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Wenigstens Erdbeeren. Bei Obstbauer Gerhard Neumann in Bornim wurde am Freitag die brandenburgische Erdbeersaison eröffnet. Die Freude darüber ist in diesem Jahr getrübt: Wegen Frostschäden rechnen die Obstgärtner mit massiven Ernteausfällen.

© K.-D. Gabbert/dapd

Landeshauptstadt: Finderlohn für Äpfel

Eröffnung der Erdbeersaison: Nach Trockenheit und Frost Anfang Mai erwarten die Obstgärtner 2011 massive Ernteausfälle

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Bornim - Der Frost kam über Nacht – und hat bei Brandenburgs Obstbauern verheerende Spuren hinterlassen. Kirschen sind innerhalb weniger Stunden braun geworden, die Blüten von Äpfel-, Birnen- und Pflaumenbäumen erfroren. Die Bilanz des Gartenbau Brandenburg e.V. nach der Frostnacht am 5. Mai 2011 ist alarmierend: Auf Grundlage einer Umfrage unter 44 Betrieben geht der Verband von 82,8 Prozent Ernteausfall bei den Äpfeln, knapp 80 Prozent bei den Süßkirschen, gut 70 Prozent bei den Sauerkirschen, 76 Prozent bei Pflaumen und knapp 62 Prozent bei den Erdbeeren aus. Geschätzter Erlösausfall: gut zwölf Millionen Euro.

Angesichts der ernsten Lage war die Eröffnung der Erdbeersaison für Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger (SPD) am gestrigen Freitag in Neumanns Erntegarten in Bornim kein Wohlfühltermin. „Wir haben noch nie so hart mit dem Wetter zu kämpfen gehabt wie in diesem Jahr“, sagte Manfred Kleinert vom Gartenbauverband, Chef der Obstscheune in Marquardt. Er forderte, es müsse „kurzfristige Hilfen“ von Land, Bund und EU geben, „damit wir unsere Leute nicht weiter entlassen müssen“. Gefragt seien neben dem Agrarministerium auch das Sozial- oder das Wirtschaftsressort. Alle Möglichkeiten müssten geprüft werden. „Wir brauchen Bürgschaften, damit unsere Betriebe bis zur nächsten Fruchtperiode überleben.“ Trotz der Ernteausfälle werde Personal gebraucht: „Wenn wir die Bäume nicht pflegen, haben wir nächstes Jahr nichts zu ernten“, mahnte Kleinert.

Trotzdem gibt es in Brandenburg in diesem Jahr Kirschen, Erdbeeren und andere Produkte, betonte er – die Obstbauern würden sich deutschlandweit austauschen, um den Erzeugerhandel auf den Obsthöfen aufrechtzuerhalten. Der Großhandel und die Industrie könnten aber nicht beliefert werden.

Obstgärtner Gerhard Neumann aus Bornim hatte wenigstens mit den Erdbeeren Glück. Weil er seine Felder mit Vlies abgedeckt hatte, hat es bei den Pflanzen jeweils nur die „Zentralblüten“, aus denen sich die ersten und größten Früchte entwickeln, erwischt – Neumann geht von 30 Prozent Verlust aus. Birnen und Äpfel wird es bei ihm in diesem Jahr dagegen gar keine geben: „Ich könnte eigentlich sagen, wenn jemand einen Apfel findet, bekommt er einen Euro“, sagt der Obstgärtner mit Galgenhumor. Auch Pflaumen werden mit geschätzten 88 Prozent Ausfall zur seltenen Ware. Neumann geht von einem Einnahmen-Minus von 250 000 Euro aus – in guten Jahren nehme er 450 000 Euro ein. Die Mitarbeiter arbeiteten verkürzt 15 Stunden, darüber hinaus geleistete Arbeit könne er derzeit nur mit Schuldscheinen vergüten.

In Werder sieht die Situation nicht besser aus: Dass das Obst „in dieser Größenordnung“ wegfriert, habe er in 43 Berufsjahren nicht erlebt, sagte Hans-Dieter Scheffel vom Werderaner Obst- und Gartenbauverein. Die gut 20 Vereinsbetriebe rechnen mit Ernteausfällen von durchschnittlich 90 Prozent. Auch in Markendorf (Teltow-Fläming) steht die Existenz der Obstbetriebe mit insgesamt 36 Angestellten auf dem Spiel, wie ein Obstbauer erklärte. Schon die Genehmigung, die Traktoren mit dem billigeren Heizöl statt mit Diesel betreiben zu dürfen, würde helfen, sagte er in Richtung Vogelsänger.

Der Agrarminister versprach, sich um Hilfe aus seinem Ministerium und im Kabinett zu bemühen und eine „Schulterschlusslösung“ zu finden. Ziel sei es, die Familienbetriebe zu erhalten, betonte er. „Das Land Brandenburg kann das nicht alleine stemmen“, sagte er aber auch.

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