Landeshauptstadt: „Fels in der Brandung“
Wie der FDP-Spitzenkandidat Heinz Lanfermann Wahlkampf macht
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Wie der FDP-Spitzenkandidat Heinz Lanfermann Wahlkampf macht Am 18. September entscheiden die Wähler des Wahlkreises 61 mit über die Zusammensetzung des neuen Bundestages, bestimmen mit ihrer Erststimme aber auch, welcher Direktkandidat den Potsdamer Wahlkreis im Bundestag vertritt. PNN-Mitarbeiter haben die Direktkandidaten von SPD, CDU, PDS, Bündnis 90/Grüne und FDP im Wahlkampf begleitet und stellen sie den Lesern vor. Heute: Heinz Lanfermann (FDP). „100 % Spießer“ steht auf dem T-Shirt des jungen Mannes auf der Brandenburger Straße. Er macht Werbung, ganz nahe am FDP-Stand – doch er wirbt für eine Bauspar-Aktion. Liberale und Häuslebauer, das passt und passt doch nicht. Der Straßenraum vor dem FDP-Stand wird von Heinz Lanfermann beherrscht. Er ist der Brandenburger Spitzenkandidat jener FDP, die als Partei der Besserverdienenden verschrieen ist, also der Klientel, die sich schicke Häuser leisten kann – „doch das mit den Besserverdienenden stimmt nicht“, sagt der Kandidat, der an diesem sonnigen Sonnabendvormittag längst ins Schwitzen gekommen ist. Und verweist darauf, dass es ja seine Partei sei, die die Eigenheimzulage als Privileg abschaffen möchte. Doch mit der FDP in einer von CDU/CSU geführten Bundesregierung würden die Menschen künftig so viel sparen, dass sie sich „mit links ein Haus leisten können“. Acht Punkte umfassen die Schwerpunkte der FDP für die Bundestagswahlen. „Steuern einfacher, niedriger und gerechter“ und „weniger Bürokratie“ wird da versprochen, und vieles weitere mehr. Das Faltblatt mit Programm und Konterfei von Heinz Lanfermann, das der 55-Jährige den Passanten anbietet, ist nicht gerade der Renner. Viele winken ab, manche sagen deutlich, was sie von den Liberalen halten. „Nee, ich wähle garantiert nicht FDP“, sagt eine bunt gekleidete Frau mit langen dunklen Haaren. „Der habe ich das gleich angesehen“, sagt Lanfermann, „die wählt Grün“. Aber man müsse es immer wieder probieren. Und tatsächlich wird der Stapel mit den Faltblättern mit der Zeit kleiner. „Die Leute zeigen mehr Interesse als bei früheren Wahlen“, erzählt Lanfermann, während er sein Papier anbietet – mit Einkaufschip als Beigabe. Am FDP-Stand, wo Mitstreiter aus Umzugskartons eine Mauer auf bauen – Symbol für die 249 Insolvenzen in der Stadt seit 2002 –, kommt es jedoch nur zu sehr wenigen Gesprächen. Lanfermann ist sehr groß und auch sehr kräftig. Er ist Polit-Profi, saß ab 1994 schon mal zwei Jahre im Bundestag, wechselte für Nachrücker Guido Westerwelle 1996 als Staatssekretär ins Bundesjustizministerium. Er ist im Bundesvorstand seiner Partei, hat am Wahlprogramm mitgeschrieben. Die liberale Programmatik beherrscht er. Keine Frage, auf die er nicht sofort antworten kann. Das Antworten kann dann schon mal länger dauern, wirkt nicht wie einstudiert – wird aber auch nicht sonderlich spannend vorgetragen. Wenngleich Lanfermann als Straßen-Wahlkämpfer keineswegs enttäuscht. Ja, der Mann, der die ruhigen Töne liebt, dessen Stimme sich beim Reden kaum hebt und der im Justizministerium als „Fels in der Brandung“ galt, kann sogar richtig schlagfertig sein. „Wer ist das denn“, fragt eine Frau mit Blick auf das Faltblatt. „Das bin ich.“ „Oh, da sehen Sie in Natur aber besser aus“, sagt die Frau. Lanfermann grinst: „Ein Glück, dass es nicht umgekehrt ist.“ Währenddessen regen sich ein Liberaler und ein Passant am Info-Stand über die Wirtschaftspolitik von Rot-Grün auf. „Die haben keine Ahnung“, sagt der FDP-Mann laut. „Wir brauchen den Wechsel.“ Richtig, es ist Wahlkampf. Durch Lanfermann geht ein Ruck. Mit Faltblättern und Einkaufschips bewaffnet tritt er wieder in die Mitte der Straße.
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