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Betrug: Firma betrügt mehr als 1000 Schüler um Abi-Feiern - auch in Potsdam

Die Vorfreude auf den Abi-Ball war riesig, doch dann kam der Schock: Mehr als 1000 Abiturienten aus Berlin und Brandenburg wurden um ihre Abschluss-Bälle betrogen. In Potsdam betrifft es einen ganzen Jahrgang am Schiller-Gymansium in Drewitz.

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Potsdam/Berlin - Mehr als 1000 Abiturienten sind von einer Berliner Party-Agentur betrogen worden und können in diesem Jahr keinen Abi-Ball feiern. Mittlerweile sind mindestens 25 Schulen in Berlin und vier in Brandenburg betroffen - in Potsdam traf es die etwa 100 Abiturienten des Schiller-Gymnasium in Drewitz. „Der Fall zieht weitere Kreise“, sagte der Berliner Polizeisprecher Thomas Neuendorf am Mittwoch. Die Schüler seien um insgesamt mehr Hunderttausende Euro betrogen worden. Die Veranstaltungsagentur hat laut Polizei Geld von den Schülern kassiert, die geplanten Abi-Bälle aber nie organisiert. Für eine Stellungnahme war die Firma zunächst nicht zu erreichen.

Mehrere Schüler hatten für ihre Abi-Bälle bei einer Event-Agentur meist über das Internet ihre Partys gebucht. Das Geld hatten sie an die Firma schon überwiesen, kurz vor den Feiern mussten sie nach Angaben der Polizei aber feststellen, dass die Agentur die versprochenen Säle in Hotels oder anderen Festräumen nie reserviert hat. Dort war das Geld nie eingegangen. In einem weiteren Fall war der Betrug nach Angaben der Polizei aufgeflogen, weil Schüler über die Agentur eine Reise nach Spanien gebucht und noch immer nicht die notwendigen Reiseunterlagen bekommen hatten.

Rund 16.000 Euro hatten die Schüler des Potsdamer Schiller-Gymnasiums für die Ausrichtung ihres Abi-Balls im Berliner Palais am Funkturm überwiesen. Am Mittwoch war Isabell Poll fassungslos: „Für uns ist es die reinste Katastrophe“, sagt die frischgebackene Abiturientin pnn.de. Mitten in den Prüfungsstress war die Nachricht geplatz. „Wir hatten seit dem keine ruhige Minute mehr, sind nur noch am telefonieren, um noch eine Lösung zu finden.“ An Lernen war kaum noch zu denken, sagt auch Freundin Lucia Kürzederer. Schon vor eineinhalb Wochen hatten die beiden eine Vorahnung. Auf ihre Mails und Fragen an den Veranstalter gab es keine Antwort, auch nicht, als sie einen Anwalt einschalteten. Am Montagabend verbreitete sich die Nachricht dann über Internet. „Ein Freund hat mich über Facebook darauf aufmerksam gemacht“, sagt Kürzederer. „Ich dachte jetzt fällt alles aus.“ Nicht nur den Abi-Ball im prächtigen Funkturm-Palais hatten die Schüler über die Eventagentur gebucht, sondern auch eine Abi-Reise nach Kroatien. „Zum Glück haben wir das Geld für die Fahrt direkt an den Veranstalter überwiesen“, sagt die 19-Jährige. „Wir werden hoffentlich wenigstens fahren können.“ Hingegen sind die 16 000 Euro, die die 450 Ballgäste an „Easy Abi“ für die Feier überwiesen haben wohl weg. Der Berliner Polizeisprecher Thomas Neuendorf kann den Schülern kaum Hoffnung machen. Zwar sei er überzeugt, dass man die Verantwortlichen finden werde, das Geld wohl nicht. Bei der Polizei gingen gestern immer neue Anzeigen zu dem Fall ein.

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Der Berliner Rechtsanwalt Karun Dutta hofft, als Vertreter mehrerer Schüler, einen Teil des Geldes zurückzubekommen. Weil in Deutschland Sammelklagen nicht möglich sind, will Dutta Musterprozesse vor Gericht führen. Pro Schule könnte das dann jeweils ein Schüler sein. Dutta will so verhindern, dass einzelne Schüler klagen, weil das zu aufwendig und teuer sei für sie.
Die Event-Agentur mit Sitz in Berlin-Kreuzberg hat sich auf die Organisation von Abi-Feiern spezialisiert und hat weitere Büros in Essen, Hamburg und München. Viel ist über das Unternehmen nicht bekannt. Man prüfe nun, wie die Eigentumsverhältnisse seien und wer über welche Konten verfüge, sagte Polizeisprecher Neuendorf. Laut Polizei ist die Firma vor kurzer Zeit verkauft worden.
Einen Trost haben die Abiturienten, denn ganz ausfallen werden die meisten Abi-Bälle nicht. Einige Partys finden nun in den Schulen statt. In anderen Fällen haben Hotels günstigere Konditionen angeboten, damit dort trotzdem gefeiert werden kann. (mit dpa)

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