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Auf den Hund gekommen. Die Hundetrainerinnen Christin Appel, Eileen Krüger, Astrid Weiß (v.l.).

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Erst muss der Mensch lernen

Wenn Frauen sich selbstständig machen, bereiten sie sich darauf gut vor – wie Hundetrainerin Astrid Weiß

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„Wenn sich Frauen als Existenzgründerinnen selbstständig machen wollen, dann bereiten sie sich darauf meist intensiver vor als die Männer. Die sind dafür wagemutiger und riskieren mehr.“ So schätzt der Pressesprecher der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam, Detlef Gottschling, die Situation ein. Mit genauen Zahlen kann er nicht aufwarten, bundesweit sind jedoch 30 Prozent der Existenzgründer Frauen und das treffe auch auf den Kammerbezirk Potsdam zu. Im vergangenen Jahr kamen 423 Unternehmen zu den bereits vorhandenen bei der IHK hinzu.

Aus der Arbeitslosigkeit heraus gingen laut Arbeitsagentur in der Stadt Potsdam 2011 insgesamt 848 Personen, davon 255 Frauen in die Selbstständigkeit. Die Beweggründe dafür sind sehr unterschiedlich und die Zielstellungen sind es offenbar auch. Nicht immer wird nach einer Marktlücke gesucht, manchmal soll es auch der Traumberuf sein.

Bei Astrid Weiß aus Potsdam-Eiche kommen gleich beide Komponenten zusammen. Die Sozialpädagogin, die bereits 30 Jahre Berufserfahrung hat, musste aus gesundheitlichen Gründen Stress abbauen, wollte aber weiter mit Menschen – und auch mit Tieren – arbeiten. Sie selbst hat schon seit vielen Jahren Hunde als Gefährten. Als Hundeerzieherin und Verhaltensberaterin sieht sie gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt, denn das Verhältnis zum Hund habe sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert, erklärt sie. Vom Nutztier als Hof- und Jagdhund, ja sogar als Zugtier sei er immer stärker zum Familienhund und zum Sozialpartner geworden. Das aber sei nicht immer in den Genen der bevorzugten Hunderasse angelegt, und leider verstärke oft auch falsches Verhalten des Menschen unerwünschte Eigenschaften beim Hund.

Zusammen mit den Potsdamerinnen Christin Appel und Eileen Krüger besuchte Astrid Weiß einen Lehrgang, der mit dem bundesweit anerkannten Zertifikat „Hundeerzieher/Verhaltensberater IHK/BHV“ abschließt. Zusammen mit dem Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater (BHV) bietet nur die Potsdamer IHK diesen Abschluss in Deutschland an. 312 Stunden Theorie und 500 Praxisstunden mussten absolviert werden, und die abschließende Prüfung erwies sich als so anspruchsvoll, dass von elf Prüflingen nur sechs auf Anhieb bestanden. 6000 Euro muss der Teilnehmer des Kurses zahlen, kann sich aber einen Teilbetrag von 500 Euro als Bildungsprämie zurückholen.

Noch ist Hundetrainer/Verhaltensberater kein Ausbildungsberuf. Es kann sich also jeder so nennen. Der BHV möchte das allerdings ändern, denn schlecht ausgebildete oder wenig verantwortungsvolle Berater können unter Umständen eine Menge Schaden anrichten, weiß der Verein aus Erfahrung.

Die drei Potsdamer Hundetrainerinnen haben ihre Prüfung bestanden, und da sie in unterschiedlichen Stadtteilen zu Hause sind, werden sie sich auch kaum Konkurrenz machen. Sie setzen grundsätzlich auf die gewaltfreie Erziehung des Hundes, und zu den verpönten Maßnahmen gehört sogar das Rucken oder Reißen an der Leine. „Man muss sich erst einmal vergegenwärtigen, wie ein Hund lernt und kommuniziert und dann gilt es, ihn und seinen Halter gemeinsam zu motivieren“, erklärt Hundetrainerin Astrid Weiß das Prinzip ihrer Verhaltensberatung. Wichtig sei es, dem Hund nur dann Zuwendung zukommen zu lassen, wenn er sich wunschgemäß verhält.“ Im Training bekomme ich das vom Hund, was ich als Mensch verstärke – das muss aber nicht das sein, was ich haben wollte“, so Weiß. Auch ein „Lass das“, wenn er bellt, kann der Hund als Aufmerksamkeit verstehen. Und so bellt er weiter.

Und obwohl Astrid Weiß ihre Ein-Frau-Firma „hundwärts“ genannt hat, weiß sie und betont das auch, dass sie zuallererst mit Menschen arbeitet, mit den Hundebesitzern. Sie arbeitet gemeinsam mit den Kolleginnen daran, dem Hundehalter die Kommunikation zwischen Mensch und Hund deutlicher zu machen. Erst wenn die begriffen hätten, worum es bei ihrem Hund gehe und was im Zusammenspiel Hund-Mensch verändert werden muss, könne die Erziehung des Vierbeiners beginnen. Zuerst also müsse der Mensch lernen.

Die Arbeit von Astrid Weiß kann aber schon im Vorfeld nützlich sein, ehe ein Hund angeschafft wird. Sie berät, welcher Hund zu wem passt, bietet Welpenerziehungskurse an, Erziehung von A bis Z und arbeitet auf Wunsch des Besitzers mit Problemhunden. Einen weiteren Schwerpunkt soll die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen einnehmen. Sie plant Hund-Kind-Kurse und Wochenend-Workshops für Kinder. Langsam laufe das Geschäft an, sagt sie. Man müsse sich eben erst bekannt machen.

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