
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Es ist was los im Moos
Das Naturkundemuseum zeigt die Erforschung von biologischer Vielfalt in der Kulturlandschaft
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Birkhuhn und Moosglöckchen findet man derzeit nur auf Fotos im Schubkasten des Naturkundemuseums. Aus Brandenburgs freier Natur sind sie zusammen mit den schattigen Mooren verschwunden. Der Moorbläuling, ein Schmetterling, konnte dagegen wieder angesiedelt werden. An Biber und Wolf müssen sich Landwirte und Gärtner neu gewöhnen und auch dem heimischen Feldhamster werden gerade wieder Schutzzonen eingeräumt. Er ist vom Aussterben bedroht.
250 Forscher aus 29 Forschungseinrichtungen arbeiten aktuell zur biologischen Vielfalt – der Biodiversität – in Deutschland, unter anderem in der Schorfheide. Sie wollen herausbekommen, wie Ackerbau und Viehzucht mit biologischer Vielfalt auskommen können. Von diesen Erkenntnissen berichtet das neue Wissenschaftsschaufenster im Naturkundemuseum in der Breiten Straße, das am gestrigen Sonntag eröffnet wurde. Die Ausstellung mit dem sperrigen Titel „Biodiversitäts-Exploratorien“ ist zwar nur auf wenigen Quadratmetern untergebracht, doch aus den Schubkästen und anderen interaktiven Angeboten lässt sich allerlei Wissen hervorzaubern. Juniorforscher können außerdem auch im Veranstaltungsraum an besonderen Projekten arbeiten.
Etwa 13 bis 20 Millionen Arten gibt es schätzungsweise auf der Erdkugel, aber nur ein Bruchteil davon ist erforscht. Bei den Tieren sind es die Insekten, die die größte Artenvielfalt vorweisen, bei den Pflanzen die Moose und Pilze, von Letzteren sind nur etwa zehn Prozent bekannt. Im Land Brandenburg gibt es circa 2500 Pflanzenarten und es kommen noch einmal 500 Moose dazu. Bei Tieren und Pflanzen gibt es in der Mark etwa 50 000 Arten. Neuentdeckungen sind immer noch möglich, betonte Ewald Weber, der an der Uni Potsdam zur Biodiversität forscht, bei seinem Einführungsvortrag. „Man schützt nur das, was man liebt, und liebt nur, was man kennt“, zitierte er den Verhaltensforscher Konrad Lorenz. Als Vorteile der Artenvielfalt nannte Weber nicht nur den Schutz vor Naturgewalten. Artenreiche Lebensräume seien stabiler, würden aber auch als schöner und erholsamer empfunden. Das Forschungsprojekt soll Empfehlungen dafür geben, wie eine Bewirtschaftung mit möglichst hohen Erträgen und Artenvielfalt einhergehen kann. Die Forschungsergebnisse sollen in einer Datenbank zusammengefasst werden. Daran beteiligt sich auch die Uni Potsdam.
Die Ausstellung ist die letzte neue des Naturkundemuseums in diesem Jahr – sie wird bis August 2014 zu sehen sein, begleitet von einem Vortragsprogramm. Im kommenden Jahr plant das Museum neben einer Präsentation des Aquariums, das seinen 50. Geburtstag feiert, auch die Ausstellung „Tierisch leben im Unesco Welterbe“. Sie ist allerdings durch den drohenden Haushaltsstopp gefährdet, falls es keine Einigung über Tourismusabgabe oder Bettensteuer anstelle eines Sanssouci-Park-Eintritts gibt, wie Museumschef Detlef Knuth sagt. dif
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