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20 Jahre Potsdamer "Rocking Skillz": Es begann im Fahrrad-Keller

Potsdams älteste Breakdance-Crew, die Rocking Skillz, feiert in diesem Jahr ihr 20. Jubiläum – mit einem Wettbewerb im Jugendclub 18 am Stern.

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Potsdam - Carsten Schubert ist von Anfang an dabei. „Skid“, so der Name des Breakdancers, ist bis heute aktiv, trotz seiner 37 Jahre: „Das ist schon ein biblisches Alter für einen B-Boy“, sagt er. Damals, Anfang der 1990er-Jahre, gab es in Sachen Breakdance in Potsdam nichts. Zwar hatte sich bereits in der DDR eine kleine Hip-Hop-Szene in der Stadt gebildet, Breakdance hatte sich dort aber nie wirklich etabliert. Dementsprechend musste der kleine Kreis der B-Boys, wie sich die Tänzer selbst nennen, rund um Schubert ganz bei Null anfangen.

Lebendige Breakdance-Szene in Potsdam

Heute ist die Breakdance-Szene der Landeshauptstadt ist überaus lebendig: Potsdams Breakdancer sind oft erfolgreich bei Wettbewerben vertreten und mit Survival Of The Skillest, Swamp Of PDM und dem Plattenspieler gibt es jährlich drei große Veranstaltungen rund um das virtuose Verdrehen und Verknoten von Armen und Beinen. Einen nicht ganz unwichtigen Anteil an diesem Stück Jugendkultur haben die Rocking Skillz, Potsdams älteste Breakdance-Crew: Sie feiern in diesem Jahr ihr 20. Jubiläum beim zehnten „Survival Of The Skillest“-Wettbewerb am 4. Juni im Jugendclub 18 am Stern. Zusätzlich wird am heutigen Freitag um 17 Uhr eine einmonatige Ausstellung über Potsdams Breakdance-Szene im Club 18 eröffnet, in der zahlreiche Fotos, Flyer, Zeitungsausschnitte, Urkunden und Videos aus 20 Jahren Rocking-Skillz-Historie zu sehen sein werden. Dazu wird es Graffiti-Live-Action und – natürlich – Breakdance-Performances geben.

Marek Bleicher alias „Aiky“, ebenfalls Gründungsmitglied der Rocking Skillz, erinnert sich an die Anfangsjahre: „Wir haben irgendwann angefangen Hip-Hop zu hören und hatten Bock, uns zu dieser Musik zu bewegen.“ Doch wer sollte einem die komplizierten Tanz-Bewegungen beibringen, die man nur aus dem Fernsehen kannte? „Es gab damals eine Sendung auf Viva namens ‚Freestyle’ und der Moderator ‚Storm’ hat öfters Breakdance gezeigt“, sagt Schubert. „Wir saßen alle völlig fasziniert davor und wollten das auch machen.“

"Es war, als wenn alle nur darauf gewartet hätten"

In einem Fahrrad-Keller im Schlaatz begannen die Freunde 1993 zu trainieren: „Es wurde schnell klar, dass ein Kellerboden mit einer Decke nicht der ideale Trainingsraum war“, sagt Bleicher. „Wir haben uns einige blaue Flecken und Blessuren zugezogen.“ Dennoch, die Gruppe machte Fortschritte und traute sich irgendwann auf einer Jugendclub-Party erstmals etwas von ihrem Können zu zeigen. „Die Reaktionen waren überwältigend“, erinnert sich Carsten Schubert. „Es war, als wenn alle nur darauf gewartet hätten. Es gab zwar eine Hip-Hop- und Graffiti-Szene in Potsdam, aber eben noch keine Breakdance-Szene, das fehlte ein bisschen.“

Bei einer Tanzschule in Waldstadt fand die Gruppe den ersten professionellen Trainingsraum, 1995 zog man in den Jugendclub Alpha am Schlaatz um. Während vor allem in diesem Stadtteil immer mehr Jugendliche mit Breakdance anfingen, beschlossen Schubert und seine Freunde, sich zu professionalisieren. „Wir wollen uns und Potsdam richtig repräsentieren“, sagt Schubert. So erfolgte 1996 die Gründung der Rocking Skillz, die zum damaligen Zeitpunkt aus vier Potsdamern und zwei Werderanern bestanden.

"Auf einmal waren wir Hype"

Mitte der 90er-Jahre dann wurden auch die Medien in Deutschland zunehmend auf das Thema Breakdance aufmerksam. „Auf einmal waren wir Hype, die Leute begannen uns den Trainingsraum einzurennen“, sagt Schubert. Mit dem Wachsen der Szene begannen auch die ersten Spaltungsprozesse: Neue Gruppen entstanden, die sich bewusst von den Rocking Skillz abgrenzten. „Wenn man in einen Club ging und da waren welche von den anderen, kam es immer sofort zu Battles“, sagt Bleicher. Sprich: Die konkurrierenden B-Boys zeigten im Wechsel ihr Können auf der Tanzfläche und versuchten sich dabei gegenseitig zu übertrumpfen.

Im Rückblick sieht Schubert dieses Lager-Denken gemischt: „Irgendwie war es blöd, aber andererseits auch cool.“ Schließlich seien Battles ein integraler Bestandteil beim Breakdance, so Bleicher: „Und durch diese Konkurrenz ist erst diese große Szene entstanden.“ Auch die Rocking Skillz entwickelten sich weiter: Die Crew organisierte die ersten offiziellen Breakdance-Veranstaltungen in Potsdam und trat ab 1998 erstmals beim „Battle Of The East“ an, der ostdeutschen Breakdance-Meisterschaft, bei der sich entscheidet, wer zu den deutschen Meisterschaften fährt.

Flaute Anfang der 2000er Jahre

Obwohl die Rocking Skillz, die bis dato niemand außerhalb Potsdams wirklich kannte, einen starken ersten Eindruck vermitteln konnten, gelang es ihnen erst 2006 den Battle Of The East zu gewinnen und ostdeutscher Meister zu werden. Im selben Jahr fand auch der erste „Survival Of The Skillest“-Wettbewerb statt, der von den Rocking Skillz ins Leben gerufen wurde. Ein weiterer Höhepunkt war 2002 die Aufführung des Stückes „Streetelements“ am Staatstheater Cottbus, bei denen die Rocking Skillz zusammen mit anderen Crews Theater mit Breakdance verbanden.

Trotz aller Erfolge begann ab 2004 das Interesse an Breakdance in Potsdam abzuflauen, es gab kaum noch Nachwuchs. „Erst seit etwa drei Jahren geht es wieder bergauf“, sagt Schubert. „Derzeit läuft es wieder sehr gut.“ Er sei stolz, dass die Rocking Skillz die Zündung für Breakdance in Potsdam gegeben hätten und er ein Teil dieser Entwicklung sein konnte, sagt Schubert. Das sei nicht selbstverständlich: In anderen ostdeutschen Städten wie Leipzig, Dessau oder Brandenburg an der Havel sei die Breakdance-Szene seit Langem eingeschlafen. „Für eine Stadt ihrer Größe hat Potsdam eine sehr gute Szene“, sagt Schubert.

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