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Von Claus Vetter, Hannover: Fahrkarte für Olympia Eishockeyteam für Spiele in Vancouver qualifiziert
Im Moment der großen Erleichterung rückte Uwe Krupp seine Gefühle in große Dimensionen. Durch den zittrigen 2:1-Sieg gegen Österreich hatte die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bereits am Sonnabend nach zwei Turnierspielen die Qualifikation für Olympia 2010 erreicht, und der Bundestrainer nahm es zum Anlass, vom bedeutendsten Sieg seiner Karriere zu sprechen.
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Im Moment der großen Erleichterung rückte Uwe Krupp seine Gefühle in große Dimensionen. Durch den zittrigen 2:1-Sieg gegen Österreich hatte die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bereits am Sonnabend nach zwei Turnierspielen die Qualifikation für Olympia 2010 erreicht, und der Bundestrainer nahm es zum Anlass, vom bedeutendsten Sieg seiner Karriere zu sprechen. „Wichtiger als der Stanley-Cup“ sei der Sieg gegen Österreich für ihn gewesen, sagte Krupp. Nun, um die Trophäe der nordamerikanischen Profiliga NHL ging es in Hannover nicht, die hat Krupp als Spieler auch schon gewonnen. Nein, es ging für das deutsche Eishockey nur ums Überleben in der Weltklasse und für den Trainer Uwe Krupp wahrscheinlich auch.
Früher, in besseren Zeiten, hätten sich die Deutschen nicht lange mit einem Gegner wie Österreich herumgeärgert. Aber spätestens seit dem Tiefpunkt und dem Abstieg bei der WM 2005 in Österreich ist das anders. „Österreich hat uns bis an die Grenzen gezwungen“, sagte Uwe Krupp. Aber: „Wir haben so hart gearbeitet, wie man nur arbeiten kann. Es war eine überragende Mannschaftsleistung.“ Die Mannschaft jedenfalls war nach den Siegen gegen Japan (7:1) und Österreich „brutal stolz“ auf die eigene Leistung, wie der Angreifer Sven Felski erzählte.
Die Was-wäre-passiert-wenn-Szenarien muss nun niemand mehr durchspielen. Schon vor dem abschließenden Turnierspiel gegen Slowenien (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) stand fest, dass dem deutschen Eishockey ein Jahr vor der Weltmeisterschaft im eigenen Lande ein Rückschritt erspart bleibt. Ein Fortschritt allerdings war Hannover auch nicht unbedingt: Die Deutschen sind seit Jahren Stammgast bei Olympischen Winterspielen. Und meistens geht es ja – vom Ausrutscher Bronzemedaille 1976 mal abgesehen – nur um das Dabeisein. In Vancouver dürfte es für das deutsche Team schon in der Vorrundengruppe angesichts der illustren Gegnerschaft aus Finnland, Schweden und Weißrussland ungemütlich werden.
Aber das ist nun eher Nebensache, genauso wie das im Mai anstehende WM-Turnier in der Schweiz. Da kann Deutschland als Gastgeber des folgenden Jahres nicht absteigen. Und 2010 soll es ja in Deutschland zur großen Show kommen, eröffnet mit einem Rekord in der Schalker Arena. 77 000 Fans werden kommen – Deutschland wird bei der WM 2010 Zuschauerweltmeister im Eishockey. Mehr wird kaum möglich sein, dazu wurde auch in den vergangenen Jahren nach der WM 2001 in der Nachwuchsarbeit zu wenig getan. Die Junioren pendeln seit Jahren zwischen A- und B-WM.
Vielleicht aber war Hannover auch ein kleiner Imagegewinn, den der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) dringend nötig hat. Neben schwankenden Leistungen des Nationalteams hat die unglückliche Haltung des DEB beim Doping-Theater um den Berliner Florian Busch das öffentliche Bild des Verbandes auf einen Tiefpunkt abrutschen lassen. Die Popularität der Nationalmannschaft liegt weit hinter den Klubs der DEL. In zwei Wochen werden beim DEL-Spitzenspiel zwischen den Hannover Scorpions gegen die Eisbären Berlin doppelt so viele Fans zuschauen wie am Samstag beim Spiel gegen Österreich – da waren es nur gut 5000 Zuschauer. DEB-Sportdirektor Franz Reindl aber glaubt, dass die Nationalmannschaft durch die geschaffte Qualifikation für Vancouver auf dem Weg nach oben ist. Reindl sagt: „Das letzte Jahr war sehr turbulent. Mit dem Erfolg von Hannover ist nun einiges geheilt.“
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