
© A. Klaer
Landeshauptstadt: EWP erhöht Energiepreise
Aufsichtsrat genehmigte Pläne für 2013 / Photovoltaik in Potsdam unterentwickelt / ViP lässt sich von EEG-Umlage befreien
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Die Potsdamer müssen damit rechnen, dass Strom, Gas und Fernwärme im nächsten Jahr teurer werden. Das ist nach PNN-Informationen auf einer Aufsichtsratssitzung der Energie und Wasser Potsdam (EWP) am vergangenen Freitag entschieden worden. Unklar ist bislang noch, wie viel teurer die Energiepreise werden. Ab 1. Januar 2013 sollen die Erhöhungen gelten. EWP-Geschäftsführer Holger Neumann bestätigte am Sonntag auf PNN-Anfrage einen Beschluss des Aufsichtsrates zu den Energiepreisen; eine offizielle Information erfolge jedoch erst im Hauptausschuss am Mittwoch.
In Potsdam verlangt die EWP im Basistarif derzeit 24,482 Cent pro Kilowattstunde von Privatkunden. Dazu kommt noch der Grundpreis von 65,45 Euro im Jahr inklusive Steuern. Grund für die Preiserhöhungen durch die EWP ist die unlängst angekündigte Erhöhung der Umlage für die erneuerbaren Energien (EEG). Die vier Betreiber der deutschen Stromleitungen – 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW – hatten mitgeteilt, dass die EEG-Umlage im nächsten Jahr um knapp 50 Prozent auf 5,277 Cent pro Kilowattstunde steigen werde. Mit der Umlage werden die Kosten für die staatlich garantierte Einspeisevergütung für Ökostrom auf die Stromkunden umgelegt. Der Anstieg bedeutet für einen durchschnittlichen Familienhaushalt Mehrkosten in Höhe von rund 60 Euro im Jahr.
Für den Kostenzuwachs wird der Ausbau von Photovoltaikanlagen verantwortlich gemacht. Sie steuerten zu den erneuerbaren Energien in Deutschland in den vergangenen Jahren nicht ganz ein Fünftel bei, verursachten aber beinahe die Hälfte der Förderkosten. Und das, obwohl der garantierte Abnahmepreis, den die Stromversorger an den Anlagenbetreiber zahlen müssen – die Einspeisevergütung – kräftig gesenkt wurde. Seit diesem Monat bekommen private Kleinanlagen-Besitzer 18,36 Cent pro Kilowattstunde für 20 Jahre garantiert. Vor zwei Jahren war es noch doppelt so viel. Ein lohnendes Geschäft.
Auch in Potsdam wurde deshalb die Energiegewinnung aus den Sonnenstrahlen deutlich ausgebaut. Laut EWP sind aktuell 229 Anlagen mit einer Leistung von 4347 Kilowatt am Netz. Sie liefern im Jahr etwa 4,2 Gigawattstunden Strom. Das ist genug für gut 1200 Familienhaushalte. Die Leistung der Anlagen hat sich seit 2008 mehr als verachtfacht. Damals hatten die Sonnenkollektoren auf Potsdams Dächern 512 Kilowatt Leistung. Die größte Einzelanlage mit 498 Kilowatt betreiben derzeit die EWP selbst auf dem Betriebshof-Dach des Verkehrsbetriebs. An der gesamten Stromerzeugung in der Landeshauptstadt hat die Photovoltaik aber einen geringen Anteil. Abschließende Zahlen hat die EWP nur für 2010 vorliegen. Damals erzeugten die Solarzellen 0,07 Prozent der Potsdamer Energie. Mehr als 92 Prozent der Potsdamer Energie für Strom und Heizung stammten aus dem mit Erdgas betriebenen Kraftwerk der EWP in Potsdam-Süd.
Potsdam ist kein guter Standort für die Photovoltaik. An alten Gebäuden können aus Gründen des Denkmalschutzes oft keine Solaranlagen installiert werden, weiß Sophie Haebel vom Potsdamer Solarverein. Außerdem sei im Land Brandenburg eine Baugenehmigung nötig, wenn auf einem flachen Dach eine aufgeständerte Solaranlage errichtet werden soll. Das verursache zusätzliche Bürokratie. Wegen der sinkenden Einspeisevergütung verringere sich ohnehin der Anreiz für den Bau neuer Solaranlagen. Langfristig lohne es sich aber für Hausbesitzer, weil der Strom zum Selbstverbrauch bereits günstiger sei als der aus dem Netz.
Indes von der vollen EEG-Umlage ausgenommen ist einer der größten Stromverbraucher in Potsdam. Der Verkehrsbetrieb ViP beantragt beim Bundesamt für Wirtschaft eine Ausgleichsregelung für Schienenbahnen. Der ViP muss nur für etwa zehn Prozent der Fahrstrom-Verbrauchsmenge des Vorjahres im Folgejahr den vollen EEG-Satz zahlen. Für 90 Prozent seines Stromverbrauchs wird der ermäßigte Satz von nur 0,05 Cent pro Kilowattstunde fällig.
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