Landeshauptstadt: Flatternde Mosaiksteine
Falterzählung in Babelsberg fiel am Sonnabend ins Wasser / Regelmäßige Zählungen geplant
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Babelsberg – Wenn sich demnächst im Park Babelsberg Menschen querparkein durchs hüfthohe Gras schlagen, mit Stift, Papier und Bestimmungsbuch bewaffnet, abwechselnd nach rechts, links und oben schauend, sorgfältig die Schritte zählend, dann gibt es für Gartendirektor Michael Rohde ausnahmsweise keinen Rabattenläuferalarm: Denn es sind nur Schmetterlingszähler, die da mit Genehmigung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten ihres Amtes walten und die flatternden Parkbewohner beobachten und bestimmen. Am vergangenen Sonnabend gingen die Falterzähler die neue Beobachtungsstrecke erstmals gemeinsam ab. Bei strömendem Regen ließen sich die eigentlichen Objekte des Interesses allerdings nicht blicken.
Aber die Falterzählung ist auch keine einmalige Aktion, wie Schmetterlingskundler Matthias Kühling, von Beruf Geoökologe an der Universität Potsdam, erklärte. Den ganzen Sommer über will der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), unterstützt vom Naturkundemuseum Potsdam, regelmäßig Zählungen im Park Babelsberg durchführen. Beteiligen kann sich jeder. Das nötige Wissen erlange man vor allem durch Übung und Erfahrung, so Kühling.
Das Projekt ist Teil einer bundesweiten Aktion: Gesammelt werden die Schmetterlingsdaten am Umweltforschungszentrum in Leipzig. Das wiederum ist vernetzt mit den nationalen Erfassungsstellen verschiedener europäischer Länder – von Portugal bis Finnland werden die Falter gezählt.
Warum die schönen Insekten eine solche Aufmerksamkeit genießen, erklärt Jost Kremmler von der BUND-Kreisgruppe Potsdam: Die Daten über Schmetterlingsvorkommen seien „ein Mosaikstein im Hinblick auf den Klimawandel“. Anhand des Saisonflugbeginns und der Verbreitungsgrenzen von verschiedenen Schmetterlingsarten könne man Erkenntnisse über die globale Erwärmung gewinnen, so der Physiker.
In Babelsberg sei die Anzahl der Schmetterlingsarten „relativ überschaubar“, sagt Matthias Kühling: „Deswegen eignet sich das Gebiet gut für Laien.“ Die Beobachtungsstrecke ist zirka 300 Meter lang. Gezählt wird nur bei bestimmten Witterungsbedingungen. Dann könne man auf einer Tour bis zu 50 Tiere sehen, so der Falterexperte. Jana Haase
Weitere Infos bei der BUND-Kreisgruppe Potsdam unter Tel.: (0331) 23 70 01 41.
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