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Wahlkampf. An der Uni hat das Werben um die Wähler begonnen.

© Gayane Arakelyan

Homepage: Ende mit Frust

In zwei Wochen sind Gremienwahlen an der Universität Potsdam. Der AStA ist aber schon jetzt am Ende

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Es war keine Liebesheirat aber es endet mit Frust: Wenn in zwei Wochen die Gremienwahlen der Universität Potsdam beginnen, dann geht auch die Legislatur des aktuellen Studierendenausschusses AStA zu Ende. Der AStA übernimmt dann noch kommissarisch die Geschäfte, bis die Nachfolger gewählt sind. Aber eigentlich ist er schon jetzt am Ende. Das Bündnis aus den hochschulpolitischen Listen der Jusos und der Grün Alternativer Liste (GAL) ist zerfallen, der vorläufige Gipfel: Als die Jusos mit anderen Listen den Finanzreferenten ihres AStAs stürzten, obwohl das GAL-Mitglied zwei Wochen später ohnehin zurückgetreten wäre (PNN berichteten). Jahrelang hatten die Jusos mit einem Bündnis linker Listen koaliert, im Herbst letzten Jahres kam es zum Wechsel – und nun das Ende.

Dabei ging es mit frischem Schwung los. Die erste große Amtshandlung: das Ausmisten der Büros. Auf Facebook sind Fotos davon zu sehen, eine verklebte Mikrowelle vorher, saubere Räume danach. Später zerbracht das Bündnis im Inneren und musste dennoch zusammenarbeiten. Der Druck stieg: Die Uni offenbarte ihre Pläne, Diplom- und Magisterstudenten zu exmatrikulieren. „Das war eine Baustelle, die sich auftat“, erinnert sich Jakob Weißinger. Der Referent für Campuspolitik hatte sein Studium unterbrochen, um neben seinem Job noch die Arbeit im AStA zu übernehmen. Die Arbeit häufte sich für das ganze Team: Der Vertrag für das Semesterticket musste neu verhandelt werden und dann trat der Verantwortliche für das Hochschulsommerfest zurück, auch da musste jeder mithelfen.

Die Opposition sah schon beim Amtsbeginn des AStAs die jährliche Hochschulparty in Gefahr, doch das Team stemmte auch das Fest. Mit Ach und Krach, sehr viel Krach. In internen Mails warfen die GAL-Referenten einem Juso Faulheit vor, der verwies auf juristischen Konsequenzen angeblicher Falschbehauptung. Nach Ansicht der Jusos gab es Probleme mit dem Finanzreferenten der GAL, Roy Kreutzer, weshalb sie ihn schließlich stürzten. Ansonsten verweisen sie auf einiges an guter Zusammenarbeit. So wurde eine neuer „guter Semesterticketvertrag“ ausgehandelt. Mit der Firma Nextbike gab es eine Kooperation, nun können die Kommilitonen gratis Fahrräder ausleihen. Auch medial war der AStA aktiv. „Bald erscheint die vierte Ausgabe der AStA-Zeitung“, sagt Jakob Weißinger. In der Legislatur davor hätte es nur eine gegeben.

Die Referenten standen auch unter Druck von außen. So kritisierte der konservative RCDS, dass der Kauf des studentischen Kulturzentrums erwogen wurde, ohne die Studierenden einzubeziehen, wie Norman Siewert sagt. Die Liste Shine UP fand, sie hätte zusammen mit anderen „öfter die Kohlen für den AStA aus dem Feuer hohlen müssen“, wie deren Mitglied Daniel Sittler erklärte. Der AStA selbst sei oft uneinig gewesen, und das Studierendenparlament hätte für ihn entscheiden müssen.

So wurde das Ehrenamt zum schweren Amt. Oder auch zum leeren Amt. Die Protokolle der AStA-Sitzungen verzeichnen die letzte Teilnahme der AStA-Chefin am 10. Mai. Auf Nachfrage zu ihrem aktuellen Status bittet sie darum, ihre Privatsphäre zu achten. Ihre Juso-Parteikollegen betonen, der Rückzug der Chefin sei im AStA abgesprochen.

Der Personalmangel wirkt sich schon aus: Um Überweisungen an Studierende zu tätigen, wurde eine Hilfskraft eingestellt, der Finanzreferent des Vorgänger-AStAs, der sich früher für die Jusos aufstellen ließ. Jakob Weißinger kritisiert die Anstellung. Ihn stört das Geschmäckle, denn „Zahlen in den Computer eintippen kann jeder Student“. Auch bemängelt er, dass der Haushaltstopf für Werkverträge bereits ausgeschöpft sei. Trotzdem stimmte der AStA für die Anstellung. Die Begründung: Die Studierenden warten auf das Geld.

Die GAL-Referenten hatten trotz Abwahl ihres Listenkollegen Roy Kreutzers beschlossen, die Arbeit zu Ende zu führen. Doch Jakob Weißinger hat intern nun seinen Rücktritt erklärt: „Ich muss Klausuren bestehen und werde dann nicht im AStA tätig sein können.“ Wenn er nichts macht, möchte er auch keine Aufwandsentschädigung erhalten, seinen Nachfolger arbeitet er noch ein. Mit wem kann er sich in der nächsten Legislatur eine Koalition vorstellen? „Nicht mit diesen Jusos.“ Die Jusos selbst haben zu einer mögliche Koalition noch „keinen Beschluss“ gefasst. Bleibt es bei der Aussage der GAL, werden die Jusos nach der Wahl mit einem Bündnis linker Listen zusammengehen. Oder es reicht zu einer Mehrheit aus GAL, der Liberalen Hochschulgruppe und dem RCDS. Mathias Hamann

Mathias Hamann

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