Landeshauptstadt: Erlösender Anruf aus Khao Lak
Bisher keine Potsdamer unter den Opfern der Katastrophe in Südasien bekannt / Tauchlehrer und Urlauber unversehrt
Stand:
Bisher keine Potsdamer unter den Opfern der Katastrophe in Südasien bekannt / Tauchlehrer und Urlauber unversehrt Von Guido Berg und Henri Kramer Der Schrecken des verheerenden Seebebens in Südasien ist auch in Potsdam zu spüren. Mindestens vier Deutsche sollen bei der Flutkatastrophe ums Leben gekommen sein, ob sich darunter Menschen aus der Landeshauptstadt befinden, war bis gestern Abend noch unklar. Einige Potsdamer, die zur Zeit des Unglücks in Südasien weilten, haben sich inzwischen bei ihren Angehörigen und Freunden gemeldet. Irina Solpel vom Tauchshop Potsdam in der Berliner Straße machte sich gestern Vormittag noch große Sorgen um Thomas Richen. Der 29-Jährige hat in ihrer Tauchschule den Tauchlehrer-Schein gemacht. Seit November baute er in Khao Lak nördlich der thailändischen Insel Phuket eine eigene Tauchsportschule auf. „Ständig sind wir über das Internet in Kontakt gewesen in den letzten Wochen“, erzählte die Sporttaucherin. Seit der verheerenden Beben-Flut habe sie noch nichts von ihm gehört. Sie wisse nicht, ob er lebt, wie es ihm geht. Thomas Richen, erzählte sie, hat vor seinem Thailand-Projekt ein Sonnenstudio im Potsdamer Sternplaza betrieben. Gegen Mittag dann das erlösende Telefonat mit Richens Mutter, die in Frankfurt (Oder) wohnt: Ihr Junge lebt. „Das ist das Wichtigste“, atmete auch Marina Solpel auf. Ihr ehemaliger Schützling sei „in einem riesigen Lager“ und warte darauf, ausgeflogen zu werden. Wann dies geschehe, sei ungewiß, „es seien zu viele, die warten“, berichtete die Tauchsportlerin. Von Richens Tauchbasis in Khao Lak sei nichts mehr übrig: „Es ist alles vollkommen kaputt“, berichtete sie von dem Telefonat mit Richens Mutter. Diese erklärte gestern gegenüber den PNN, sie habe gestern Morgen um sieben Uhr kurz mit ihrem Sohn sprechen können. Die Handy-Verbindung sei sehr schlecht gewesen und auch erst nach unzähligen Versuchen zustande gekommen. Ihr Sohn konnte nur drei Sätze sagen. Nun sei sie „sehr froh, dass er lebt“. Den ganzen Sonntag über habe sie gebangt und vergeblich versucht, über das Auswärtige Amt Informationen zu bekommen. Die Gegend um Phuket ist laut Marina Solpel eine „berühmt-berüchtigte Taucher-Ecke“. Insbesondere einmal einen Hai zu sehen sei das Ziel vieler Tauchsporttouristen, die nach Phuket fliegen. In den Potsdamer Reisebüro herrschte gestern indes eine Stimmung zwischen Trauer und mäßiger Anspannung. Vergleichsweise wenige Kunden seien über Weihnachten in den Katastrophengebieten gewesen, so der generelle Tenor bei einer Umfrage in zehn Reisebüros der Stadt. „Drei Familien, die bei uns ihre Reise nach Phuket gebucht haben, sind inzwischen aufgetaucht und werden in Deutschland zurückerwartet“, sagt Ricardo Fröh, Geschäftsstellenleiter im Travelpoint in der Zeppelinstraße 15. Dagegen habe er keine Urlauber aus Potsdam in Sri Lanka oder Indien gehabt. Nur das TUI-Reisecenter in der Breiten Straße 27 wollte gestern keine Auskunft geben. „Bitte wenden Sie sich an unsere Zentrale.“ Zu einigen Hotels in Khao Lak nördlich von Phuket konnten die Reiseveranstalter TUI und Thomas Cook bis Montagmittag jedoch keinen Kontakt aufnehmen. Es sei deshalb nicht auszuschließen, dass Deutsche unter den Opfern sind. „Khao Lak ist nach unseren Informationen ein einziges Trümmerfeld“, sagte TUI-Sprecherin Stefanie Rother. Nun bereiten sich die Potsdamer Reisebüros auf die Zeit nach der Katastrophe vor, warten auf die genauen Informationen der großen Reiseveranstalter. „Nach Silvester wollen zehn unserer Kunden in die Region reisen – in diesen Fällen wird es wohl Umbuchungen geben,“ sagte Christian Richter, Inhaber des Atlas-Touring-Reisebüros in der Lindenstraße. Er befüchtet gleichzeitig Umsatzverluste für seine Branche. Gerade im Winter sei die Region in Südasien ein beliebtes Reiseziel, da dort Hochsommer herrsche. „Es ist bedrückend, wenn man im Fernsehen die Bilder sieht und einige Plätze kaum noch wiedererkennt“, sagte gestern Sven Averbach, Inhaber des thailändischen Siam-Restaurants in der Friedrich-Ebert-Straße. Der Asien-Fan besuchte allein Phuket in den vergangenen drei Jahren dreimal. Seine thailändischen Freunde dort hat Averbach schon erreicht, dennoch ist er in Sorge. „Manche Kellner dort kennt man inzwischen schon vom Aussehen und weiß eben nicht, wie es ihnen jetzt geht.“ Von seinen thailändischen Mitarbeitern ist laut Averbach zum Glück niemand betroffen, deren Familien würden vor allem im Norden Thailands arbeiten. Zu ihren Angehörigen werden seine überlebenden Freunde aus Phuket nun wohl ziehen. „Ihre Arbeitsplätze sind erst einmal zerstört“, sagte Averbach.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: