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AUF NEUEN WEGENMit dem Radnavigator kann man die schönsten Routen durch die Mark entdecken: Entlang der Havel zu Einsteins kleinem Paradies

Der Europäische Radfernweg Nummer 1 führt aus Berlins City auf reizvollem Terrain durch den Grunewald nach Potsdam und bis an den Schwielowsee

Stand:

HEILANDSKIRCHE SACROW

Friedrich Wilhelm IV. entwarf den 1844 entstandenen Bau. Der Mauerbau 1961 führte zur weitgehenden Zerstörung des Gebäudes. Die Tagesspiegel-Stiftung unterstützte die äußere Sanierung. Heute finden wieder Gottesdienste und Konzerte statt.

GlIENICKER BRÜCKE

Seit 1907 verbindet die Stahlkonstruktion Berlin und Potsdam. Hier gab es drei Agentenaustausche nach dem Mauerbau. Seit November 1989 macht die „Brücke der Einheit“ ihrem Namen wieder alle Ehre – und bietet einen der schönsten Blicke auf die Potsdamer Kulturlandschaft.

PFAUENINSEL

Vor der Überfahrt auf die von den Preußenkönigen als „paradiesisches Eiland“ gerühmte Insel müssen Radler ihre Fahrräder an der Fähre abstellen. Auf dem 67 Hektar großen Gelände erwarten den Besucher ein uralter Baumbestand, das weiße Schloss und ein Wasservogelteich.

GASTHAUS MOORLAKE

Zu Ehren seiner aus Bayern stammenden Gemahlin Elisabeth von Wittelsbach ließ König Friedrich Wilhelm IV. 1840 durch Ludwig Persius ein Forsthaus und ein Stallgebäude im bayerischen Stil erbauen. Im Jahre 1896 zog die erste Gaststätte ein.

KIRCHE PETZOW

Einen schönen Picknickplatz bietet das Terrain rund um die Kirche. Die Dorfkirche entstand 1842 nach einem Entwurf von Schinkel. Heute dient sie für Ausstellungen, Konzerte und Trauungen. Am Wochenende ist sie von März bis Oktober von 11 bis 18 Uhr, sonst von 13 bis 17 Uhr offen. Texte und Fotos: Claus-Dieter Steyer, Grafik: Gitta Meyer

HANS-OTTO-THEATER

Im September 2006 nahmen die Potsdamer die neue Spielstätte ihres Hans- Otto-Theaters am Tiefen See in Betrieb. Die Architektur des Daches erinnert an die Oper in Sydney oder an eine entfaltete Blüte.

GRUNEWALDTURM

Der 56 Meter hohe Backsteinturm aus dem Jahre 1897 bietet einen schönen Blick über die Havellandschaft. Die Gemeinde Teltow ließ ihn anlässlich des 100. Geburtstags von Kaiser Wilhelm I. als „Ausdruck der märkischen Dankbarkeit“ errichten. Zur Aussichtsplattform führen 204 Stufen. Am Fuß des Turms gibt es ein Restaurant.

ALTER MARKT POTSDAM

Den Mittelpunkt des historischen Stadtzentrums bilden seit dem Abriss des Stadtschlosses die Nikolaikirche und das alte Rathaus. Schinkel lieferte die Pläne für den 1830 bis 1837 erfolgten Kirchenbau.

Ein Kaiser, mehrere Könige, ein Genie von Weltgeltung, ein wandernder Dichter und obendrein eine falsche Moschee, ein Theater im Stil der Oper von Sydney und ein Garten voller Zitronen des Nordens – die vierte Folge unserer Radnavigatorserie steckt voller Überraschungen. Die 60 Kilometer lange Strecke beginnt am S-Bahnhof Heerstraße und damit am westlichen Rand der Berliner City. Durch den Grunewald geht es zum Wannsee, zur Fähre auf die Pfaueninsel, über die Glienicker Brücke nach Potsdam und entlang der Havel zum Schwielowsee. Anschließend führt der Weg über Caputh zurück nach Potsdam. Bis auf die „Berge“ im Grunewald eignet sich die Tour auch für Familien und Gelegenheitsradler. Sie dürften gerade am Schwielowsee viel Vergnügen am Ausflug finden.

Dank des Radnavigators stellt die Orientierung kein Problem dar. Er erweist sich vor allem im Potsdamer Stadtgebiet als äußerst nützliche Hilfe, um im Labyrinth der Straßen den richtigen Kurs zu finden. Aus der zur Auswahl stehenden Liste der Radwege auf der Startseite der CD oder des mobilen Gerätes auf dem Fahrradlenker muss dafür der „Europaradweg R 1“ angeklickt werden. Beim Auswahlkriterium „Orte an der Tour“ muss die Entscheidung für „Berlin-Westend“ fallen. Bei der höchsten Zoomstufe fällt der Blick gleich auf die S-Bahn-Station Heerstraße.

Da die Ausschilderung mit dem Symbol „R 1“ geradezu vorbildlich ist, kann man in Charlottenburg-Wilmersdorf den Abzweig der Straße Am Postfenn von der Heerstraße kaum verpassen. Sie führt zur Havelchaussee, auf der fast zu jeder Tageszeit Freizeitsportler das Bild bestimmen. „Einen anspruchsvolleren Kurs gibt es in ganz Berlin nicht“, meint einer von ihnen während einer Verschnaufpause. „Ich trainiere für eine Alpentour. Dafür können die Anstiege nicht steil genug sein.“

Der Mann schaut neugierig auf das silberne Gerät an unserem Lenker. Sein Urteil könnte knapper nicht ausfallen; „Neumodischer Kram“, sagt er mit einer abwertenden Handbewegung. Erst ein zweiter Blick weckt sein Interesse: „Der blinkende Kreis auf dem Display zeigt also genau unseren Standort, auch mitten im Wald?“ Interessant, sagt er nur. Aber in seinem Revier kenne er sich aus – und schwingt sich wieder auf sein Rad.

Unsere Tour zu den Spuren bekannter Personen und Bauten führt zunächst zum Grunewaldturm mit dem Marmorstandbild von Kaiser Wilhelm I. Mit einem Seitenblick auf die zwischen den Bäumen hindurch schimmernde Havel geht es zum Wannsee. Hier reiht sich ein reizvoller Ausblick an den nächsten: die Pfaueninsel, die allerdings nur zu Fuß besucht werden kann, die Heilandskirche von Sacrow, das historische Wirtshaus Moorlake, das Casino und das Schloss Glienicke und schließlich die Glienicker Brücke. Der Radnavigator liefert sekundenschnell alle wichtigen Daten auch über dieses Symbol der deutschen Teilung und Wiedervereinigung.

Bei Touristen aus nah und fern bleibt das Tippen auf den Bildschirm mit dem silbernen Stift nicht lange verborgen. „Wie wird“s Wetter“, fragt eine Frau mit leichtem sächsischem Dialekt. Die Lacher sind zwar zunächst auf ihrer Seite, aber dann staunt die Gruppe doch über die Ansage der genauen Temperatur und der Warnung vor Schauern am Nachmittag. Das Internet, das die meisten mobilen Geräte heute im Handumdrehen anwählen können, macht es möglich.

Auch in Potsdam nutzen wir den Radnavigator, um nichts zu verpassen. Kurz vor der Kreuzung der Berliner Straße mit der Nuthe-Schnellstraße empfiehlt sich ein Schlenker nach links in das Quartier Schiffbauergasse. Am Ufer des Tiefen Sees hat sich ein faszinierender Platz mit futuristisch anmutenden und historischen Gebäuden entwickelt, wobei das im September vergangenen Jahres eröffnete Hans- Otto-Theater allein schon wegen seiner eigenwilligen Dachkonstruktion die Silhouette bestimmt. Das Restaurantschiff „John Barnett“ und das große italienische Lokal „Il Teatro“ in der ehemaligen Zichorienmühle laden zur Stärkung ein.

Danach geht es auf ebenen Wegen zur Freundschaftsinsel, deren eigenwilliger Name keineswegs aus DDR-Zeiten stammt. Der berühmte Staudenzüchter Karl Foerster nannte das Kleinod so, nachdem er zwischen 1938 und 1940 den ersten Schaugarten angelegt hatte. Von hier aus befinden sich die Nikolaikirche und das wiederaufgebaute Fortunaportal des Stadtschlosses schon in Sichtweite. Auf der Breiten Straße passieren wir das Filmmuseum und die „Moschee“, die die Pumpen für die Fontäne im Park Sanssouci beherbergt.

Bald bleibt die Stadt zurück und entlang der Havel werden der Templiner und der Schwielowsee erreicht. In Petzow dreht sich im Fruchterlebnishof alles um den Sanddorn, der als „Zitrone des Nordens“ umschrieben wird. Kurz vor dem Fercher Zentrum verlassen wir den Europaweg 1, der weiter nach Südwesten führt. Wir radeln auf dem Uferweg um den Schwielowsee. Bald kommt Caputh in Sicht, wo Albert Einstein zwischen 1929 und 1932 in seinem Sommerhaus sein „kleines Paradies“ fand. Von hier ist es nur ein Katzensprung zurück nach Potsdam.

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