
© Andreas Klaer
Von Jana Haase: Fair im Ring
Ringen und verstehen: 19 Kinder nehmen am zweiten Feriencamp des Potsdamer Ringerclubs Germania teil
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Schon nach wenigen Minuten hat das Wettkampffieber zugeschlagen. Die beiden Mädchen, die sich gegenseitig aus dem roten Ring zu drängen versuchen, sind nicht nur voll bei der Sache – sie werden auch von der Bank aus angefeuert. Als Linda schließlich die rote Linie betritt, beendet Trainer Frank Ditting die Runde, holt die Mädchen zu sich und hebt Angeliques Arm zum Zeichen ihres Sieges. „Und jetzt müsst ihr euch die Hand geben“, sagt er dann und erklärt: „Das ist ganz wichtig beim Ringen.“
19 Kinder nehmen derzeit am Feriencamp mit dem vieldeutigen Titel „FairringeRn“ des Ringerclubs Germania an der Weidenhof-Grundschule am Schlaatz teil. Das Projekt, das der Ringerclub bereits zum zweiten Mal anbietet, wurde gestern von prominenten Gästen eröffnet: Neben dem Präsidenten des Ringerclubs, Thomas Braune, im Hauptberuf Brandenburgs Regierungssprecher, kamen auch Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und Potsdams Bildungs- und Sportbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) in die Turnhalle, um den Kindern viel Spaß zu wünschen und den Trainern für ihr ehrenamtliches Engagement zu danken.
Das Motto „FairringeRn“ deutet schon an, dass bei dem Feriencamp nicht nur der Sport oder die Nachwuchssuche für den RC Germania im Mittelpunkt steht. „Es geht auch darum, dass sich Kinder mit ganz unterschiedlichen Hintergründen annähern, respektvoll miteinander umgehen und sich gegenseitig helfen“, erklärt Projektkoordinator Ronald Huster, der das Projekt im vergangenen Jahr ins Leben gerufen hatte. Sowohl Kinder mit Migrationshintergrund als auch Kinder aus einer betreuten Wohneinrichtung gehören zu der Gruppe. Dank der Unterstützung unter anderem von der Initiative „Tolerantes Brandenburg“, vom Stadtkontor und von den Potsdamer Verkehrsbetrieben ist die Teilnahme für alle kostenlos.
Gerungen wird nur an den Vormittagen, sagt Ronald Huster: Nach dem Mittagessen in der Kantine des Sozialministeriums in der Heinrich-Mann-Allee ist dann ein Kulturprogramm für die Nachmittage geplant. Vorgesehen sind etwa Besuche im Filmmuseum, in der Kunstschule, in der Ökolaube am Schlaatz, im Naturkundemuseum und im Jugendclub Alpha. Zur Anreise könne die Gruppe Busse und Trams der Verkehrsbetriebe kostenlos nutzen. „Die Kinder sollen Spaß haben“, sagt Ronald Huster: „Wir wollen ihnen aber auch zeigen, welche Möglichkeiten sie in der Stadt haben und wie sie da mit dem öffentlichen Nahverkehr hinkommen.“
Die neunjährige Angelique kennt das Projekt schon vom vergangenen Jahr, als an der Luxemburg-Schule gerungen wurde: „Das hat Spaß gemacht“, erklärt die Weidenhof-Schülerin. Diesmal hatte sie sich mit ihrer Freundin Linda angemeldet. „Hier ist viel los, auch am Nachmittag“, begründet sie. Einsteigerin Josi hat nach einer guten Stunde auf der Matte erstmal nur noch eines im Kopf. Befragt, worauf sie sich in dieser Woche besonders freue, antwortete die Sechsjährige schlicht: „Auf das Mittagessen.“
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