Landeshauptstadt: Flade: „Kirche zeigt, wo sie anwesend sein will“ 2. Kolloquium „Der andere Geist von Potsdam“
„Kirche zeigt in den letzten 14 Jahren einige Alternativen zum Herrschafts- und Machtgebaren und Gemeinden scheuten die Konflikte nicht, weil sie zum Leben gehören“, sagte Annette Flade, Ausländerseelsorgerin im Kirchenkreis Potsdam. Anlass war die Tagung „Erfahrung und Verantwortung – die Evangelische Kirche in Potsdam seit 1945“, die als 2.
Stand:
„Kirche zeigt in den letzten 14 Jahren einige Alternativen zum Herrschafts- und Machtgebaren und Gemeinden scheuten die Konflikte nicht, weil sie zum Leben gehören“, sagte Annette Flade, Ausländerseelsorgerin im Kirchenkreis Potsdam. Anlass war die Tagung „Erfahrung und Verantwortung – die Evangelische Kirche in Potsdam seit 1945“, die als 2. Kolloquium innerhalb der Reihe „Der andere Geist von Potsdam“ am Sonnabend im Alten Rathaus stattfand und eine Kooperationsveranstaltung der Rosa–Luxemburg-Stiftung Brandenburg, des Potsdamer Stadtkirchenpfarramtes und des Berliner Institutes für Staat-Kirchen-Forschung war. Die Theologin zeigte „Alternativen und Konflikte“ anhand der Entwicklung der Evangelischen Kirche in Potsdam und ihre vielfältige Arbeit von 1990 bis heute auf. Sie erinnerte an die Aufbruchstimmung Anfang der 90er Jahre, in denen sich Aktivitäten entwickelten, die anders als in den Jahren der DDR öffentlich waren. Unter den Leitwörtern „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ sei die Kirche nicht nur vor Ort in der Gesellschaft wahrgenommen worden. So erinnerte Annette Flade an die Frauengruppe in der Babelsberger Kirchengemeinde, die bereits damals langjährige ökumenische Kontakte pflegte und der ein solidarisches Miteinander in einer Welt nichts Neues war. Mit Plakaten und Infozetteln protestierten die Frauen vor Gemüseläden, keine Früchte der Apartheid aus Südafrika zu kaufen. „Gerade hatten wir die lang ersehnten Bananen, da kamen wir als Christinnen und machten die süßen Früchte sehr sauer.“ Und das, weil sie meinten diese Unrechtssystem müsse boykottiert werden, weil Glaube, Gerechtigkeit und Kaufverhalten etwas miteinander zu tun haben. Aus dieser Initiative entwickelte sich ein Eine-Welt-Projekt. Zudem haben sich zwei weitere so genannte Weltläden vor dem gemeindlichen Hintergrund in der Stadt gegründet, die neben dem Verkauf von fair gehandelten Produkte auch Aufklärungsarbeit leisten. Zur vielfältigen Arbeit von Kirche vor Ort zählte Flade auch die täglichen Friedensgebete auf dem Platz der Einheit anlässlich des Golfkrieges 1990/91, die Gründung des Diakonischen Werkes 1993 oder auch die Schaffung des Stadtkirchenpfarramtes unter anderem mit dem Projekt Versöhnungszentrum in der wieder aufgebauten Garnisonkirche und die seit acht Jahren bestehenden Stelle für Ausländerseelsorge. Und das trotz eingeschränkter finanzieller Mittel. „Damit hat Kirche gezeigt, wo sie anwesend sein will.“ Die Seelsorgerin wies darauf hin, dass sowohl kirchenintern und von außen immer wieder Fragen gestellt würden, ob die Arbeit mit Flüchtlingen überhaupt Aufgabe der Kirche sei. Ihrer Meinung nach liegen hier die Wurzeln christlichen Handelns. Hierzu gehöre auch das Gemeinde Kirchenasyl. Entäuscht zeigten sich die Veranstalter bezüglich der verhaltenen Resonanz eines Publikums gehobenen Alters. Ulrike Strube
Ulrike Strube
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: