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Von Jana Haase: Film statt Ferien

Der Potsdamer Levin Henning spielt den Pfarrerssohn Adolf im Cannes-Gewinnerfilm „Das weisse Band“ von Regisseur Michael Haneke

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Der Gang zum Friseur war das Schwierigste: Denn von den geliebten kastanienroten Haaren, die Levin Henning heute wieder bis in die Augen fallen, musste er sich für die Dreharbeiten zu „Das weisse Band“ trennen. Stattdessen bekam der zehnjährige Potsdamer einen schlichten Kurzhaarschnitt verpasst, genau so, wie er 1913/14 üblich war. In dieser Zeit spielt das Schwarz-Weiß-Drama von Regisseur Michael Haneke, für das Levin im vergangenen Sommer 40 Tage lang vor der Kamera stand. In dem Film, der gerade bei den Filmfestspielen im französischen Cannes mit der „Goldenen Palme“ ausgezeichnet wurde, spielt er den Pfarrerssohn Adolf.

Fünfmal musste der Friseur während des Drehs nachschneiden: „Weil meine Haare so schnell wachsen“, grinst Levin. Viel Text musste er für seine Rolle nicht lernen: „Adolf ist ein relativ zurückhaltender Junge“, beschreibt er seinen Part in dem düsteren Psychogramm einer Dorfgemeinschaft. Das Drehbuch dazu hat er komplett gelesen: „An zwei Tagen.“

Während Levins Klassenkameraden von der Dortuschule Sommerferien machten, fuhr er im August 2008 ins brandenburgische Netzow. Dort wurde der Film, den der Babelsberger X-Filme-Chef Stefan Arndt produzierte, zum großen Teil gedreht. Levins Eltern waren nicht dabei – dafür aber vierzig andere Kinder, die der Jungschauspieler zum Teil von früheren Projekten kannte. „Wir haben in einer Ferienanlage gewohnt“, erzählt Levin Henning.

Ferienstimmung wollte sich am Set trotzdem nicht einstellen: „Da geht alles nach Plan, es wird nicht gewartet“, erzählt Levin, der von einer Schauspielkarriere träumt, aber auch Gitarre spielt und Breakdance tanzt. Bis zu dreißig Mal konnte Regisseur Haneke eine Szene wiederholen lassen, ehe alles stimmte. „Heftig“ seien auch die zeittypischen Kostüme gewesen: Lederstiefel, Hosen bis zum Bauchnabel, eng zugeknöpfte Hemden. „Ich hatte manchmal das Gefühl, die Leute haben sich anders benommen in diesen Kostümen“, berichtet Levin. Erst am Abend war Zeit für Entspannung am Pool oder im Kino.

Dort sieht Levin am liebsten Filme mit seinen Vorbildern Matthias Schweighöfer („Keinohrhasen“) und Jürgen Vogel („Die Welle“) – oder Komödien von Til Schweiger. Dass er sich „Das weisse Band“ anschaut, wenn der Film am 12. November startet, versteht sich von selbst. „Bis jetzt habe ich nur Ausschnitte im Internet gesehen“, sagt Levin. Wie er sich fühlte, als er von der „Goldenen Palme“ erfuhr? „So ähnlich, als ob ich bei einem Casting gewonnen hätte“, sagt Levin: „Ich war erst überrascht, dann hab ich mich riesig gefreut.“

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