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Sport: Erstes Endspiel verloren
Deutsche Hockeyfrauen unterliegen England 0:2
Stand:
Für den Deutschen Hockey-Bund (DHB) geht es bei der Europameisterschaft in Mönchengladbach nicht nur um die Ehre, letztinstanzlich steht auch eine Menge Geld auf dem Spiel. Nur wenn sich die Nationalmannschaften für die Olympischen Spiele 2012 qualifizieren, gelangt der Verband weiterhin in den Genuss der Höchstförderung. DHB-Präsident Stephan Abel hält die Olympia-Qualifikation daher sogar für wichtiger als den EM-Titel. In dieser Hinsicht war der gestrige Spieltag ein ziemlich unbefriedigender: Nach einer bescheidenen Leistung verloren die deutschen Frauen ihr zweites Gruppenspiel gegen England 0:2 (0:1) – im Halbfinale werden sie nun wohl auf die übermächtigen Holländerinnen treffen. Genau dieses Szenario wollte Bundestrainer Michael Behrmann unbedingt vermeiden.
Die Deutschen begannen das K.-o.-Spiel um den Gruppensieg vor gut 4000 Zuschauern im Mönchengladbacher Hockey-Park entsprechend druckvoll. Sie versuchten die Engländerinnen durch ein frühes Pressing unter Druck zu setzen und suchten immer wieder entschlossen den Weg in den Schusskreis. Nach zehn Minuten gab es die erste Strafecke für die EM-Gastgeberinnen. Sie brachte nichts ein, und trotzdem war zunächst nichts davon zu spüren, dass die Nationalmannschaft zuletzt eine Art England-Trauma entwickelt hatte. Seit dem EM-Halbfinale vor zwei Jahren in Amstelveen gab es keinen Sieg mehr für die Deutschen, die folgenden sieben Duelle seitdem haben sie verloren.
Warum die Engländerinnen der deutschen Nationalmannschaft nicht liegen, ließ sich nach einer guten Viertelstunde erahnen. Gleich der erste Angriff brachte den eher defensiv eingestellten Gästen eine Strafecke ein. Im zweiten Versuch überwand Crista Cullen Kristina Reynolds im deutschen Tor zum 1:0. So überraschend der Treffer fiel, so groß waren die Schwierigkeiten der Mannschaft von Bundestrainer Behrmann, mit den veränderten Voraussetzungen klar zu kommen. Dem Aufbau mangelte es nun deutlich an Fluss, und auch nach der Pause fanden die Deutschen zunächst nicht richtig ins Spiel. Sie wirkten ein bisschen fahrig, in manchen Situationen fast schon lethargisch.
Die Engländerinnen erkannten ihre Chance – und nutzten sie. Gleich nach Wiederanpfiff vergab Cullen, allein vor Reynolds, die große Chance zum 2:0. Fünf Minuten später holte sie das Versäumte nach, als sie, erneut nach einer Strafecke, zum zweiten Mal an diesem Nachmittag traf. Drei weitere Strafecken ließen die Engländerinnen danach noch ungenutzt. Die Deutschen hingegen taten sich weiterhin schwer, sich klare Möglichkeiten herauszuspielen. Ihr Druck fand kein Ventil. Der Kreis der Engländerinnen war komplett abgedichtet. Allein Eileen Hoffmann hatte fünf Minuten vor Schluss noch eine gute Möglichkeit, scheiterte aber an Torhüterin Storry.
Selbst zwei Tore Vorsprung müssen im Hockey noch keine Entscheidung bedeuten. Auch in den letzten fünf Minuten kann sich ein Spiel noch drehen. Doch die deutsche Mannschaft schien schon weit vor der Schlusssirene nicht mehr an ihre Chance zu glauben. Auf den Rängen war das Raunen des Publikums, ein hörbarer Ausdruck der allgemeinen Unzufriedenheit, nun weit deutlicher zu vernehmen als die Anfeuerungen für das deutsche Team. Stefan Hermanns
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