
© Andreas Klaer
Restaurant „XIX“ im Holländischen Viertel: Erst Burger, dann Burlesque
Im Mai eröffneten drei junge Männer ihr Restaurant „XIX“ in der Benkertstraße. Das Konzept: Leckeres Essen auch für späte Gäste und im Winter Dinnershows mit Live-Musik. Das scheint gut anzukommen.
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Potsdam - Ein gutes Dutzend Katzen hat Joe Ryan als Musicaldarsteller gespielt. Erst in London bei „Cats“, später auch in Deutschland. In Bochum gehörte er zur Besetzung von „Starlight Express“. Jetzt ist er Gastronom, seit einem halben Jahr in Potsdam und gemeinsam mit Maximilian Fuhrmann Inhaber des Hotels und Restaurants „XIX“ in der Benkertstraße 19. Und die Musik lässt ihn nicht los. Vielleicht auch, weil ihn immer wieder Fans darauf ansprechen und fragen, ob er nicht mal was singen kann.
Das macht er jetzt. Am heutigen Donnerstagabend findet im Restaurant die erste Dinnershow statt. Dann gibt es zum Drei-Gänge-Menü Musik aus der Swing-Ära, aus diversen Broadway-Shows und, sozusagen als prickelnden Nachtisch, eine Burlesque-Nummer. Zur Musik vom Band wird Joe Ryan live singen und tanzen.
Die Idee dazu entwickelte sich, als die neuen Restaurantinhaber etwas suchten, womit man die Wintermonate inhaltlich aufpeppen könnte. „Das Sommerhalbjahr lief unheimlich gut, besser als erwartet“, sagt Mario Gierl, der Dritte im Team und als Betriebswirt für die Zahlen zuständig. Ein Großteil des Geschäfts findet auf der umlaufenden Terrasse vor dem Haus statt. Die Kreuzung mitten im Holländischen Viertel ist immer belebt. Damit es auch im Winter läuft, haben sie sich ein ganzes Veranstaltungsprogramm ausgedacht. Einmal im Monat soll es eine Dinnershow geben, die Show im Dezember als Weihnachtsspecial mit englischen und amerikanischen Weihnachtsliedern. Im Oktober wird abgegrillt, im November gibt es Martinsgans und im Dezember findet ein Backkurs für Kinder statt. Und zwar am Schließtag, dann haben die Kinder die ganze Küche für sich allein.
Vom Land ins Holländische Viertel
Ryan, Fuhrmann und Gierl arbeiten schon länger zusammen, sie lernten sich in einem Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern kennen. Doch auf dem Land war es ihnen irgendwann zu ruhig und sie suchten ein neues Projekt. Als ihnen das Objekt im Holländischen Viertel angeboten wurde, griffen sie zu. Sie bauten um, gestalteten nach ihren Wünschen und eröffneten im Mai ein Restaurant- und Boutique-Hotel, vier Zimmer und eine Suite im Obergeschoss des Holländerhauses. „Sehr schön“, sagt ein Gast beim Auschecken. Er war dienstlich in Potsdam und wird das nächste Mal mit seiner Familie hierher kommen. „Im ,XIX’ gibt es sogar spät abends noch sehr gutes Essen.“
Genau das ist den Inhabern wichtig. Dass die Bürgersteige um 22 Uhr eben noch nicht hochgeklappt werden, obwohl im Holländischen Viertel um diese Zeit alles schließen muss, was draußen stattfindet. „Wohn-Gewerbe-Mischgebiet“, sagt Gierl und zuckt mit den Schultern. Vor allem Ryan vermisst das Nachtleben einer Großstadt. Mit London kann Potsdam eben nicht mithalten, aber: „Potsdam ist eine wahnsinnig schöne Stadt“, sagt er begeistert.
Bisher sind Hotel und Restaurant ein reiner Männerhaushalt
Umso wichtiger ist es, dass die Qualität stimmt. „Denn dann kommen auch die Leute“, sagt Gierl. Küchenchef Fuhrmann kocht eine internationale frische Küche, Tüten und Dosen gibt es nicht. Selbst die Fritten sind handgeschnitten. Die erfrischend innovativ gestaltete Karte geht querbeet, von Chateaubriand bis Currywurst, wobei die Pommes mit selbstgemachter Aioli und Trüffel kommen. „ Fish and Chips“ ist dem in Nordengland geborenen Joe Ryan geschuldet. Es findet sich ein „rheinisches himmel & ääd“, Burger vom Havelländer Apfelschwein, Zander und Jakobsmuscheln.
Bisher sind Hotel und Restaurant ein reiner Männerhaushalt, Zimmermädchen gibt es keine. Gern hätten sie Hilfe im Restaurant, aber es fehlen Fachkräfte. „Wir könnten sogar ausbilden“ sagt Gierl. Und es sei bei Weitem nicht so, dass man in der Gastronomie schlecht verdient. Natürlich muss man auch an Feiertagen arbeiten. „Aber wenn man seinen Beruf liebt, dann ist das okay“, sagt Gierl. Sie feiern gern mit ihren Gästen Weihnachten und Silvester. „Ich wüsste gar nicht, was ich alleine zu Hause anfangen sollte“, sagt Ryan. Das Restaurant ist seine Familie. Auch deshalb hat er das Brexit-Votum seines Heimatlandes interessiert und mit Befremden wahrgenommen. Als EU-Bürger ist das Arbeiten in Deutschland kein Problem. Was nach dem Brexit kommt, weiß er nicht.
Dinnershow am heutigen Donnerstag um 19 Uhr, nur nach Anmeldung, Tel.: (0331) 23 53 07 51. Karten kosten 45 Euro, dazu kommen Getränke. Die nächste Dinnershow findet am 3. November statt. Mehr Infos >>
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