Landeshauptstadt: Fest für Friedrich
Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen bei Geburtstagsauftakt für Friedrich II.
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Innenstadt - Die Sicherheitsmaßnahmen waren schon im Vorfeld verschärft worden: Ohne Eintrittskarte kam man erst gar nicht auf den Hof des Nikolaisaals, und wer drinnen zur Auftakt-Veranstaltung des Friedrich-Geburtstagsabends wollte, musste zu große Handtaschen vorher in der Garderobe abgeben. Eine Reaktion auf den Eklat beim Neujahrsempfang der Landeshauptstadt am vergangenen Freitag, als Linksalternative die Bühne gestürmt hatten (PNN berichteten).
Die Protestler blieben beim Friedrich-Jubiläum gestern Abend dagegen auf der Straße. Rund 30 linksalternative Jugendliche waren gekommen, um mit Musik und Transparenten gegen die Fritz-Geburtstagsfeier zu protestieren. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit ebensovielen Beamten vor Ort. Bis Redaktionsschluss blieb es ruhig. Polizei-Einsatzleiter Nico Neuendorf sprach von einer „völlig unkritischen“ Situation mit „Happening-Charakter“.
Drinnen startete die Friedrich-Feier unter dem Motto „Happy Birthday, Friedrich!“ mit Barock-Musik aus Friedrichs Feder, immer wieder unterbrochen von Kanonendonner. Der Saal war voll, die kostenlosen Karten für die Veranstaltungen bereits seit Tagen vergriffen.
Bernd Storck etwa hatte sich frühzeitig seinen Platz gesichert: Der 60-jährige technische Beamte aus Stade an der Elbe mit Nebenwohnsitz in Potsdam erhoffte sich von dem Abend, „Neuestes über Fritz und seinen Geburtstag hier wahrzunehmen“. Katja Naruhn war aus beruflichem Interesse gekommen: Die Mittdreißigerin arbeitet bei Potsdam Tourismus mit Reisegruppen. Und da ist das Friedrich-Jubiläum ein wichtiges Thema: „Ich schaue mir hier alle Sachen an, damit wir unsere Kunden besser beraten können, was es alles gibt“, erklärte sie.
Aber es gab auch Friedrich-Fans wie Horst Stutz. Der pensionierte Gymnasiallehrer aus Berlin, der sich selbst als „Friderizianer“ bezeichnet, hatte bereits am Morgen das Grab Friedrichs vor Sanssouci besucht und dort – privat – einen Kranz niedergelegt, wie er erzählte. Die Zahl der Friedrich-Gratulanten am Grab dürfte im Laufe des Tages in die Tausende gegangen sein. Friedrich sei ihm „großes Vorbild“, selbst wenn der Preußenkönig auch „zwiespältig und widersprüchlich“ zu sehen sei, sagte Stutz.
„Neue Sichtweisen auf diesen alten König“ versprach sich Brandenburgs Kultusministerin Sabine Kunst (parteilos), die kurzfristig für Regierungschef Matthias Platzeck eingesprungen war, vom Friedrich-Themenjahr. Das Jubiläum biete die Chance, sich dem König „mit seinem Glanz und seinem Schatten anzunähern und vom Mythos zu unterscheiden“. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) rief zur Neugierde auf neue Wahrheiten auf, auch wenn die nicht immer erfreulich seien.
Für einen Aha-Effekt sorgte der Schlagzeuger Michael Metzler, der das Publikum vor seiner musikalischen Einlage über die wichtige historische Rolle der Trommel auf dem Schlachtfeld aufklärte – Friedrichs Leibgarde hatte fast viermal so viele Trommler wie Ärzte.
Den Protestlern vor dem Nikolaisaal war die Auftaktveranstaltung, die per Video nach draußen übertragen wurde, jedoch zu unkritisch. „Wir wollen eine kritische Gegenveranstaltung zu diesem Preußen-Taumel sein“, sagte ein 27-jähriger Student, der das Plakat mit der Aufschrift „Preußen bleibt Scheisse“ hielt.
Wenige Meter Luftlinie weiter verkündete Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) bei einer Veranstaltung der Potsdamer CDU im „La Manege“ im Kutschstall eine gute Nachricht für die Schlösserstiftung: Der Bund schließt die Finanzierungslücke bei der großen Friedrich-Ausstellung, die im April im Neuen Palais eröffnen soll, und zahlt 500 000 Euro. (mit HC)
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