Landeshauptstadt: Etwas Warmes für den König
Thronjubiläum: Im Jagdschloss Stern wird 2013 an Friedrich Wilhelm I. erinnert
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Es ist das kleinste unter Potsdams Schlössern, und manch einer weiß gar nicht, dass es überhaupt eins ist. Das Jagdschloss Stern, das eher wie ein bürgerliches Holländer-Haus aussieht, ist 2013 zentraler Ort für die Feierlichkeiten des Jubiläums anlässlich des 300. Jahrestages der Thronbesteigung Friedrich Wilhelm I.
Nach all dem Trubel um „Friederisiko“ könnte es für ihn schwer werden, aus dem Schatten seines Sohnes, Friedrich des Großen, herauszutreten, vermutet Margit Burdack, vom Förderverein Jagdschloss Stern und Organisatorin des Festprogramms. Das täte ihm Unrecht: Der Soldatenkönig habe einiges zu bieten. An sein Erbe in gesellschaftlicher und stadtgeschichtlicher Hinsicht und seine Persönlichkeit werde man das ganze Jahr über mit Veranstaltungen und Ausstellungen an verschiedenen Orten erinnern. Ausgangspunkt ist das einzige Schloss, das der Regent für sich selbst baute. „Alle anderen hatte er geerbt, das Schloss Königs Wusterhausen beispielsweise schon als Kind von seinem Vater zu Weihnachten geschenkt bekommen“, sagt Burdack.
Der König liebte die Jagd. Nach Stunden im Sattel freute er sich über einen Platz am Kamin und eine warme Mahlzeit. Die komplette Jagdsaison verbrachte er jedoch mit Kind und Kegel in Königs Wusterhausen. Für diese Leidenschaft und seine Soldaten, die Langen Kerls, gab er gern etwas mehr Geld aus, dafür habe er bei der Kultur und den Kleidern seiner Frau gespart, heißt es. Die hätte sich lieber einen Mann gewünscht, mit dem mehr Staat zu machen gewesen wäre, vermutet Burdack. Friedrich Wilhelm I. andererseits war mit seinem „Fieckchen“ sehr glücklich, 14 Kinder wurden ihnen geboren, Sophie Dorothea war das manchmal zu viel der Zuneigung, ist Burdacks These.
Neben dem vor zehn Jahren restaurierten Schloss in Königs Wusterhausen, wo die Gemächer der Königin zu besichtigen sind, ist auch das ehemalige Große Militärwaisenhaus, von Friedrich Wilhelm I. gegründet, Veranstaltungsort. Die Idee, für Militärwaisen, aber auch Kinder aus sozial schwachen Familien zu sorgen und ihnen Zugang zu Bildung zu verschaffen, stammte von dem Theologen und Pädagogen August Hermann Francke aus Halle. Beide Männer kannten und besuchten sich. Zu Franckes 350. Geburtstag wird im Waisenhaus eine Ausstellung kuratiert. Auch die Schulpflicht in Preußen führte Friedrich Wilhelm I. ein, dem Bildung und Religion wichtig waren.
Mit seiner Krönung am 25. Februar 1713 wurde Potsdam zur Garnisonsstadt und bekam 1730 die Garnisonkirche. Regelmäßig ging der König, Calvinist, in die Kirche, und auch das Seelenheil seiner Soldaten und Untertanen lag ihm am Herzen: So durften in der Garnisonkirche lutherische Gottesdienste stattfinden, für katholische Zuwanderer stellte er ein Grundstück zur Verfügung, wo sie sich eine Kapelle einrichten konnten. „Er legte den Grundstein für das Toleranzdenken, das Friedrich II. fortführte“, sagt Burdack.
Mit unterschiedlichsten Veranstaltungen soll der König erlebbar werden: Das militärhistorische Erbe präsentiert sich am 15. und 16. Juni im Schlosspark Marquardt in einem Biwak der Langen Kerls. Mit Originaldokumenten und Fotos wird am 10. April die neue Dauerausstellung im ehemaligen Militärwaisenhaus eröffnet: über die Lebensumstände der Zöglinge vom 18. bis 20. Jahrhundert. Und cineastisch ist der König zu erleben: Das Babelsberger Kino Thalia zeigt teils historische Schwarz-Weiß-Filme, die vor allem den Vater-Sohn-Konflikt thematisieren: am Sonntag, dem 10. März, Emil Jannings als alten König.
Die Saison im Jagdschloss Stern beginnt am 21. April. Das Gebäude ist nur während der Führungen zu besichtigen, nach dem 21. April am 5. Mai, 9. Juni und 25. August. Am 26. Mai liest Steffen Reiche im Schloss aus „Der Vater“ von Jochen Klepper, Schüler der städtischen Musikschule musizieren dazu. Zum Tag des offenen Denkmals am 8. September wird der Backofen angeheizt, Stadthistoriker Hartmut Knitter spricht zur Entwicklung Potsdams unter dem Jubilar. Ein Höhepunkt zur Herbstsaison ist die Schleppjagd, die man am 21. September rund um das Jagdschloss erleben kann.
Programm unter www.potsdam.de/aktuelles. und www.jagdschloss-stern.de. Eine Broschüre ist im Rathaus erhältlich.
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