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Sport: Endlich am Ziel

Katrin Wagner-Augustin ist erstmals die Nummer eins im Land – gewünscht hatte sie es sich schon früher

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Mit einer Panzerfaust auf dem Rücken, uniformiert und in halbhohen Schnürstiefeln machte Katrin Wagner-Augustin noch Mitte letzter Woche bayrische Wälder und Truppenübungsplätze „unsicher“. Mit einem Lächeln im Gesicht, gekleidet in einen neuen schwarzen Hosenanzug und in hohen schwarzen Stiefeln schritt die Kanutin des KC Potsdam am Samstagabend auf die Bühne des Potsdamer Inselhotels Hermannswerder. Sie war seit 1997 unter anderem zu drei Olympiasiegen und fünf Weltmeistertiteln gepaddelt – nun wurde sie erstmals als „Brandenburger Sportlerin des Jahres“ geehrt. In der 15. Auflage der traditionellen Umfrage der Brandenburger Medien – darunter den Potsdamer Neuesten Nachrichten – hatte sie sich vor Radsportlerin Trixi Worrack aus Cottbus und Judoka Maren aus Spremberg durchgesetzt (siehe „Ergebnisse“). Auch Potsdams Bob-Olympiasieger Kevin Kuske wurde erstmals Sieger der Popularitäts-Umfrage, fehlte wegen der Weltcup-Rennen in Lake Placid aber im Inselhotel; so wie auch alle anderen Umfrage-Kandidaten der Männer wegen des Rad-Weltcups in München bzw. wegen Krankheit (Stephan Koltzk).

„Ich bin wirklich erstaunt, dass es gerade in diesem Jahr geklappt hat, in dem ich erstmals seit längerem wieder international ohne Titel geblieben bin“, staunte Wagner-Augustin. Bei den Weltmeisterschaften in Szeged hatte die Potsdamerin im Einer über 1000 Meter sowie im Zweier über 500 und 200 Meter jeweils Silber hinter den gastgebenden und favorisierten ungarischen Booten geholt. „In dieser Saison ist nicht alles schief gelaufen, aber auch nicht alles so, wie ich es erhofft hatte.“ Deshalb freue sie sich jetzt um so mehr über diese öffentliche Anerkennung. „Nach meinem so erfolgreichen letzten Jahr war ich schon ein bisschen traurig, dass es nicht geklappt hatte. Aber wahrscheinlich dauert bei uns in Brandenburg manches ein bisschen länger. Auch, bis ich endlich gewählt wurde“

Um so mehr genoss Katrin Wagner-Augustin die Ovationen der 280 Ball-Gäste. Auch Matthias Platzeck flossen die anerkennenden Worte für die Kanutin nur so von den Lippen. „Katrin ist ein verdienter Champion“, meinte der Ministerpräsident. „Sie ist nicht nur eine sehr erfolgreiche Sportlerin, sondern auch eine großartige Persönlichkeit. Einfach eine tolle Frau.“ Und Erfolgscoach Rolf-Dieter Amend, der die Paddlerin von 1996 bis 2002 trainierte, ehe er seine Arbeit ganz auf die Kanuten konzentrierte, erklärte: „Katrin hat es sich mit ihren Leistungen in den vergangenen neun Jahren einfach verdient, im Land ganz oben zu stehen.“

Amends Schützlinge Ronald Rauhe und Tim Wieskötter mussten sich bei den Mannschaften mit dem undankbaren vierten Platz hinter den Cottbuser Energie-Fußballern, den Potsdamer Turbine- Kickerinnen und den Slalomkanuten Felix Michel/Sebastian Piersig (Einheit Spremberg) – Europameister und Vizeweltmeister jeweils mit der Mannschaft – begnügen. „Mit dem vierten Platz können wir gut leben“, versicherte Rauhe, dessen Gesicht derzeit ein Vollbart schmückt. „Das ist auch eine Frage, wie die einzelnen Vereine ihre Fans mobilisieren“, mutmaßte Amend. Und Platzeck glaubt: „Wenn man, wie Tim und Ronny, immer Weltklasse-Leistungen bringt, werden die am Ende von vielen schon als normal gewertet “

Auch Wagner-Augustin hätte ihre beiden Klubkameraden weiter vorn erwartet, hat aber ebenfalls Respekt vorm Kanuslalom. „Ich beherrsche zwar seit diesem Jahr die Kenterrolle, würde aber nie allein im Wildwasser paddeln“, erklärte die Sportsoldatin, die erst am Freitag von einem achtwöchigen Bundeswehr-Kurs aus Sonthofen heimgekehrt war. Dort hatte die Stabsunteroffizierin – ausgestattet mit Gewehr, MG und eingangs erwähnter Panzerfaust – einen Feldwebel- Lehrgang absolviert. Denn die Erfolgskanutin hat klare Vorstellungen von ihrer Zukunft; auch von ihrer sportlichen. Drei Jahre will sie noch paddeln, am liebsten mit Klubkameradin Fanny Fischer im Zweierkajak. Nach den WM 2009 in Kanada, wo sie 1997 erstmals Weltmeisterin wurde, soll dann Schluss sein. „Es wird nicht leichter, zumal mit einem Mann im Nacken, der unbedingt Kinder will“, erzählte sie mit einem Grinsen hinüber zu Ehemann Lars Augustin.

Zunächst aber stehen die Feiertage vor der Tür. „Ich muss jetzt erstmal meine Koffer auspacken und das Weihnachts- Gedönse aus dem Keller holen“, meint „Brandenburgs Sportlerin des Jahres“. Bis einschließlich 24. Dezember wird sie noch trainieren, dann geht es mit Lars und einigen Kanuten aus Österreich und Ungarn zum Urlaub im Schnee in die Nähe von Linz. In der Langlaufloipe wird Katrin Wagner-Augustin dann auf schmalen Brettern in warmem Skianzug und mit Skischuhen zu erleben sein.

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