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Von Henri Kramer: Fall Uwe D.: Landeskirche verhängt Auflagen Kirchenrat der Heilig-Kreuz-Gemeinde wird nicht aufgelöst / Ex-Pfarrer soll Wohnung räumen

Die evangelische Kirche in Potsdam ringt weiter um den Umgang mit dem Ex-Pfarrer Uwe D., gegen den Missbrauchsvorwürfe erhoben werden.

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Die evangelische Kirche in Potsdam ringt weiter um den Umgang mit dem Ex-Pfarrer Uwe D., gegen den Missbrauchsvorwürfe erhoben werden. Die neue Wendung in dem Fall: Die Landeskirche hat die vom Potsdamer Kirchenkreis beantragte Auflösung des Gemeindekirchenrates (GKR) der Heilig-Kreuz-Gemeinde zunächst abgelehnt – dem GKR allerdings auch mehrere Auflagen gemacht, unter anderem den Kontakt zu Uwe D. ein für allemal abzubrechen.

Volker Jastrzembski, Sprecher der Evangelische Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), sagte gestern den PNN auf Anfrage, der GKR werde weiter bestehen können. „Wir haben mit allen Beteiligten gemeinsame Maßnahmen vereinbart, die dem Ziel dienen, den ehemaligen Pfarrer Uwe D. von der Gemeinde zu distanzieren.“ So sollten auch mögliche Gefahren für die Kinder in der Kita ausgeschlossen werden. Bis Ende März will die Landeskirche einen Bericht, ob die Auflagen erfüllt sind. Unter anderem soll Uwe D. seine Wohnung verlassen, die der Heilig-Kreuz-Gemeinde gehört. Zugleich liegt sie gegenüber der Gemeindekita, die der Geistliche wegen der Missbrauchsvorwürfe seit 2008 nicht mehr betreten darf.

Der Potsdamer Kirchenkreis hatte dem Heilig-Kreuz-GKR vorgeworfen, mit den Missbrauchsvorwürfen gegen Uwe D. nicht angemessen umgegangen zu sein und deswegen im November die Auflösung des Gremiums beantragt – ein in Potsdam bislang einmaliger Vorgang. Der GKR hatte sich gewehrt und beklagt, nicht angehört worden zu sein.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den pensionierten Pfarrer momentan noch wegen des Verdachts auf Missbrauch von Schutzbefohlenen, also um vermutete Misshandlungen von Kindern in der Heilig-Kreuz-Kita in der Kiezstraße. Drei weitere Ermittlungsverfahren wegen Missbrauchsverdachts musste die Staatsanwaltschaft wegen Verjährung einstellen. So ging es um den Vorwurf der Vergewaltigung, der von einem jungen Mann gegen Uwe D . erhoben wurde und eine Bildungsreise mit dem früheren Jugendpfarrer Ende der 1990er Jahre betrifft. Uwe D. bestreitet alle Vorwürfe und sieht sich als Opfer eine Kampagne.

Bereits seit 2001 hatte es in der Kirche Hinweise auf die Anschuldigungen gegeben. Der seit Mitte 2008 amtierende Superintendent Joachim Zehner hatte in diesem April, nachdem er mit dem mutmaßlichen Opfer von 1999 gesprochen hatte, Strafanzeige gegen den damals 76 Jahre alten D. bei der Staatsanwaltschaft gestellt. Zudem hat die Kirche ein Disziplinarverfahren gegen den Ruheständler eröffnet, ihm droht die Kürzung seiner Pension.

Zu den Auflagen, die die EKBO dem Heilig-Kreuz-GKR nun gestellt hat, gehört neben der Aufforderung, dass Uwe D. seine Wohnung verlassen soll, nach PNN-Informationen auch die Bedingung, dass der Geistliche alle ehrenamtlichen Tätigkeiten für die Gemeinde verbindlich beenden muss – derzeit ruhen sie nur. Unter anderem begleitet Uwe D. das Amt des Wirtschafters der Gemeinde. Auch das Kita-Betretungsverbot für D. soll nach dem Willen der Landeskirche verbindlich durchgesetzt werden. Ebenso solle weiterhin die Möglichkeit einer Fusion der Heilig-Kreuz-Gemeinde mit anderen Gemeinden geprüft werden, heißt es. Die Fragen sollen in Abstimmung mit dem Potsdamer Kirchenkreis geklärt werden.

Sowohl Superintendent Zehner als auch Jastrzembski wollten diese Details nicht bestätigen. Zehner legte aber Wert darauf, dass der Kirchenkreis und der GKR nun „gemeinsame Verabredungen“ getroffen hätten. Die evangelische Kirche in Potsdam sei nicht in einer Krise, sagte Zehner: „Aufklärung ist nie Krise.“

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