Landeshauptstadt: Entgleisung nach dem Faschingsball
Linke-Kreischef Krämer beleidigte CDU-Politikerin Reiche via Facebook
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Foul im beginnenden Wahlkampf: Potsdams Linke-Kreischef Sascha Krämer, der für den Landtag und die Stadtverordnetenversammlung kandidiert, hat Potsdams CDU-Chefin und direkt gewählte Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche im Internet auf dem sozialen Netzwerk Facebook persönlich beleidigt. „Die Frau ist geboren, um grenzdebil zu lächeln“, schrieb Krämer. Debil bedeutet schwachsinnig oder geisteskrank. Der Linke-Politiker sah am Dienstag keinen Anlass für eine Entschuldigung. Reiche, als parlamentarische Staatssekretärin Mitglied der Bundesregierung, sagte den PNN: „Ich wundere mich, dass sich eine solche Person um ein öffentliches Amt bewirbt.“ Krämer sei wiederholt mit sprachlichen Entgleisungen aufgefallen, dies sei eine „Frage des Charakters“.
Krämer, der den Tonfall seines Kommentars offenbar für normal in der politischen Debatte hält, verteidigte sich: „Wer so oft wie Frau Reiche die verbale Streitaxt schwingt, sollte sich nicht wundern, wenn sie ihr auch mal entgegenkommt.“ Er verwies etwa auf eine Äußerung von Reiche aus 2012, „die Linke als Nachfolgeorganisation der SED habe sich zwar mehrfach gehäutet, doch zeige sich immer die gleiche hässliche Schlange“. Schlechter politischer Stil à la Reiche sei es auch, dass sich die CDU gemeinsamen Aufrufen der Potsdamer Parteien verweigert habe, sich NPD-Demos entgegenzustellen – oder Homosexuellen nicht die gleichen Rechte wie anderen Menschen zu gewähren. Beispiele aber, dass Reiche jemanden persönlich verunglimpfte, nannte Krämer keine.
Krämer ist auf Facebook nicht zimperlich. So schrieb er Anfang Januar über Hubertus Knabe, den Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen im ehemaligen Stasi-Zentralgefängnis: „Hoffe der Hassprediger Knabe ist bald weg. Der Mann ist unerträglich.“ Auf der Facebook-Seite des von Krämer geführten Linke-Stadtverbandes fand sich im Bundestagswahlkampf ein Foto-Ordner mit dem Titel: „Lustige Fotos zur Bundestagswahl 2013“. Gezeigt wurden dort beschmierte Wahlplakate Reiches – Krämer klickte bei den beschädigten Plakaten der CDU-Kontrahentin „Gefällt mir“. Und das, obwohl er kurz zuvor mit SPD und Grünen selbst einen Aufruf für einen „fairen Wahlkampf“ veröffentlicht hatte. Die jüngste Entgleisung geschah in der Nacht zum Dienstag. Potsdams SPD-Chef Mike Schubert hatte auf seinem Facebook-Profil ein Bild vom Rosenmontagsball in Werder gezeigt, wo auch Krämer Gast war. Das wurde munter kommentiert. Irgendwann schrieb Krämer, schräg am Abend sei vor allem die Anwesenheit Reiches gewesen. Um 23.52 Uhr folgte – mit einem lächelnden Sonnenbrillen-Smiley davor – die Beleidigung. Schubert distanzierte sich auf Facebook übrigens sofort: Er fragte, ob Krämer im Wahlkampf wieder eine Fairness-Erklärung vorschlage, und fügte hinzu: „Das sollte dann aber auch für Facebook gelten.“ Krämer antwortete: „Nö, da die CDU ja eh nicht mitmacht“ Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg sagte am Dienstag dazu: „Ich bin mir sicher, dass so etwas nicht als offizielle Erklärung gemacht würde.“ Allgemein bestätige der Vorgang seine Vorbehalte gegen soziale Netzwerke wie Facebook – diese neue Art der einfachen Kommunikation habe zwar ihren Charme: „Damit muss man aber auch umgehen können.“ HK/ thm
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