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Landeshauptstadt: Festliche Tafeln und Kinderlachen

Mehr als 900 Gäste waren am Freitag bei der Von-Herzen-Weihnachtsfeier für Bedürftige, die die Arbeiterwohlfahrt bereits zum sechsten Mal organisierte

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Entenkeulen, Rindergulasch, Schweinebraten und jede Menge Weihnachtsgebäck und Eis: Im Dorint-Hotel in der Jägerallee war das Buffet am Freitag reich gefüllt. Zum sechsten Mal hatte die Arbeiterwohlfahrt dort zur Von-Herzen-Weihnachtsfeier für bedürftige Potsdamer eingeladen – mit großem Echo: Mehr als 900 Gäste hatten sich angemeldet, darunter 300 Kinder. Gestartet war die Feier, die sich an Obdachlose und von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen richtet, einst mit 450 Gästen.

Eine junge Frau mit rotem Kurzhaarschnitt ist schon zum dritten Mal dabei, auch ihren Sohn, einen Teenager, hat sie mitgebracht. „Wir haben früher in der Familienwohnung der Awo gewohnt“, erzählt sie. Die Awo-Feiern gefallen ihr gut, sagt sie: „Am meisten freue ich mich auf das Essen.“

Eine Woche haben die Mitarbeiter des Dorint-Hotels das Essen in der Küche vorbereitet, wie Hotelchef Stefan von Heine sagte. An diesem Nachmittag arbeiten alle Mitarbeiter ehrenamtlich, auch Mitglieder der Wasserwacht, des Rotary Clubs Potsdam-Belvedere, des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes und der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft helfen in dem Hotel, durch das wohl selten so viele Kinderlachen schallen dürfte. Für die kleinen Gäste haben die Awo-Mitarbeiter einen Raum zum Basteln, Schminken und Sport eingerichtet.

Fast 20 000 Euro Spenden waren vorab für die Feier gesammelt worden, wie die Awo mitteilte – Banken, Firmen und Potsdamer Ärzte hätten gespendet, der Allianz-Kinderhilfsfonds und Spielzeuggroßhändler hatten Kindergeschenke im Gesamtwert von 4500 Euro gesponsert.

Unter den Gästen war neben Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) auch Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Deutschland sei ein reiches Land – es gebe aber auch viele Menschen, die nicht wissen, wo sie die nächste Nacht verbringen oder wie ihren Lebensunterhalt bestreiten sollen, sagte Woidke. Er dankte den Organisatoren für die Feier. Von dem Fest gehe eine schöne Botschaft an alle Potsdamer aus, sagte Oberbürgermeister Jakobs: „Niemand muss sich allein fühlen.“

Genaue Zahlen zur Obdachlosigkeit in Potsdam gibt es nicht. Das Awo-Obdachlosenheim am Lerchensteig sei mit seinen 95 Plätzen in den Wintermonaten aber weitgehend ausgebucht, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow. Die Zahl der Potsdamer, die von der Stadt Wohngeld beziehen, sei kontinuierlich zurückgegangen: Gab es 2005, nach Einführung von Hartz IV, noch 3000 Wohngeld-Bezieher, waren es 2013 nur 1676. Allerdings ist Kinderarmut ein Problem: Laut Arbeitsagentur leben in den rund 8600 Bedarfsgemeinschaften, die Hartz IV beziehen, knapp 3800 Kinder unter 15 Jahren. Die Stadtverordneten hatten im Frühjahr einen Maßnahmenplan zur Bekämpfung der Kinderarmut beschlossen.

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