Landeshauptstadt: „FDP ist sozialer als jede rote Fahne“
Kämpferischer FDP-Bundesvorsitzender Guido Westerwelle in Potsdam
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Kämpferischer FDP-Bundesvorsitzender Guido Westerwelle in Potsdam Von Kay Grimmer Innenstadt - FDP-Bundesvorsitzender Guido Westerwelle beeindruckt. Der Spaß-Wahlkämpfer von 2002 ist einem kämpferischen, eindeutigen und einschätzbaren Politiker gewichen. Das mag vielleicht langweilig klingen, doch diesen Eindruck wischte Westerwelle am Montagabend im Saal des Alten Rathauses weg. Denn es geht liberal zu – im besten Sinne des Wortes. „Jedem nach seiner Fasson selig werden lassen, das sage ich vor allem in Potsdam gern“, erklärt Westerwelle. Das gilt auch für die 300 Zuschauer im überfüllten Raum. Zwischenrufer werden geduldet, ja Westerwelle geht sogar auf ihre Einwürfe ein. Als Westerwelle seine „Mutter aller Reformen“ erklärt – Leistung müsse sich wieder lohnen und wer arbeitet, müsse mehr haben als der, der nicht arbeitet – ruft jemand: „Aber nicht mit der CDU!“ „Aber mit wem denn sonst?“, fragt der FDP-Chef zurück. „Ich werde doch nicht das Leben der rot-grünen Pleitegeier verlängern.“ Guido Westerwelle wirbt eindringlich für den schwarz-gelben Wechsel. Dabei spart er nicht mit Drohungen: „Wenn CDU und FDP keine Mehrheit haben, dann kommt Rot-Rot-Grün.“ Auch, wenn Kanzler Gerhard Schröder (SPD) „verständlicherweise“ nie mit Linkspartei-Spitzenkandidat Oskar Lafontaine zusammenarbeiten würde. „Aber Schröder ist ja sowieso auf Abschiedstour.“ Auf „Rot“ hat er sich eingeschossen, nicht nur allein wegen des roten Mikrophons – selbst das ein „Schicksalsschlag“ für den Gelb-Blauen. „Die Politik der FDP ist sozialer als jede rote Fahne, die am 1. Mai umhergetragen wird“, meint der gelernte Jurist. Denn eine Förderung der Wirtschaft sei doch arbeitnehmerfreundlich. „Wenn die Wirtschaft weiter abschmiert, dann leiden doch nicht zuerst die Reichen darunter.“ Der FDP-Bundesvorsitzende kämpft natürlich um die mögliche Regierungsbeteiligung - aber nicht um jeden Preis. Viel mehr kämpft er für ein klares FDP-Profil. Kritik am gewünschten Koalitionspartner CDU – die Mehrwertsteuererhöhung lehnt er ab – wird ebenso wenig gescheut wie Lob am Bildungssystem der ehemaligen DDR. Es sei ein „Treppenwitz der Geschichte“ gewesen, dass sich die fünf neuen Bundesländer auf ein dreizehnjähriges Abitur orientiert hätten. „Zu DDR-Zeiten waren die Studenten nach zwölf Jahren Abi und anschließendem Studium mit 22, 23 Jahren fertig“, gibt er die Richtung vor, in die die FDP steuern will: Mehr Wettbewerb unter den Universitäten und ein effektiveres, schnelleres Studium. Gleiches fordern auch Christian Griebel und Mario Göttling, neben Brandenburgs FDP-Spitzenkandidat Heinz Lanfermann ebenfalls Direktkandidaten im Land Brandenburg. Göttling warb für sich mit dem Bekenntnis, er habe „bei den Finanzen mehr Ahnung als ein Lehrer aus Kassel“ – Bundesfinanzminister Hans Eichel. Göttling ist Diplom-Betriebswirt und gerade mal 24 Jahre.
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