zum Hauptinhalt
Schnelligkeit zählt nicht. Einer der Teilnehmer an der Oldtimer-Rallye im vergangenen Jahr.

©  Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Fahrerwechsel an der „Garage du Pont“

In der Berliner Vorstadt findet Ende August zum dritten Mal die Oldtimer-Rallye „24 Tours du Pont“ statt. Mehr als 40 uralte Fahrzeuge zeigen sich von ihrer besten Seite

Von Katharina Wiechers

Stand:

Jaguar D-Type, Mercedes SSK oder Porsche 905 GTS – Laien werden mit diesen Bezeichnungen wenig anfangen können, doch bei Oldtimerfans lassen sie die Herzen höher schlagen. Und einen Termin werden sie sich vermutlich auch schon lange im Kalender angestrichen haben: das Wochenende vom 27. und 28. August. Denn dann findet in Potsdam erneut die Veranstaltung „24 Tours du Pont“ statt, ein hochkarätiges Oldtimer-Treffen mit Schaurennen.

Bereits zum dritten Mal organisiert Kai Desinger, Inhaber des Restaurants „Garage du Pont“, die Veranstaltung in der Berliner Vorstadt. Höhepunkt ist die Rallye am Sonntag, bei der die einzelnen Fahrzeuge 24 Runden durch die Berliner Straße, die Menzelstraße und die Schwanenallee knattern werden. Rund 40 historische Autos nehmen teil, zugelassen sind ausschließlich Renn- und Sportwagen – bevorzugt solche, die auch schon einmal beim legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans im Nordwesten Frankreichs mitgefahren sind. Denn die „24 Heures du Mans“ waren das Vorbild für die Potsdamer Veranstaltung – auch wenn es hier aus Rücksicht auf die Anwohner nicht 24 Stunden, sondern Runden sind. Für die einzelnen Teilnehmer sind es genau genommen sogar nur zwölf Runden à 1,2 Kilometer, die sie hinter dem Steuer sitzen, denn nach der Hälfte der absolvierten Strecke ist ein Fahrerwechsel vorgesehen – an der „Garage du Pont“.

Insgesamt werden mehr als 130 historische Fahrzeuge an dem Wochenende in Potsdam erwartet, zu bestaunen sind sie schon ab Samstagmittag an der Schwanenallee auf den Wiesen am Ufer des Jungfernsees. Unter die Lupe genommen werden sie dort auch von einer Jury, die um 17 Uhr die Preise für die Oldtimer vergibt.

Der Sonntag beginnt mit einem Kids Race, einem Tretauto-Rennen für Drei- bis Sechsjährige. Das kleine Extra findet in diesem Jahr zum ersten Mal statt, rund zehn Kinder nehmen teil, wie Desinger sagt. Rekrutiert wurden sie aus dem Bekanntenkreis – wenn das Rennen gut läuft, soll es im kommenden Jahr vielleicht eine richtige Ausschreibung geben. Die Renn-Treter werden von der „Garage du Pont“ beziehungsweise von Sponsoren gestellt.

Dann wird es ernst: Um 12 Uhr beginnen die eigentlichen „24 Tours du Pont“, für die schon ab dem Morgen die Strecke für den normalen Autoverkehr gesperrt sein wird. Auch die Straßenbahn-Endhaltestelle wird von der Glienicker Brücke vorverlegt, sodass Besucher das Rennen auch von der Mittelinsel der Berliner Straße aus verfolgen können. Die Wagen treten in drei Klassen an, nämlich die Baujahre bis 1941, die Baujahre 1945 bis 1960 und die Baujahre 1961 bis 1976. 650 Euro müssen die Fahrer für die Teilnahme zahlen – für Besucher ist die Veranstaltung umsonst.

Unter den Fahrern werden auch wieder einige bekannte Gesichter sein. Besonders stolz ist Desinger, dass die Rennsportlegende Hans Herrmann mitfahren wird – der 88-Jährige tritt in einem Mercedes-Oldtimer an. Auch Ex-Touren-Rennfahrer Klaus Ludwig ist mit von der Partie, genauso wie der einstige Rennpilot Clemens Schickentanz. Und sogar der portugiesische Botschafter João Mira Gomes hat sich angemeldet, er will mit seinem historischen Morgan an den Start gehen.

Die „24 Tours du Pont“ hätten sich schon jetzt nach drei Jahren zu einer hochkarätigen Veranstaltung entwickelt und seien in der Oldtimer-Szene hoch angesehen, so Desinger. Die Rallye habe das Potenzial, zu einem der Top-Oldtimer-Events bundesweit zu werden. So gebe es bei den „24 Tours du Pont“ Oldtimer zu bewundern, die es sonst in Deutschland extrem selten zu sehen gebe. Manche würden eigens aus Automobil-Museen, etwa aus Italien, nach Potsdam gebracht.

Eine weitere beachtliche Auswahl an Oldtimern wird übrigens bereits am Samstag sozusagen ein Gastspiel in Potsdam haben. Denn die Rallye „Hamburg-Berlin-Klassik“ mit über 180 Teams passiert ab circa 14 Uhr die „Garage du Pont“, wo sich die Fahrer mit ihren Wagen kurz vor ihrer Ankunft in Berlin präsentieren. Etwa zwei Stunden lang wird es dauern, bis die geplante „kleine Wertungsprüfung“ abgeschlossen sei, so Desinger.

Auch zu Wasser präsentieren sich am Wochenende einige Oldtimer: Am Hafen an der Schwanenallee, der im Zuge des Wiederaufbaus der Matrosenstation Kongsnæs entstanden ist, werden 15 bis 20 historische Boote liegen – etwa Segel- oder alte Salonschiffe. Für das leibliche Wohl sorgt ein kleiner „Food Court“ im Freien, während die „Garage du Pont“ selbst für die Wettkampfteilnehmer und VIP-Gäste reserviert sein wird.

Anwohnerbeschwerden wie im vergangenen Jahr seien bei ihm bislang keine eingegangen, sagt Desinger. Er rechnet damit, dass sich die Befürchtungen der Kritiker, die sich zu Wort gemeldet hatten, zerschlagen hätten. „Alle haben gesehen, dass es sich um eine geschmackvolle Veranstaltung ohne Rummelcharakter handelt“, sagte er. Dass die Sportwagen Krach machten, liege in der Natur der Sache. Dieser beschränke sich aber auf das eigentliche Rennen am Sonntag – etwa sechs Stunden wird es demnach dauern. Von Rennen im engeren Sinne könne ohnehin keine Rede sein, es gelte die normale Straßenverkehrsordnung.

Besucher der Veranstaltung bittet Desinger, ihr Auto auf der Berliner Seite der Glienicker Brücke oder in dem Parkhaus an der Schiffbauergasse zu parken. Von dort fahren die Verkehrsbetriebe alle zehn Minuten zur „Garage du Pont“ – mit historischen Straßenbahnen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })