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Landeshauptstadt: Endlich zu Hause
Die Bundesrepublik ehrte den gebürtigen Potsdamer Wolfgang Joop mit dem Designpreis
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Potsdam/Berlin - Der Modeschöpfer Wolfgang Joop (67) ist gestern Abend mit dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden. Die Ehrung wurde dem Potsdamer, der kürzlich mit seinem Label Wunderkind sein Comeback in Paris feierte, am Donnerstagabend bei einem Festakt im Kino International in Berlin überreicht. Joop erschien mit Tochter Florentine und im blauen Cordanzug. „Nachdem Wunderkind auferstanden ist, habe ich das Gefühl, ich werde für den Anfang und nicht für das Lebenswerk belohnt“, sagte der Designer kurz vor der Verleihung. Sein Glück sei es gewesen, dass es die „Marktlücke“ gebe, „dass Menschen nackt sind und angezogen werden müssen“. Jurymitglied und Universitätsprofessor von der Universität der Künste Berlin Joachim Sauter lobte im Vorfeld der Preisverleihung Joops „Kompromisslosigkeit, mit der er für die Qualität seiner Arbeit“ einstehe. „Diese kompromisslose Haltung zeigt sich auch in seiner Biographie, die durch Brüche geprägt ist“, sagte Sauter. Als Designer zeichne ihn aus, dass er auch über die Grenzen seiner Disziplin hinweg trete. „Egal, ob als Fotograf, Autor oder Illustrator – alles beherrscht er auf dem gleichen Level, wie seine Mode“.
Der Preis gilt als die höchste nationale Auszeichnung im Designbereich und wurde erstmalig in Berlin verliehen. Er wird im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums von der Plattform DMY ausgerichtet, die auch das gleichnamige Designfestival im alten Flughafen Tempelhof veranstaltet.
Joop habe sich oft unverstanden gefühlt im eigenen Land. „Jetzt habe ich das Gefühl, zu Hause angekommen zu sein“, teilte er gestern Abend mit.
Auf einem Bauernhof in Potsdam wurde er 1944 geboren. Nachdem er Wirtschaftspsychologie an der Universität Braunschweig studierte, war er Honorarprofessor für Modedesign an der Universität der Künste in Berlin. Seine Modekarriere begann durch die Zusammenarbeit mit seiner damaligen Frau Karin, für welche sie 1968 alle ersten Preise eines Designwettbewerbes erhielten. Joop arbeitete sowohl als Modezeichner und Journalist als auch als freier Designer für diverse Modehäuser in Italien, Frankreich und Deutschland. Seinen internationalen Durchbruch erreichte er im Jahre 1978, als er seine erste Fellkollektion präsentierte, für die ihn die New York Times, neben anderen Publikationen, als den „Preussischen Designer“ ehrte. 1981 gründete er das Modelabel Joop!: Kritiker würdigten seine „provokanten“ Kollektionen, seine Parfums wurden mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichnet. Die Firma, die seinen Namen trägt, hat Joop längst verkauft. 2003 gründete er zusammen mit Edwin Lemberg das Luxuslabel Wunderkind, wofür er nach Potsdam zurückkehrte und eine Villa am Heiligen See bezog.
Mit Wunderkind verfolgte Wolfgang Joop eine persönliche Vision. Sein Ziel sei es, „zeitgemäße Mode für die kultivierte und unabhängige Frau von heute“ herzustellen. Zwischenzeitlich beteiligten sich die Wella-Erben Gisa und Hans-Joachim Sander an dem Unternehmen, das 2011 kurz vor dem Aus stand. Vergangenes Jahr erwarb der Modedesigner seine Anteile zurück und ist seitdem alleiniger Eigentümer der Firma.
Doch Joop ist nicht nur Modedesigner, sondern auch Künstler, Illustrator, Autor und Kunstsammler, zudem engagiert er sich für den Denkmalschutz in Potsdam. Über 100 seiner Werke sind im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe ausgestellt. Weiterhin sammelt er Kunst, insbesondere zeitgenössische Bilder und Skulpturen, außerdem alte Möbel. Noch letztes Jahr wollte Joop seine Potsdamer Villa verkaufen, doch von einem Umzug nach Berlin ist für Joop inzwischen keine Rede mehr. „Ich habe erkannt, dass ich in Potsdam meinen Stil gefunden habe“. Außerdem sei Wunderkind dort schließlich entstanden. Beruflich fände er Berlin nach wie vor interessant, aber in die „Fashionszene“ der Stadt möchte er nicht eingemeindet werden. Saara Wendisch
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