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Potsdamer Forscher: Erster Potsdamer Humboldt-Professor
Einer der angesehensten Linguisten, Harald Clahsen, wurde mit einer der hoch dotierten Alexander-von-Humboldt-Professuren geehrt.
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Harald Clahsen will eine Lücke schließen. Der international renommierte Psycholinguist, der am Donnerstagabend in Berlin eine der hoch dotierten Alexander-von-Humboldt-Professuren erhielt, will die fünf Millionen Euro Preisgeld dazu nutzen, an der Potsdamer Universität ein Forschungszentrum für Bilingualität aufzubauen. Gegenstand seiner Arbeit wird die Sprachverarbeitung von mehrsprachigen Menschen sein. Die Potsdamer Uni sei in der Linguistik bereits sehr gut aufgestellt, sagte der 55-Jährige im Gespräch mit den PNN. „Bei der experimentellen Ausrüstung ist Potsdam führend, doch bislang wird nur die Einsprachigkeit untersucht“, erklärte der Wissenschaftler, der derzeit noch an der britischen University of Essex forscht. Im Oktober wird er seine Professur an der Uni Potsdam antreten.
Bereits 2003 wollte der Spitzenforscher nach Potsdam wechseln, doch die Briten hatten ihn mit einer besseren Forschungsausstattung gehalten. Dann war die ehemalige Uni-Präsidentin Sabine Kunst zusammen mit der Uni-Vizepräsidentin für Internationales, Rita de Bleser, aktiv geworden. Gemeinsam mit Clahsen arbeitete man ein Forschungskonzept für die begehrte Humboldt-Professur aus – mit Erfolg. Clahsen wurde gestern zusammen mit sieben weiteren Wissenschaftlern die Professur verliehen. Mit der vom Bundesforschungsministerium geförderten Initiative will die Humboldt-Stiftung internationale Spitzenforscher nach Deutschland holen. Mit dem Preisgeld sollen wissenschaftliche Strukturen aufgebaut werden, die weltweit konkurrenzfähig sind. Oft sind es, wie im Fall von Clahsen, Forscher, die nach ihrem Studium in Deutschland im Ausland Karriere gemacht hatten und nun zurückkehren.
Der Universität Potsdam ist es damit zum ersten Mal gelungen, eine Humboldt-Professur an die Hochschule zu holen. Harald Clahsen gilt als einer der international angesehensten deutschen Linguisten. Er zählt zu den führenden Forschern auf den Gebieten Spracherwerb, Sprachverarbeitung sowie Sprachstörungen und verbindet bei seiner Arbeit theoretische Linguistik mit experimenteller Psycholinguistik und neurowissenschaftlichen Techniken.
An der Uni Potsdam will Clahsen mit dem auf fünf Jahre angelegten Fördergeld das „Potsdam Research Institute of Multilingualism (PRIM)“ etablieren. Er wird Gründungsdirektor und übernimmt die neue Professur für „Psycholinguistics of Multilingualism“. „Mit Clahsen erfährt der Exzellenzbereich ,Kognitionswissenschaften’ der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam eine erstklassige wissenschaftliche Verstärkung“, hieß es von der Hochschulleitung.
Clahsen wird sich unter anderem Fragen zum mehrsprachigen Spracherwerb widmen. Unter Mehrsprachigkeit verstehen die Forscher bereits das Beherrschen einer Fremdsprache, aber auch zweisprachige Erziehung. Clahsen verweist auf die gerade im Berliner Raum bestehenden Probleme mit Kindern von Migranten, die Deutsch nicht gut beherrschen. „Die kommen oft auf Schulen für Sprachbehinderungen, das ist aber fatal, meist haben diese Kinder nur schlecht Deutsch gelernt“, erklärt der Forscher. Mit seinem neuen Team will er unter anderem Kriterien dafür finden, ob ein Mensch sprachgestört ist oder eine Sprache nur schlecht gelernt hat. Auch wolle man Eltern erklären, wie man erfolgreich bilingual erzieht.
Spannend dürfte auch eine weitere Entdeckung der Wissenschaftler sein. So gebe es ein Korrelation zwischen einem höheren Intelligenzquotienten und der Mehrsprachigkeit. Zudem sei die Gefahr an Alzheimer zu erkranken bei Mehrsprachigen niedriger. „Wir wollen nun verstehen, wann und wie die Bilingualität kognitive Fähigkeiten fördert“, sagte der frisch ernannte Humboldt-Professor.
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