zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Fischen im Trüben

Langzeitarbeitslose räumen den Unrat in den Düsteren Teichen am Katharinenholz mit Wurfankern auf

Stand:

Bornstedt – Versenkte Eisenbahnschwellen, rostige Metallstücke, sogar das rund 150 Kilo schwere Rad eines Schützenpanzers hat Matthias Müller mit seinem an einem Seil befestigten Wurfanker aufgespürt und aus dem trüben Wasser vor sich gefischt. „Ohne dieses Hilfsmittel hätten wir manchen Müll nicht gefunden“, sagt er. Müller arbeitet noch bis Ende der Woche mit zwei Kollegen am Großen Düsteren Teich in der Nähe des Lindstedter Schlosses am Katharinenholz. Bis dahin soll das während dieser Jahreszeit recht flache Gewässer wieder müllfrei sein.

Die drei Langzeitarbeitlosen um Müller sind derzeit bei einem ABM-Projekt des Trägers Neue Sozialarbeit Brandenburg e.V. damit beschäftigt, die Landschaften im Norden Potsdams von umherliegenden Unrat zu beräumen. Von der Unteren Naturschutzbehörde der Stadtverwaltung erhielt der Verein nun die Aufgabe, den einen der beiden Düsteren Teiche kurzfristig zu säubern. „Eigentlich ist die Umgebung der beiden Gewässer ein geschütztes Feuchtgebiet“, sagt Heiko Wahl, Sachbearbeiter für die Schutzgebiete der Stadt, der die Teichentmüllung fachlich begleitet. Zudem sei das Gebiet im Frühjahr der größte „Massenlaichplatz“ für die von der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützten Erdkröte – und Nistplatz für seltene Vogelarten.

Doch das Idyll ist bedroht. Denn jeden Sommer sinken am kleinen und großen Düsteren Teich die Wasserpegel, weil sie in einer natürlichen Abflussrinne liegen – die übrig bleibenden Tümpel laden dann zum illegalen Ablegen von Müll ein, zumal die Umgebung der beiden Gewässer zwischen Erlen und Weidengebüschen recht abgelegen erscheint. „Nächstes Jahr soll der kleinere der beiden Teiche renaturiert werden, weil er inzwischen wirklich auszutrocknen droht“, sagt Wahl. Daran sei unter anderem der Müll schuld. Über die genauen Kosten für das Projekt, dass rund zwei Monate dauern soll, kann der Naturschutzexperte der Stadt allerdings noch keine Angaben machen: „Dazu wird gerade ein Gutachten erstellt.“

Gleichzeitig lobt Wahl die Arbeit der Männer um Matthias Müller. Die Idee, mit einem Anker in den trüben Gewässern nach Müll zu fischen, sei aus der Gruppe selbst gekommen – mit einem Boot hätten viele der schweren Müllteile gar nicht aus dem schlammigen Teichgrund geborgen werden können, ist sich Heiko Wahl sicher. Auch Sozialbeigeordnete Elona Müller befürwortet das Projekt: „Es ist wichtig, dass die Beschäftigten danach einen Sinn und den Wert ihrer Arbeit erkennen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })