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Nachwuchssorgen. Wenig Bewerber gibt es etwa in der Gastronomie.

© K.-U. Heinrich

Ausbildungs- und Arbeitsmarkt Potsdam: Fast 700 Ausbildungsstellen unbesetzt

Jugendliche haben es auf dem Ausbildungsmarkt komfortabel, für Betriebe in der Region wird die Suche nach Azubis aber zur Herausforderung. Im gerade begonnenen Ausbildungsjahr gingen viele Unternehmen leer aus.

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Paradiesische Zustände für Schulabgänger, immer mehr Grund zur Sorge für Unternehmen: So lässt sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt in der Region in diesem Jahr zusammenfassen. 4067 gemeldeten freien Ausbildungsplätzen standen 3131 Bewerber entgegen, wie Agenturchefin Ramona Schröder am Mittwoch erklärte. Den Trend bestätigten auch Wolfgang Spieß von der Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK) und Eva Gatzky von der Handwerkskammer Potsdam (HWK). Während bei der IHK 1,7 Prozent weniger Ausbildungsverträge geschlossen werden konnten als im Vorjahr, blieb die Lage bei der HWK mit einem Plus von 0,5 Prozent immerhin stabil.

Fast in allen Branchen gibt es mehr Stellen als Bewerber. Ausnahmen: Medien, Informatik, Naturwissenschaften

Die Bilanz der Arbeitsagentur Anfang November, also nach Beginn des neuen Ausbildungsjahres: Im Agenturbezirk, zu dem neben Potsdam auch Brandenburg (Havel) sowie die Landkreise Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming gehören, sind immer noch 698 Ausbildungsstellen unbesetzt. Gleichzeitig gibt es trotz des Überangebotes auch Schulabgänger, die keine passende Stelle fanden: 335 Jugendliche sind noch ohne Ausbildungsvertrag – das sind 113 mehr als im Vorjahr.

Denn auch wenn es in fast allen Branchen mehr Stellen als interessierte Bewerber gibt, ist in den Bereichen Medien, Informatik und Naturwissenschaften das Verhältnis umgekehrt, sagt Agentursprecherin Doreen Ließ. Sowohl für die Arbeitsagentur als auch für IHK und HWK wird der frühzeitige Kontakt zu Schülern – und damit potenziellen späteren Azubis – immer wichtiger. Es gehe darum, sowohl Eltern als auch Schüler zu erreichen und über Ausbildungsmöglichkeiten wie etwa das duale Studium, bei dem ein Studium mit einem Praxisteil in einem Betrieb kombiniert wird, zu informieren.

Betriebe sollten soziale Netzwerke für die Azubi-Suche nutzen, rät die Arbeitsagentur

Auch Unternehmen müssten sich angesichts des demografischen Wandels auf die Jugendlichen zubewegen – auch mal „mit außergewöhnlichen Ansprachen“, so Ließ. Dabei spielten etwa Auftritte in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter eine Rolle. Auch die Arbeitsagentur selbst hat im Rahmen der Berufsberatung bei drei Klassen erstmals den Einsatz eines Messenger-Dienstes getestet – mit guten Erfahrungen: „Der Kontakt zu den Schülern läuft da schneller als per E-Mail“, sagte die Agentursprecherin. Für den Arbeitsmarkt im Oktober zieht die Arbeitsagentur eine positive Bilanz. Die Arbeitslosenquote ist erneut zurückgegangen: Insgesamt waren im Oktober 8635 Potsdamer ohne Arbeit, das sind 225 weniger als im Vormonat und 499 weniger als vor einem Jahr.

Eine steigende Tendenz verzeichnet die Agentur jedoch bei der Jugendarbeitslosigkeit: 652 Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren waren im Oktober ohne Arbeit, das sind 72 mehr als noch vor einem Jahr. Diesen Anstieg führen die Arbeitsvermittler auf die in diesem Zeitraum neu nach Potsdam gekommenen geflüchteten Menschen zurück. Betriebe in Branchen mit Fachkräftemangel wie die Gastronomie oder der Gesundheitsbereich entdeckten diese Gruppe zunehmend für sich. Die Arbeitsagentur vermittele unter anderem bezahlte Praktika, bei der Arbeitnehmer und Betrieb sich kennenlernen können.

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