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Landeshauptstadt: Facetten der Volkssolidarität

Neue Plakat-Ausstellung in den Bahnhofspassagen noch bis Ende März zu sehen

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Innenstadt – Die Silhouetten von Ruinen auf düsterfarbenem Untergrund. Die Worte: „Nicht klagen, sondern helfen“. So sieht eines der ersten Plakate der Volkssolidarität aus. Zu sehen ist dieses Nachkriegsplakat seit gestern – zusammen mit dreißig weiteren – bis Ende des Monats in den Bahnhofspassagen. Anlass ist die Gründung der Volkssolidarität im Land Brandenburg am 20. März 1946. Die Wanderschau hat bereits mehrere Stationen durchlaufen und ist im Brandenburger Gründungsmonat hier gelandet.

Auf einem blauen Plakat der Potsdamer Druckerei Edmund Stein heißt es 1946: „Wintersnot – wir wollen sie überwinden“. Es ging um Wärme- und Nähstuben, um Volksküchen, Kinderspeisungen und Bekleidung für die Heimkehrer. Der Buchstabe „V“ mit dem Flämmchen und der grünen ovalen Umrandung war bald Symbol der Organisation, die in der DDR bis in den letzten Wohnwinkel durchorganisiert war und Millionen Mitglieder und freiwillige Helfer hatte. 1952 lautete das Motto im VS-Signet „Frieden, Einheit und Sozialismus“. Mit einem Solidaritäts-Los konnte für 0,50 D-Mark laut Plakat 1954 ein Ifa F9-Auto gewonnen werden. Jedes Jahr gab es sogenannte Listensammlungen. Die Helfer der Volkssolidarität suchten die Menschen in den Wohnungen auf und baten um Spenden. Die Listensammlungen haben sich bis heute erhalten, die aktuelle wurde gestern eröffnet und dauert bis zum 30. April.

Die Plakate, eine Auswahl aus 200 Blättern, über die das Archiv des VS-Bundesverbandes verfügt, dokumentieren die zunehmende Ideologisierung der Wohlfahrtsorganisation in der DDR. Als junge Pioniere gekleidete Kinder, die alten Leuten Kohlen holen und den Müll wegbringen, oder Jugendliche, die für sie die Wohnung renovieren, zeigen den sozialen und humanen Kern, welchen die Volkssolidarität immer hatte – ein Grund für ihr Überleben nach der Wende.

Wie Landesgeschäftsführerin Roswitha Orban sagte, habe der Landesverband Brandenburg 49 900 Mitglieder, die in 818 Gruppen organisiert sind. 2100 Arbeitnehmer beschäftigt der Landesverband, 5598 Menschen sind ehrenamtlich tätig. Die Ausstellungseröffnung umrahmte der Potsdamer Chor der Volkssolidarität musikalisch. Anders als in anderen Wohlfahrtsorganisationen gehören Interessengruppen wie Chöre, Sport- und Wandergruppen sowie Künstler- und andere Interessengruppen zum VS-Spektrum. Kern sind aber soziale Dienste im Rahmen der Sozialgesetzgebung, aber auch Angebote wie Suppenküchen und Kleiderkammern. Dazu versteht sich die VS als sozialpolitische Interessenvertretung für soziale Gerechtigkeit und für den Kampf gegen Armut. G. Schenke

G. Schenke

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