Landeshauptstadt: Fahren – unter Aufsicht
Boom bei Führerschein mit 17 in Brandenburg: Allerdings ist in Potsdam davon noch wenig zu spüren
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Eifrige Fahrer, weniger Unfälle – Thomas Ballendat hält den Führerschein ab 17 ein Jahr nach seiner Einführung für ein Erfolgsmodell. „Die Jugendlichen sind sehr motiviert und nicht so häufig an Unfällen beteiligt“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Fahrlehrerverbandes Brandenburg. Zudem hätten die jungen Menschen am Steuer im Vergleich zu anderen Fahrneulingen 40 Prozent weniger Unfälle und würden sogar 60 Prozent weniger Verkehrsdelikte begehen. „Die Sicherheit wird durch die längere Lernzeit erhöht“, erklärt Ballendat.
Seit Februar 2006 können Brandenburger schon ein Jahr vor der Volljährigkeit eine Fahrerlaubnis erhalten. Nach bestandener Prüfung dürfen sie mit einer Bescheinigung und erwachsener Begleitung auf Deutschlands Straßen. Doch erst mit 18 Jahren erhalten sie auf Antrag den regulären Führerschein. Bis dahin gibt es die wichtigste Einschränkung namens Begleitperson: Diese muss mindestens 30 Jahre alt sein und fünf Jahre eine Fahrerlaubnis besitzen – meist also die Rolle der Eltern, wie Ballendat meint. Zudem sind denn jungen Fahrern höchstens drei Strafpunkte im Flensburger Verkehrszentralregister erlaubt, anders als bei Erwachsenen ist Alkoholkonsum jenseits der 0,5-Promille-Grenze untersagt.
Mit dem Modellprojekt, das deutschlandweit zuerst in Niedersachsen getestet wurde, sollen die Unfallzahlen bei den 18- bis 24-Jährigen gesenkt werden. Nach Statistiken aus dem Fahrlehrerverband sind Angehörige dieser Altersklasse an knapp einem Viertel aller Unfälle beteiligt und sogar an einem Drittel aller tödlicher Karambolagen. Die 17 Jahre alten Fahrer scheinen nicht in diese Kategorie zu fallen: „Bisher sind in Brandenburg nur zwei Fälle bekannt, in denen der Teilnehmer am Begleiteten Fahren einen Unfall mit Sachschaden verursacht hat“, sagt Brandenburgs Verkehrsminister Reinhold Dellmann (SPD) mit.
Anträge auf den „Führerschein mit 17“ sind in Brandenburg laut dem Verkehrsministeriums bisher von mehr als 10 000 Jugendlichen gestellt worden. Die Potsdamer Zahlen liegen dabei mit rund 150 Anträgen vergleichsweise niedrig. Bislang fahren in der Stadt mehr als 110 junge Menschen im Alter von 17 Jahren. In ganz Brandenburg haben dagegen schon rund 3500 Jugendliche die Prüfung bestanden. Inzwischen sei jeder fünfte Fahrschüler in Brandenburg ein 17-Jähriger.
Ballendat glaubt zu wissen, woran der Boom liegt. „In dem Alter ist man hoch motiviert“, sagt er. Gerade in einem Flächenland wie Brandenburg sei es „faszinierend und spannend“ mobil zu sein – anders wohl als in einer Stadt wie Potsdam mit vielen Bussen und Bahnen. Und die große Freiheit breche für Jugendliche trotz Führerschein nicht an: Immerhin seien sie weiter von ihrem Begleiter abhängig, der immer auf dem Beifahrersitz dabei sein müsse. Begeistert seien die jungen Fahrer dennoch. Ballendat spricht von durchweg positiven Rückmeldungen: „Und ich würde das mit 17 genauso machen.“Leticia Witte/ Henri Kramer
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