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Choreografie mit Schwertern: Mitglieder des Potsdamer Zentrums für Chinesische Heil- und Kampfkünste demonstrierten bei Fest „Feuer und Wasser“ auf der Freundschaftsinsel ihr Können bei Kung-Fu- und Taiji-Vorführungen.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Feuer, Wasser und Qi

Das Fest auf der Freundschaftsinsel profitiert vom deutsch-chinesischen Künstleraustausch

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Die Dame auf der Liege sieht entspannt aus. Ihre Füße ruhen auf einem Massagegerät, das ihren Unterleib in rhythmische Schwingungen versetzt. „Das ist sehr gut gegen Störungen des Verdauungsapparats“, sagt Zhen Zhang. Der Stand des Berliner Heilpraktikers beim Fest „Feuer und Wasser“ auf der Freundschaftsinsel ist gut frequentiert. Herr Zhang versorgt die Zuschauer mit Massagegeräten, leitet zu Dehnungsübungen an und erklärt die Auswirkungen des Geräts auf den Fluss des „Qi“, der Vitalität und Lebenskraft verspricht.

Ein ganzheitlicher Ansatz findet sich auch im Konzept der fünften Auflage des Asiatischen Kulturfestes. Hier darf alles als Kultur verstanden werden, nicht nur die bildenden Künste. Selbst das Kochen werde in China als etwas Kunstvolles verstanden, sagt Jörg Näthe. Der Inselgärtner führt am Samstagabend die Besucher zu ausgewählten Pflanzen asiatischer Herkunft. Davon gebe es viele auf der Freundschaftsinsel, das sei der eigentliche Grund für das erste Festival gewesen, so Näthe. Vor fünf Jahren habe man mit 300 Besuchern angefangen, „heute haben wir bestimmt die Tausend geknackt“. Viel größer wollen die Initiatoren, der Verein der Freunde der Freundschaftsinsel sowie der Teehausgalerieverein, das Fest gar nicht werden lassen. „Es soll so ruhig bleiben“, sagt Näthe. Und mit ihrer Unterstützung von 6000 Euro – mehr als doppelt so viel als in den vergangenen Jahren – zeige die Stadt, dass sie am Erhalt des kleinen, aber feinen Festes interessiert sei. Das freue ihn sehr.

Das Konzept habe sich bewährt, neu in diesem Jahr ist eine Live-Koch-Show mit extra für das Fest aus Nanjing angereisten Köchen. Deren authentische Kochkunst kann angeschaut und verkostet werden: Gurkenkuchen, Hutpilze, Frühlingsrollen mit Garnelen oder Tofunudeln – die ausgehängten lautmalerischen Beschreibungen der exotischen Häppchen samt Zutaten und Zubereitungsart lesen sich wie lyrische Abhandlungen und machen viele Gäste neugierig. Süße Panda-Dumplings, Bao Bao wie aus dem Gesicht geschnitten, sind die Favoriten der Kinder.

Der Staudengarten der Insel präsentiert sich Samstagabend von seiner wandelbaren Seite. Hunderte Lichter, Kerzen, Lampions und Feuerschalen auf verschlungenen Wegen und in tief hängenden Zweigen, die beleuchteten Wasserspiele und nicht zuletzt die Wasserbegrenzung zu beiden Seiten geben dem Fest seinen Namen. Mit der Performance der Feuerkunstgruppe Raki als leuchtendem Abschluss ist mittlerweile jedes Jahr zu rechnen. Musik, Poesie und Märchen, ein Markt traditioneller Handwerke, Kung Fu- und Taiji-Vorführungen zum Mitmachen sowie eine chinesische Modenschau füllen das Abendprogramm.

Im Pavillon wird die Ausstellung des Malers Li Hai Wang eröffnet: Der renommierte Maler, der eigentlich als Vertreter der Moderne gilt, habe sich nach einem schweren Unfall wieder der gegenständlichen Malerei zugewandt, so Anette Mertens, Vorsitzende des Teehausgalerievereins. Sämtliche Werke der Sammlung „Zeichen und Bilder“, teils sehr realistische Landschaftsbilder und Gebirgsansichten, seien in einer kurzen Schaffensperiode entstanden. Li Hai Wang selbst war nicht anwesend, er habe kein Visum bekommen, sagte Mertens.

Unter den Festbesuchern sind nicht wenige Chinesen, die sich mit Freunden treffen und das heimatliche Flair genießen. „Die Kunsthandwerker – das sind richtige Profis, die haben mich sehr beeindruckt“, sagt ein junger Chinese, der extra aus Braunschweig gekommen ist.

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