, in dem das „Globe“ eine Hauptrolle spielt, kommt am 3. November in die Kinos.
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