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Landeshauptstadt: Finanzierung nach biblischem Maß

Evangelisch-methodistische Kirche Gemeindebezirk Potsdam: Spenden statt Steuern

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Evangelisch-methodistische Kirche Gemeindebezirk Potsdam: Spenden statt Steuern Kirchen beherrschen seit Jahrhunderten die Silhouetten unserer Städte und Dörfer. Sie sind Zeugen einer geistig-kulturellen Entwicklung und offenbaren die Vielfalt des religiösen Lebens unterschiedlicher Konfessionen. Das gilt auch für die Landeshauptstadt Potsdam und ihre eingemeindeten Dörfer. Was aber geschieht heute in diesen Kirchen? Was bewegt die Menschen, die sich in einer Kirche zusammenfinden? Die PNN-Serie „Kirchliches Gemeindeleben“ geht diesen Fragen nach und versucht ein Bild zu zeichnen vom Engagement in den Kirchen der Stadt und ihrer neuen Ortsteile. Sie berichtet auch vom Zusammenspiel verschiedener christlicher Strömungen, die sich in der Ökumene wiederfinden. Heute: Evangelisch-Methodistische Kirche. Von Lutz Borgmann „Wir sind eine evangelische Freikirche. Wir unterscheiden uns nicht in der Lehre, wohl aber in der Organisationsform von der Evangelischen Kirche. Wer sich bewusst zum Glauben an Jesus Christus bekennt, kann sich in unsere Kirche als Mitglied aufnehmen lassen“, sagt Pastor Volker Bruckart von der Evangelisch-methodistischen Kirche, die im Ökumenischen Gemeindezentrum im Kirchsteigfeld zu Hause ist und mit der evangelischen Gemeinde die Versöhnungskirche als Gottesdienststätte nutzt. Der Begriff „Freikirche“ beinhaltet Unabhängigkeit von den Landeskirchen, in die man gleichsam hinein geboren wird, bedeutet Verzicht auf automatisch vom Lohn abgezogene Kirchensteuern und nicht zuletzt eine persönliche Entscheidung, die der Einzelne treffen muss. Die Evangelisch-methodistische Kirche, zu der in Deutschland mehr als 80000 Menschen gehören und weltweit rund 60 Millionen Menschen gezählt werden, fußt auf der Lutherischen Reformation und wird von einem Kirchenverständnis getragen, dem eine bewusste christliche Lebenshaltung zu Grunde liegt. Erneuerung war das Leitmotiv, unter dem sich vor 250 Jahren in England Studenten zum regelmäßigen Bibellesen und Gebet trafen. Sie unterstützten Arme und Kranke, besuchten Häftlinge. Wegen ihrer konsequenten Haltung, den Glauben in die Tat umzusetzen, wurden sie bald als „Methodisten“ verspottet. Durch Aussiedler gelangte der Methodismus über Irland nach Nordamerika, wo sich eine von England unabhängige Kirche bildete. Zurückkehrende deutsche Auswanderer brachten um 1830 den Methodismus nach Deutschland. In Potsdam gibt es seit 1898 Methodisten. Im Unterschied zu den Landeskirchen begründet die Taufe und Einsegnung noch nicht die Zugehörigkeit zur methodistischen Kirche. Das persönliche Bekenntnis, im Gottesdienst ausgesprochen vor der versammelten Gemeinde, ist die Voraussetzung. „Doch die freie Entscheidung führt zugleich in die Verbindlichkeit“, betont Pastor Bruckart. Wo der Staat nicht die Kirchensteuer einbehält, ist die Spendenbereitschaft des Einzelnen gefragt. Das „biblische Maß“ für die freiwillige Zahlung ist der Zehnte. Jeder kann sich selbst einschätzen. Doch wenn der Gesamthaushalt eines Jahres rund 38600 Euro beträgt, kommen durchschnittlich auf jedes Gemeindeglied 73 Euro im Monat. Das ist mehr als der Kirchensteuerabzug für die Landeskirchen. Persönlicher Einsatz ist in einer Minderheitskirche gefragt. Der Gemeindebezirk Potsdam zählt rund hundert Gemeindeglieder. Pastor Bruckart ist der einzige hauptamtliche Mitarbeiter. Alle anderen Aufgaben werden von Ehrenamtlichen getragen. Dazu gehört die Vorbereitung der monatlichen Gottesdienste und die Stadtteilarbeit, die gemeinsam mit der evangelischen Gemeinde durchgeführt wird. Im Stadtteilladen öffnet zweimal wöchentlich das Nachbarschaftscafé, verschiedene Kurse werden angeboten, und in Zusammenarbeit mit der Potsdamer Tafel werden jeweils mittwochs von 14 bis 15 Uhr kostenlose Lebensmittel an Bedürftige abgegeben. Auch die Gestaltung der Stadtteilfeste im Kirchsteigfeld ist Gemeinschaftsarbeit. Das nächste ist am Himmelfahrtstag am 20. Mai. Auch im Bereich des kirchlichen Unterrichts gehen die Kirchen miteinander. Die Christenlehre und der Konfirmandenunterricht werden für beide Kirchen gemeinsam gehalten. Zum Ende des Unterrichts werden die Jugendlichen erstmals in einem gemeinsamen Pfingstgottesdienst konfirmiert und eingesegnet werden.

Lutz Borgmann

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