
© M. Thomas
Landeshauptstadt: Familienfeier eingeläutet
Der Pädagoge Wilhelm von Türk wurde 1838 Ehrenbürger Potsdams und starb 1846 in Klein Glienicke. Dort trifft sich seine Familie noch heute regelmäßig
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Das diesjährige Familientreffen derer von Türks begann außergewöhnlich mit einem Gong-Schlag: Am Samstag trafen sich rund 50 Nachfahren in der Kapelle Klein Glienicke, um seinem 240. Geburtstag am 8. Januar und seinem 167. Todestag am 31. Juli zu gedenken. Dabei kamen die Angehörigen auch in den Genuss, bei der Weihe der neuen Glocke auf dem Friedhof Klein Glienicke dabei sein zu können.
Zu dem diesjährigen Treffen der Familie, das seit 1996 alle vier Jahre in Klein Glienicke stattfindet, kamen Verwandte aus Deutschland und der Schweiz. „Wir haben sogar Verwandte in den USA“, sagte Gerhard Petzholtz, Nachfahre Türks und Organisator der Zusammenkunft. „Aber der konnte leider heute nicht kommen.“ Er selbst hat zu Klein Glienicke gleich eine doppelte Bindung, da sein Urgroßvater Ludwig Petzholtz, der eine von Türk heiratete, Pfarrer im Potsdamer Ortsteil war. „Von daher ist es einfach schön, dass wir uns hier immer wieder alle treffen und so viel auch von weiter weg kommen“, sagte er am Samstag.
Wilhelm von Türk wurde 1774 in Meiningen geboren. Er studierte an der Universität in Jena Jura und war unter anderem Justizrat in Mecklenburg-Strelitz. Im Jahre 1804 traf er mit dem Schul- und Sozialreformer Johann Heinrich Pestalozzi zusammen, mit dessen Methoden er sich intensiv beschäftigte. Später war er Regierungs- und Schulrat in Frankfurt (Oder) sowie ab 1816 in Potsdam. Dort baute er ein Schullehrerseminar mit 60 Seminaristen auf und gründete unter anderem das Waisenhaus im Jagdschloss Klein Glienicke. Türk wurde 1838 zum Ehrenbürger Potsdams benannt und starb 1846 im Alter von 70 Jahren in Klein Glienicke. Sein Grab befindet sich auf dem dortigen Friedhof.
Heino von Türk kam zur Feier extra aus Genf angereist. Im Jahr 1938 geboren, stammt er in vierter Generation von Wilhelm von Türk ab. Für ihn hat das große Familientreffen immer wieder eine besondere Bedeutung, wie er sagte. „Zum einen ist es natürlich einfach schön, alle wiederzusehen“, so von Türk, der ursprünglich aus den Niederlanden stammt. Zum anderen sei der Ort Klein Glienicke aber auch von wichtiger Bedeutung für ihn, da er quasi alle Stränge zusammenführe. „Das hier ist einfach eine wichtige Familienstätte“, sagte er. Er selber bezeichnet sich scherzhaft als Familiengenealoge und hat sich unter anderem intensiv mit dem Briefwechsel zwischen Pestalozzi und von Türk beschäftigt.
Auch sein Vetter Bernd Stoyke beschäftigt sich mit historischen Korrespondenzen der Familie. Er ist sogar stolzer Besitzer einer Postkartensammlung, die einen schriftlichen Austausch zwischen der Petzholtz-Familie und der Türk-Familie in den Jahren von 1896 bis 1906 wiedergibt. „Natürlich handelt es sich dabei nicht immer um historisch bedeutsame Nachrichten“, sagt der 77-Jährige aus Detmold, deren Mutter die Urenkelin von Wilhelm von Türk und die Schwester von Heino von Türks Vater war. „Aber man bekommt dabei ein viel lebendigeres, persönlicheres Bild von den Verstorbenen.“
Für die Zukunft wünschen er und sein Vetter Heino von Türk sich, dass auch die jüngere Generation das Gedenken an den Vorfahren weiterträgt, wobei die Chancen nicht schlecht stehen. „Es ist eine schöne Tradition, dass wir uns hier alle zusammenfinden“, sagte die 16-jährige Katharina Junge, deren Vater Klaus Türk in siebenter Generation vom alten Türk abstammt. Sarah Kugler
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