Von Jana Haase: FDP will Bildungsgutscheine für Kitas
Reformvorschlag zur Kita-Finanzierung: 4000 Euro Pro-Kopf-Pauschale gegen Kita-Platzmangel
Stand:
Mit einem Gutscheinsystem für Kita-Plätze will die FDP die Lage auf dem Potsdamer Kita-Markt verbessern und bis zu 1,6 Millionen Euro Verwaltungskosten pro Jahr einsparen. Das erklärte Marcel Yon, der FDP-Kreisvorsitzende, gestern vor Journalisten. Einen entsprechenden Reformvorschlag zur Kita-Finanzierung will die FDP in die erste Stadtverordnetenversammlung nach der Kommunalwahl am 28. September einbringen. Die Liberalen sitzen seit dem Parteiaustritt des ehemaligen FDP-Stadtverordneten Gerhard Arndt im Februar 2008 nicht mehr im Stadtparlament.
Die bisherige Kita-Finanzierung durch die Stadt sei zu bürokratisch, kritisierte Yon. So müssten die Kita-Träger vierteljährlich Abrechnungen einreichen – was nach FDP-Berechnungen Verwaltungskosten von insgesamt 1,6 Millionen Euro verursache. Das Geld sei zudem „knapp bemessen“, sagte Yon. Er sieht darin einen Grund für die fehlenden Kitaplätze in der Innenstadt und Babelsberg: Denn für die Träger lohne es sich eher, eine große Kita mit 150 Plätzen und mehr zu gründen als eine kleinere mit weniger als 50 Plätzen. Gebäude für große Kitas gebe es jedoch weder in der Innenstadt, noch in Babelsberg. Erst am Dienstag hatte die Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) gesagt, dass „wohnortnahe Kitaplätze“ in Potsdam fehlen (PNN berichteten).
Außerdem würden die Kita-Träger bei der Ausgabe des Geldes „bevormundet“, sagt Yon: So gebe es genaue Vorgaben über die Anteile von Personalkosten und Mietkosten. Damit werde etwa die Gründung eines Waldkindergartens mit relativ geringen Mietkosten, aber hohen Personalkosten, erschwert.
Das alles soll sich nach Wunsch der FDP bereits ab Januar 2009 ändern. Ab dann könnte die Stadt den Eltern „Bildungsgutscheine“ über eine Höhe von 4000 Euro pro Jahr aushändigen, so der Vorschlag. Diese Pauschale entspreche den bisherigen städtischen Aufwendungen zur Kita-Finanzierung. Die Gutscheine sollen die Träger der insgesamt 97 Potsdamer Kitas bei der Stadt einlösen können – ein Modell, wie es in Berlin, in Heidelberg und im schwedischen Nacka praktiziert werde.
Damit würde sich der Verwaltungsaufwand bei Kitas und Stadt reduzieren und mehr Spielraum für die Kitas entstehen, hofft Yon: „Die beste Qualitätskontrolle ist die Elternnachfrage.“
Unterstützung erhielt er dafür gestern von Cornelia Pieper, der stellvertretenden FDP-Bundeschefin. Die Vize-Vorsitzende des Bildungsausschusses im Bundestag sprach sich in Potsdam zudem für „nationale Bildungsstandards“ und eine kostenlose Kita-Erziehung aus. Yon forderte auch einen besseren Personalschlüssel für Kitas: Brandenburg bilde mit acht Kindern pro Erzieher bundesweit das Schlusslicht – in Bayern sind es fünf Kinder pro Betreuer. Außerdem forderte Yon die Einführung einer Hochschulausbildung für Erzieher.
Die Zahl der Potsdamer Kinder im Kita-Alter werde bis zum Jahr 2020 um 2540 steigen, hatte die Sozialbeigeordnete Elona Müller Anfang der Woche mitgeteilt. Bis 2010 wolle die Stadt deshalb 316 neue Kitaplätze einrichten, bis 2011 weitere 377. Die Verwaltung geht davon aus, dass im Jahr 2020 etwa 19 190 Kinder unter zwölf Jahren in Potsdam leben werden. 13 500 Kitaplätze sollen ihnen dann zur Verfügung stehen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: